„Männer gehen zum Beispiel nicht deswegen seltener rechtzeitig zum Arzt, weinen seltener oder bringen sich häufiger um, weil sie fragil wären- sondern weil sie ein tradiertes Bild von Stärke aufrecht erhalten wollen (oder glauben, das zu müssen)
Wer diese These irgendwann mal aufgestellt hat, hat mal so gar keine Ahnung von Männern.
Als wenn Männer auch nur einen Gedanken daran verschwenden würden, irgendein Bild von Stärke aufrechterhalten wollen, in dem wir seltener rechtzeitig zum Arzt gehen (was in der Tat so ist, aber aus ganz anderen Gründen).
Das widerspricht auch dem gängigen Bild (das sicher nicht unbegründet ist), dass wir Männer bei einem Männerschnupfen/bei ner Männergrippe immer nur knapp dem Tode entkommen.
Ein starkes Männerbild erhalten zu wollen und bei einem Männerschupfen zur Heulboje zu werden, schließt sich so ganz leicht aus. Das passt also nicht zusammen.
Und ja, Männer weinen weniger. Aber es ist hinlänglich bekannt, dass Männer weniger emotional veranlagt sind und weniger emphatisch sind als Frauen...auch wenn mir ständig die Tränen fließen bei Wiedersehenssendungen...super nervig.
Daraus zu konstruieren, dass Männer das seltener tun, weil wir keine Schwäche zeigen wollen, ist schon sehr fantasiereich.
Wenn uns was wirklich berührt, weinen auch wir, es gibt halt nur weniger, was uns derart berührt und mit unterdrücken ist da irgendwann auch nix mehr.
Das können weder Männer noch Frauen, wenn ihre Welt gerade mächtig erschüttert wird.
Auch die höhere Selbstmordrate (die dem Mythos des aufrechterhalten eines starken Männerbildes komischerweise diametral entgegensteht, da Selbstmord gesellschaftlich als schwäche/Flucht wahrgenommen wird) ist mit der Veranlagung easy widerlegbar.
Wir wissen, dass Männer in der Regel in ihren Entscheidungen extremer und konsequenter sind, was zu der erhöhten Selbstmordrate führt.
Das Suizid besonders männlich sein soll, wäre mir neu.
Das aber nur mal so in den Raum geworfen, weil ich es schon öfter gelesen habe und es ziemlich unbedacht finde, beim heutigen Erkenntnis und Wissensstand.
Ich lese dann mal weiter, ob ich noch so eine Stilblüte finde.
Setze das Wollen mit unbewusst konditioniert gleich, dann werden die Beispiele etwas klarer.
Von dem ständigen Wollen kann nicht ausgegangen werden, dass Männer solch Re(aktionen) zeigen.