Also gegen 40 ist nix mehr so locker, vorallem wohl weil fast nix so kam, wie als Teenager erträumt.
Das ist allerdings auch typ- und umgebungsabhängig.
Es hängt ganz entscheidend vom eigenen Wesen ab, wie man sich selbst, andere und die Beziehung mit Menschen erlebt. Das eigene Alter muss da keine Rolle spielen.
Vom eigenen Wesen sind auch die Umgebung und die Menschen darin (u.a. Freunde) abhängig. Menschen, die ähnlich fühlen, leben und erleben, finden sich zusammen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Bin ich "locker" mit dem Thema Beziehungen, finde ich auch Menschen, die das ebenso erleben. Diese Änderung des Empfindens geht aber von mir allein aus, nicht von anderen. Erst muss ich meine neuen Ansichten entwickeln, dann ändert sich mein Leben.
Ich selbst habe auch so einiges erlebt, und die Erfahrungen haben aus mir den Menschen werden lassen, der ich heute bin. Mit all diesen Erfahrungen bin ich mir meiner heutigen Gefühlen viel sicherer, bin viel klarer mit mir selbst und auch im Umgang mit anderen Menschen.
So klar die Liebe, die ich erfahre, heute ist, hätte sie im Teenageralter nicht sein können. Intensiv war sie damals auch, aber sie hatte ständige Unsicherheitsfaktoren, die es heute nicht mehr so gibt.
Heute erlebe ich, was ich mir als Teenager wohl gewünscht habe. Romantik, Nähe, Offenheit - eben keine "Spielchen", dafür aber ein Wissen um die Liebe und eine Aufrichtigkeit, der ich heute ganz selbstverständlich vertrauen kann, weil ich MICH im Laufe der Jahre besser kennen gelernt habe. Und Gefühle, die intensiv und so einfach sind - einfach DA sind, ohne dass einer weichen möchte oder sich unsicher fühlt.
Wird diese Liebe ewig halten?
Das weiß ich nicht, aber ich habe keine Angst davor, dass sie einmal zuende gehen könnte. Ich habe keine Angst davor, dass ich irgendwann vielleicht nicht mehr geliebt werde.
Damit will ich nur zeigen, dass es auch die andere Möglichkeit gibt: dass es nämlich mit den Jahren auch einfacher werden kann. Bei mir musste dem aber eine Zeit des "Selbststudiums" voraus gehen - also gänzlich raus aus Beziehung (kein innerer Wunsch mehr danach) und die Zeit nutzen, sich selbst zu betrachten und zu erkennen. Offenbar hatte ich mich zuvor mittels Beziehungen immer davon abgelenkt, mich selbst kennen und schätzen zu lernen.
Nun - das war MEIN Weg, und ich stelle für mich, dass es ein guter war. Im Leben geht aber jeder Mensch seinen eigenen Weg, also passt meiner vielleicht nicht zu anderen.
Noch ein Wort zum "Spiel" mit Nähe und Distanz:
Ich glaube, bei den meisten Menschen ist das kein bewusstes Spiel, sondern ein unterbewusstes Zurückziehen und Hervorkommen. Wie die meisten, habe auch ich das im Laufe meines Lebens so kennen gelernt und nehme mich auch nicht aus, es selbst so gemacht zu haben.
Heute halte ich mich kaum in der Lage, eine Beziehung einzugehen, in der ein solches Verhalten an der Tagesordnung ist. Ich kann eine Beziehung leicht loslassen, selbst wenn ich für den Menschen Gefühle habe. Aber Gefühle zu haben bedeutet für mich heute nicht mehr, dass ich mein Leben an ein Verhalten anpasse, das ich gar nicht mitleben möchte.
Ergo verzichte ich auf die Beziehung, wenn zu sehen ist, dass die Beziehung nicht lebbar ist. Lieben kann ich diesen Menschen trotzdem.
Viele Grüße
Chennai