@seeleverschenkt
Bitte, mal ganz im Ernst: Was soll ich mit einem Mann, der ganz anders lebt, ganz anders genießt, ganz andere Freuden hat, als ich?
Wofür soll ich da eine Beziehung aufbauen, nur um letztendlich doch alles alleine zu machen, was mir Spass macht?
Mir scheint, daß wir hier gerade zwei Dinge vermengen, die miteinander nichts zu tun haben: Hobbies und Beziehungsballast.
Wofür ich mich in meiner Freizeit interessiere, das hat relativ wenig mit meinem Beziehungsproblem zu tun, das ich mit mir herumschleppen mag, oder? Der einzige Fall, der mir dabei einfallen würde, war ein wirklich pathologischer Narzist, an den ich mal geraten bin, der die ganze Auswahl an "repräsentativen" Hobbies hatte (Extrembergsteigen und Ölbilder aus der Phase des Surealismus sammeln und auf der Suche nach dem richtigen Sportwagen), weil er eben extrem selbstunsicher war und das kompensieren mußte. Es hat ewig gedauert (als platonischer Kontakt), bis ich dahinter kam, daß er a) von Malerei eigentlich keine Ahnung hat und sich garnicht dafür interessiert, b) schon ewig keine Berge mehr besteigt, weil ... naja ... ist halt anstrengend und kostet Zeit und so und c) bei dem ironischen Vorschlag, wie es mit einem VW Passat wäre, immerhin würde er doch langsam an Familie denken sollen, ausgesprochen empfindlich reagierte. Und mit Kritik sowieso nicht umgehen konnte, Paranoia etc.
. In DEM Fall ja, da hat das Beziehungsproblem sich auf die Hobbies ausgewirkt, aber ich kenne auch jemanden, der kein Selbstdarsteller ist, sondern absolut beziehunsgfähig und tatsächlich als Hobby aus Spaß an der Freude solche Klettertouren macht, Leute die Öl sammeln oder malen, selbst beruflich. Und davon ist niemand als Mensch "kaputt".
Also zu sagen "ich bekomme von Männern meines Beuteschemas die Nähe nicht, die ich brauche, aber die mir die geben wollen würden oder könnten, sind alle alte Volksmusik-Opas" - da macht man es sich ein wenig einfach oder? Aber wenn diese Herangehensweise nicht unglücklich macht, kann man das natürlich beibehalten.
Und es ist halt so, dass ich zwar auf einige "normale" Männer anziehend wirke (die haben einen verborgenen morbiden Charakter), aber dennoch kann ich nicht aus meinem Beuteschema aussteigen.... ich kann mir nicht befehlen: He verlieb dich in den, der könnte ausnahmsweise mal normal und ehrlich sein..... Könnt ihr euch das befehlen?
Hier liegt der Hase vielleicht im Pfeffer: was macht Dich denn für Männer mit morbidem Charakter anziehend? Welche Eigenschaft/Verhaltensweise ist das? Und was bedeutet "normal" und wie kommst Du auf die Idee, das nicht wo einer ist (Du mit Deinem Nähebedürfnis) auch mehr sind. Aber wenn ihr beide nach dem "Konfliktpartner" sucht, um das selbe Ding wieder und wieder durchzuziehn, jeder in seiner alten Rolle, werdet ihr Euch natürlich nicht finden.
Und wie ich schon sagte: das hat nichts damit zu tun, rational mal schnell umzuschalten von Schema A zu B. Sondern zu erkennen, welchen Ballast man mit sich rumschleppt, der Sehnsüchte nach Personen mit Macke A erzeugt. Und dann den EIGENEN Ballast zu entsorgen.
Was leider extrem selten dadurch passiert, daß Du mit Person mit Macke A zum 100.000ten Mal das selbe alte Spiel durchziehst - aber DIE Erkenntnis hast Du auch schon, wenn ich Dich richtig verstanden habe.
Nur heißt das dann, daß Du SELBST rauskommen mußt aus dem eigenen Teufelskreis. Durch Therapie in letzter Instanz, aber auch Ehrlichkeit und Offenlegung vor sich selbst, teilweise brutal ehrliche Freunde, Hauptsache man akzeptiert mal, daß man sich selbst seine "Anziehungspunkte" schafft, weil man genau da ... kaputt ist.
Also das alte Schema, daß Du suchst, was Du als schmerzhaft empfindet, weil Du diesen "Fehler" überwinden möchtest?
Das jedenfalls in sich zu überwinden, dauert. Aber in dem Moment, wo Du damit anfängst, das aufzuarbeiten, hört die Anziehungskraft der Macke A auf. Und werden andere Menschen interessant. Die haben vielleicht Macke B, was auch Mist sein könnte.
Nur habe ich für mich feststellen können, daß, wenn man erstmal gelernt hat, sich selbst von "pathologischen" Anziehungspunkten zu trennen, die einem eben NICHT gut tun, sondern einfach nur immer wieder das alte, ungelöste Problem aufwärmen, dann kann man viel leichter beim nächsten unguten Anziehungspunkt aus dem Mechanismus raus. Und wird langsam frei davon, durch die Vergangenheit gesteuert ständig den selben Fehler zu wiederholen ...