Ich finde das ein sehr komplexes Thema. Es gibt sicherlich keine objektive Wahrheit und alles andere ist Quatsch. Dafür ist es einfach viel zu individuell. Trotzdem lasse ich einfach mal ein paar Gedanken dazu da.
Erstmal würde ich "Lernresistenz" mit "Bereitschaft und Motivation, aus der Komfort-Zone zu treten und diese damit zu erweitern" machen. Ja, sperriger, aber finde ich passender. Es geht ja nicht darum, dass eine Person etwas "lernt", was die andere schon kann. Oder dass man ohne das Lernen ein schlechterer Mensch ist. Ich denke schon, dass es Vorteile hat, aufgeschlossen zu sein und auch etwas Durchhaltevermögen mitzubringen, wenn es nicht auf anhieb klickt. Aber jeder hat da eben so seine individuellen Grenzen und Möglichkeiten. Was für mich gut ist, muss nicht für andere auch gut sein.
Ich selber empfinde mich als sehr offen gegenüber Neuem und Erweitern der Komfort-Zone. Ohne das geht es mir auch nicht sonderlich gut. Die Komfort-Zone ist irgendwie so gar nicht komfortabel. Manchen anderen Menschen um mich herum geht es da komplett anders. Da gibt es dann durchaus Konflikte, wenn diese beiden Gruppen aufeinandertreffen. Verstärkt wird das dann dadurch, wenn die Komfort-Zone ohnehin schon deutlich größer ist (bzw. über die Zeit stärker gewachsen ist). Dann kommt man nicht mal in die Nähe der Grenze, geschweige denn drüber hinweg.
Und dann gibt es da die Sache mit den Gefallen tun, bzw. für jemanden etwas tun. Ich kann total nachvollziehen, dass man sich nicht zu etwas drängen/nötigen lassen sollte, das man absolut nicht will oder kann. Auf der anderen Seite gibt es glaube ich kaum eine Beziehung auf dieser Welt (sexuell/romantisch oder anderweitig), bei denen es keinen Austausch gegenseitiger Gefallen oder beidseitige Kompromisse gibt. Problematisch wird es, wenn die Dynamik so ist, dass im Prinzip immer eine Seite zurücktritt. Da spielt die Komfort-Zone oder auch Resilienz wieder eine Rolle: Wenn man sowieso eher geneigt ist, etwas zu ertragen oder sich "durchzukämpfen", kann es passieren, dass man (fast) immer den einseitigen Kompromiss wählt - weil man der Meinung ist, es ist global gesehen das geringere Leid.
In solchen Situationen zu sagen "Naja, dann passt es eben nicht" ist mir aber irgendwie auch zu pauschal. Sicherlich trifft das manchmal zu, aber zu schnell aufgeben ist eigentlich auch nicht meine Art.
Wir werden nicht darin unterrichtet, offen zu sagen, was wir wirklich fühlen.
Oh ja. Das ist wirklich ein Riesenproblem. Alles passiert so hinter verschlossenen Türen, mit Scham und Angst verbunden, auf extrem vielen impliziten Annahmen basierend. Dabei sind sich Menschen nicht mal einig, ob Selbstbefriedigung Betrug ist oder nicht. Von weiterführenden Themen wie alternative Beziehungsformen, verschiedenste Arten von Sex, usw. mal ganz zu schweigen. Aber irgendwie sollen wir in diesem wilden Wust an Unausgesprochenem gute zwischenmenschliche Beziehungen führen.
Aber selbst, wenn man offen kommuniziert, kann es eben vorkommen, dass da keine Bewegung erreicht werden kann. Das folgende rundet das dann ab:
Blöd ist, wenn Menschen darauf beharren, dass sie genau diese Sache nur mit genau diesem Menschen wollen.
Wenn also der Partner keine Bereitschaft oder Möglichkeit hat, auf die offen kommunizierten Wünsche einzugehen, und auch Alternativen außerhalb der Zweierbeziehung nicht in Betracht kommen, gibt es im Prinzip immer nur zwei Möglichkeiten: Damit abfinden oder trennen. Und irgendwie finde ich das immer wahnsinnig schade, habe allerdings auch eine sehr ausgeprägte Kompromissbereitschaft. Damit tu ich mich dann schwer, wenn ich die nicht erwidert fühle.
Naja, kompliziert eben - Entschuldigung für den langen Text O:-)