Steile These: Verringert SM das Machtgefälle?
Hallo alle zusammen!Meine Frage richtet sich vornehmlich an jene, die sich in erster Linie ganz klar dem SM zuschreiben.
Ich habe in den letzten 1-2 Jahren ein paar BDSM-Events besucht und auch 2-3 Stammtische waren dabei. Dort konnte ich immer viel munteres Treiben beobachten. Eines ist mir dabei immer wieder aufgefallen: In den meisten Fällen, konnte ich wirklich so überhaupt gar keine "Spannung" bzw. eine spürbare/sichtbare D/s-Dynamik wahrnehmen. Auch ist mir eine interessante Korrelation (NICHT Kausalität) aufgefallen: Je stärker wirkliches SM praktiziert wird, desto weniger D/s-Faktor scheint mir oft vorhanden zu sein. Oft wirkt es auf mich sogar so, als würden die beteiligten Personen eher miteinander "herumalbern", als dass es da wirklich um "grenzenlose" Lust, Hingabe und von Unterwerfung und Unterwürfigkeit getragene Spannung/Dynamik geht. Das meine ich auch überhaupt nicht wertend, da ich mal davon ausgehe, dass die meisten Leute schon wissen werden, was sie tun und wollen. Es ist einfach das, was ich permanent beobachte.
Mir ist klar, dass SM nicht mit D/s gleichzusetzen ist und das eine das jeweils andere nicht zwangsläufig impliziert, jedoch hängen diese beiden Dinge ja doch schon oft zusammen. Und es wird im Kontext von SM idR auch immer von einem Machtgefälle gesprochen und geschrieben. In der Praxis scheint mir das aber weit seltener in Kombination miteinander aufzutreten, als es all die Theorie vermuten lassen würde. Zumindest demnach, was ich eben bisher so beobachtet habe. Warum ist das so?
Ist es wirklich so, dass der Großteil der SM'ler überhaupt gar kein Interesse an einem Machtgefälle hat?
Oder kann es sein, dass das Level an SM vllt. sogar dem D/s-Level entgegensteht? Denn die Situationen, in denen ich wirklich das Gefühl hatte (ob selbst beteiligt oder nur in beobachtender Rolle), dass die Luft förmlich brennt, waren ausschließlich Begegnungen, in denen (nahezu) ausschließlich mit Kommunikation - nonverbale als auch verbal - gearbeitet wurde.
Kann es sein, dass es oft vllt. auch gerade den dominanten Part unterbewusst hemmt, das Gegenüber zusätzlich zu unterwerfen oder gar zu erniedrigen, wenn man doch schon mit physischer Gewalt auf dieses einwirkt? So nach dem Motto: "Ich tue ihm/ihr ja schon körperlich weh, da muss ich ja jetzt nicht noch auf zusätzlichen Ebenen noch einen draufsetzen."
Wie schon eingangs erwähnt, richtet sich meine Frage vornehmlich an SM'ler, da ich das selbst schlecht beurteilen kann. Für mich persönlich sind SM-Elemente eben eher eine Art "Beiwerk" oder "Nebeneffekt", die lediglich als Mittel zum Zweck oder gar bloß als Ausdruck bzgl. D/s-Dynamik dienen und keinesfalls unabdingbar sind. Mir geht es halt rein ums Machtgefälle und das kann eben mit aber auch gänzlich ohne SM-Elemente auskommen bzw. herbeigeführt werden. Daher wäre es für mich persönlich vom Lustgewinn her kein Unterschied, ob SM ohne jegliche D/s-Dynamik betrieben wird, oder man einfach eine Runde Karten miteinander spielt. Das eine ist halt für mind. 1 Person bloß mehr mit Schmerzen verbunden. ^^
Und da wir ja nicht alle gleich ticken, geht das ganze natürlich auch andersherum. Ich bin nur überrascht, in welcher Häufigkeit das stattzufinden scheint. Ich hätte einfach vermutet, dass SM ohne wirkliche D/s-Dynamik eine absolute Seltenheit ist. Und wenn dem eben nicht so ist: Wieso wird SM dann in aller Regel mit D/s zusammen in einen Kontext gebracht? Und das eben nicht nur von Außenstehenden, sondern vor allem von Leuten, die voll in der Materie drin sind.
Also noch mal zusammenfassend:
Was sagen die, die es wissen müssen?
1) SM wirklich so oft ohne jegliches Interesse an D/s?
2) Oder wirkt SM evtl. sogar als "D/s-Hemmer"?
Das würde mich wirklich mal interessieren.
Vielen Dank und liebe Grüße.