Ich habe eigentlich immer gerne vorgelesen.
Das fing schon auf dem Kinderspielplatz an, wo ich voller Stolz den anderen aus meinem ersten eigenen Buch - in riesiger Schreibschrift gedruckt - vorlas. Das hieß: Peppi aus dem Urwald
Später mit 15 auf dem Internat unter uns Jungs z. B. aus Shere Hites 'Das sexuelle Erleben der Frau'. Ich hatte mir damals ihre ersten beiden Bücher und Kinseys 'Das sexuelle Verhalten der Frau' gekauft um mich zumindest in der Theorie schon mal vorab mit der weiblichen Sexualität, bestehenden Wünschen, Fantasien, Erfahrungen etc. vertraut zu machen. Den meisten meiner Mitschüler waren die Bücher im Gesamttext zu Dröge. Aber besonders 'einschlägige' Stellen ließen sie sich gerne vorlesen.
Meiner ersten Freundin - anfangs sehr Mainstream denkend - las ich mit 17 weite Teile von James A. Micheners 'Die Kinder von Torremolinos' vor. Ein Buch das meine Sicht auf die Dinge auf einer anderen Ebene genauso prägte wie die Bücher von Shere Hite die ich mir im Laufe der Jahre direkt nach Erscheinen alle kaufte.
Ich erinnere mich gerne daran wie sie damals, den Kopf auf meinem Oberschenkel gebettet, auf der Couch liegend, mit geschlossenen Augen meiner Stimme lauschte.
Später kamen mit den Kindern erst Märchen, dann auf Freizeiten 'Quatschmärchen'.
Damals fuhren wir (etliche Stino Paare mit Kindern) oft auf Reiterhöfe, in Jugendherbergen und Spaß-Ressorts. Ein oder zwei Paare blieben übern Tag als Ansprechpartner bei den Kiddys, der Rest hatte Freizeit und unternahm irgend etwas.
Dort las ich dem Nachwuchs gerne besagte Quatschmärchen vor. Da wurde bei Schneewitchen z. B. der Jäger zu einem Holzfäller, die böse zu einer liebenden Stiefmutter, tauchte plötzlich Rapunzel in der Geschichte auf usw. Die Kinder hatten einen Heidenspaß dabei diese Fehler zu erkennen und lautstark zu bemängeln.
Später lasen meine Frau und ich unserem Kind gemeinsam die ersten Harry Potters vor. Sie übernahm die weiblichen Stimmen, ich die männlichen. Beides in verschiedenen Tonlagen um die Protagonisten unterscheidbar zu machen.
Als ich Anfing nach Märchen, Sex and Crime, Abenteuer auch rein erotische Geschichten zu schreiben las ich die gerne meiner damaligen Partnerin vor und sie hörte ebenso gerne zu.
Irgendwann gingen wir dazu über ihre Fantasien oder auch besonders schöne/intensive Sexualkontakte später gemeinsam in Worte zu fassen. Ich las ihr also vor was ich bislang geschrieben hatte und sie verbesserte mich wenn ich ihr Empfinden falsch beschrieben hatte.
Ihr las ich auch gerne aus den Büchern von Aishling Morgan vor. So herrlich primitiv dass sie schon wieder gut sind. Von der Grundidee/dem Plot her sowieso fast immer.
Und da sich ähnlich wie in de Sades 'Justine' sexuelle Beschreibung von z. B. Spanking oder AV immer wieder fast wortwörtlich wiederholten kannte man die kommenden Texte nahezu auswendig. Wir machten uns also einen Spaß aus --- Ich. Kunstpause beim Vorlesen. Sie. Füllt diese Pause mit dem ihr bereits bekannten Text.
Ähnlich wie in den Beiträgen oben schon beschrieben machte es uns aber auch immer Spaß wenn sie in einer Session FEHLERFREI vorlesen musste. Hier gerne aus frühen Ausgaben/Übersetzungen von z. B. Jack London, Hugo Bettauer, Edgar Rice Burroughs...
Dieses alte längst vergangene Deutsch ist - wenn ungewohnt - gar nicht so einfach flüssig zu Lesen.
Oder auch bestimmte Stellen aus Hermann Rauchers 'Frühling einen Sommer lang'. Und wehe sie wagte es dabei nicht voll Ernst zu bleiben.
Fast unmöglich bei der Szene im Kino, in der er denkt er sei am Ziel seiner Wünsche, und sie sich wundert was er an ihrem Ellenbogen so dolle findet. Aber entsprechender Humor findet sich an vielen Stellen des Buchs.
Etwas außerhalb des Themas:
Richtig gut gelacht haben wir als uns ein Ex meiner Frau für etwa eine Woche besuchte und uns in einer Buchhandlung laut aus einem damals populären Buch (das mit dem Sperma auf der Pizza) einige besonders 'besondere' Stellen vorgelesen hat. Der Typ war echt ne 'jecke Doll' und wir hatten trotz des eigentlich sehr traurigen Grund seines Besuchs jede Menge (sexfreien) Spaß in dieser Woche.