„Es gibt doch die Hoffnung, dass man Vorurteile zivilisatorisch zähmen kann. Eine Lösung ist doch, dass Männer das Erscheinungsbild von Frauen nicht immer kommentieren, schon gar nicht in dem Sinne, wie es laut EP erfolgt ist. Sprich: Die Klappe halten, die eigenen Bewertungen für sich behalten.
So einfach ist das nicht.
Ja, Zivilisation ist der Versuch diese Elemente zu zähmen. Dennoch wirken sie in uns. Ich glaube, das auch Schweigen/ Klappe halten nur Symptombehandlung einer Ursache ist die nicht aufhört zu existieren weil sie Teil der Menschlichen Natur ist.
Wir haben hier schon gelesen, das die Abwertung ohne Worte schon vollzogen wird. Und ist man da vorgeschädigt interpretiert man eine Abwertung durch jemand anderes schon im Vorrauseilenden Gehorsam hinein. Allein die Vorstellung das jener anders gehandelt hätte wenn ich andere Haarpracht hätte wird dann schon zum Problem. Auch das ist allzu menschlich.
Ich glaube es bleibt immer eine Ambivalenz. Und letztenendes muss es auch so sein. Ich habe Mitgefühl, weil auch ich verachtet wurde. Also ist es wichtig, das ich verachtet wurde, auf das ich Mitgefühl entwickle. Und deine erlebte Verachtung ist ebenso wichtig. Nur deshalb hast du Mitgefühl für Andere.
Ich meine das jetzt ganz deutlich ernst: Eigentlich wünsche ich mir eine Gesellschaft, die auf Mitgefühl basiert. Und die Crux ist (und das finde ich auch irgendwie blöd), damit jeder Mitgefühl zeigen kann, muss er auch gelitten haben, irgendwo und irgendwann in seinem Leben. Das wäre keine Gesellschaft des Erfolges, sondern der Verletzlichkeit.
Nur dummerweise haben wir eine Gesellschaft des Erfolges und der Stärke. Heißt, vermeide verletzt zu werden und begrüße es nicht.
Was zwangsweise zu einer Gesellschaft der Härte führt. Also: Ich wurde nicht verletzt und weiß daher nicht wie es sich anfühlt, und deswegen stell dich nicht so an.
Solange die Gesellschaft so tickt, sie eigene Verletzungen nicht begrüßt, solange unterliege auch ich dieser Gesellschaft und muss mir Härte antrainieren, sonst geh ich kaputt.