Es ist auch kein Problem, das anzuerkennen, dass Frauen sich durch dieses Etikett objektifiziert fühlen. Offensichtlich lehnen Frauen es ab, so bezeichnet zu werden.
Die Generalisierung ist allerdings schwierig: Ist es immer und überall und bei jedem ausschließlich immer nur Objektifizierung? Das hängt immer davon ab, welche Bedeutung eine konkrete Person diesem Etikett beilegt. Und das kann unterschiedlich sein. Es kann sein, dass dieses Etikett einfach nur gedankenlos verwendet wird. Es kann aber auch sein, dass jemand so etwas sehr bewusst benutzt und gerade auch die Objektifizierung in den Vordergrund stellt. Aber was gemeint ist, ist eben eine Frage des Einzelfalls.
Wie andere schon gesagt haben: Es kommt auch darauf an, ob man sich so gegenüber einer Frau äußert und in welchem Kontext. Auch hier gilt: Die allermeisten Frauen haben nicht gerade darauf gewartet, dass irgendein zufälliger Mann ihnen mitteilt, dass er gerne mit ihr Sex haben möchte. Daher ist es wohl kaum unstrittig zu sagen, dass sich das nicht gehört, einfach so eine Frau als Milf zu bezeichnen.
Doch selbst hier kann man noch differenzieren. Tut einer das immerzu, also systematisch? Oder passiert das mal, ist aber eher die Ausnahme? Dass einer das in einer bestimmten Situation tut, ist jedenfalls nicht ausreichend, um auf ein gefestigtes, sehr enges Frauenbild zu schließen. Es kann sein, dass das einer ist, der Frauen generell objektifiziert, aber es muss nicht so sein.
Es wurde ja schon gesagt, dass es auch darauf ankommt, ob so ein Mann in der Lage ist, in der konkreten Interaktion die Frau als Mensch mit allen Facetten wahrzunehmen oder nicht. Spricht jemand dauerhaft Frauen Kompetenzen, eigene Wünsche, die sexuelle Selbstbestimmung ab oder nicht? Das sollte beim Urteilen einbezogen werden. Ob das so ist oder nicht, das lässt sich nicht anhand eines Wortes ablesen.
Insofern muss man schon unterscheiden: Wie nehme ich die Bezeichnung Milf wahr, was bedeutet sie für den Nutzer solcher Etiketten? Und so kann es eben einen Unterschied geben zwischen der von Frauen wahrgenommenen Frauenfeindlichkeit und dem, was ein bestimmter Mann, der das Wort genutzt hat, wirklich über Frauen denkt.