Nun, ich würde Anfang 30 zwar nicht als "fortgeschrittenes Alter" bezeichnen, aber als ich damals meiner bisexuellen Seite nachgab, von der ich schon immer wusste, dass ich sie hatte, aber eben ganz lange für die Frauenwelt anscheinend völlig uninteressant gewesen war, gab es schon viele überraschte Gesichter, als man mich das erste Mal enger mit einer Frau gesehen hat. Einige schwule Bekannte und Leute, die ich damals für Freunde hielt, wendeten sich sogar ab und waren fortan nicht mehr Teil meines Lebens. Und mir wurden auch so Dinge vorgeworfen wie "Verrat an der schwulen Sache", "du willst dich doch nur anpassen und zukünftig als Hetero durchgehen, weil es einfacher ist" usw. Also das richtig klassische Negieren von Bisexualität von schwuler Seite, das es damals, vor 20 Jahren, noch sehr verbreitet gab.
Dass ich heute tatsächlich mit einer Frau zusammen bin, war aber Zufall. Ich fühlte mich auch weiterhin gleichermaßen zu Männern hingezogen wie dann auch zu einem bestimmten Typ Frauen, und dass es eine Frau war, die dann mein herz erobert hat, war wirklich Zufall. Es hätte auch ein Mann sein können, und meine Bisexualität wäre kein Grund gewesen, dann nicht in eine Beziehung einzutreten. Ich hatte ja bis Anfang 30 auch schon mehrere schwule Beziehungen gehabt.
Und auch heute halte ich es für möglich, im Rahmen eines polyamoren Konstrukts, dass ein Mann mein Herz miterobert und fester Bestandteil meines Lebens wird. halte ich sogar für wahrscheinlicher als noch eine Frau.