Jetzt war die Katze aus dem Sack. Man würde uns so lange prostituieren, bis wir zu alt oder unattraktiv waren, um mit uns Geld zu verdienen und dann im Urwald entsorgen. Sie würden sicherlich nicht das Risiko eingehen, uns wieder freizulassen und ihre Machenschaften aufzudecken. Der Aufseher ging zurück zum Schreibtisch und sortierte die Unterlagen. Dann befreite er die erste Frau von den Fesseln und führte sie in einen Nebenraum. Bei diesem handelte es sich um einen Waschraum, denn die Frau kam eine Viertelstunde später geduscht zurück. Er legte ihr ein Halsband um und sperrte sie in eine Zelle. Über drei Stunden später waren alle eingesperrt und wir bekamen etwas zu essen und zu trinken. Jetzt, wo wir unbeaufsichtigt waren, fingen die meisten Frauen an zu weinen. Sie waren jetzt, wie ich, mit sich selbst beschäftigt und so ließen wir die Chance uns auszutauschen verstreichen. Zumal ich das Gefühl hatte, nachdem das Geheimnis gelüftet war, würden wir noch öfter die Möglichkeit dazu erhalten. Schließlich hatten sich alle in den Schlaf geweint.
*
In der Nacht wachte ich vom Knattern der Zellentüren auf, als die Frauen, die ich bereits draußen gesehen hatte, in die Zellen gebracht wurden. Der Vorgang dauerte nur wenige Minuten, dann löschte man das Licht wieder.
„Bist du heute hier angekommen?“, fragte mich eine jung klingende Frauenstimme aus der Dunkelheit.
„Ja, wie heißt du?“
„Samantha, und du?“
„Susanne. Wie lange bist du schon hier?“
„Etwa ein Jahr. Wäre ich viel länger hier, hätte man mir schon einen Jeton am Ohrläppchen befestigt.“
„Was hat er zu bedeuten?“
Ich ahnte zwar schon dessen Bedeutung, aber Wissen war besser als ahnen.
„Es ist das Zeichen für die Männer, dass sie uns kaufen können. Außerdem steht dort der Kaufpreis drauf.“
Mir wurde bewusst, dass wir für unsere Peiniger nur eine Ware waren, an der sie verdienen wollten. Noch etwas fiel mir auf: Alle Frauen waren attraktiv und keine über fünfundzwanzig. Arbeiteten sie mit den Behörden zusammen und suchten sich nur solche Frauen heraus oder unterflogen sie den Radar der Justiz? Aber wie wurden sie dann unserer habhaft? Vielleicht würde mir die nächste Antwort die Frage beantworten.
„Wie bist du in ihre Fänge geraten?“
„Ein Bikini-Wettbewerb an der Copa Cabana. Die drei Erstplatzierten sollten einen Modelvertrag bekommen. Kannst dir sicher vorstellen, was wir tatsächlich unterschrieben haben!“
„Einen Sklavenvertrag?“
„Genau. Kaum hatte ich den Vertrag unterschrieben, spürte ich einen Stich am Hals und wurde bewusstlos. Als ich aufwachte, lag ich auf einem Bett, um das vier Männer standen. Sie befahlen mir, mich auszuziehen, was ich verweigerte. Daraufhin fielen sie über mich her, rissen mir die Kleidung vom Leib und vergewaltigten mich mehrmals.“
„Wo haben sie dich festgehalten?“
„Weiß ich nicht. Die Zimmer hatten alle keine Fenster.“
„Und wie ist es weitergegangen?“
„Sie sperrten mich in einen Raum mit einem Bett, einer Dusche und einem Klo. Heraus holten sie mich nur, um mich erneut zu vergewaltigen. Sperrte man mich wieder in den Raum, hatte ich mich sofort zu säubern, damit ich für den nächsten Sex sauber war.“
„Und irgendwann hast du dich deinem Schicksal ergeben?“
„Ja und wie war es bei dir?“
Ich erzählte ihr meine Geschichte.
„Ja, wegen Drogen sind viele hier gelandet, schuldig und unschuldig“, erwiderte sie, im Anschluss.
„Was meinst du mit unschuldig?“
„Es gab eine Hausdurchsuchung in ihrem Hotel, Hostel oder Bungalow, bei der man Drogen gefunden hat. Die Mädchen wurden verhaftet und ein Anwalt der Botschaft überredete sie zu einer Prozessabsprache.“
„Wenn ich mir Alter und Aussehen der Frauen anschaue, machen sie gezielt auf uns Jagd.“
„Da könntest du recht haben, wir haben nämlich alle eines gemeinsam.“
„Und was?“, fragte ich aufgeregt, in der Hoffnung, es gäbe doch noch einen Ausweg.
„Wir haben alle keine Kontakte, die wirklich nach uns suchen werden.“
„Scheiße, das bedeutet, die spionieren uns vorher aus.“
„Vermutlich.“
Ich hatte für diese Nacht genug erfahren und legte mich wieder schlafen.
*
Am folgenden Tag wurden wir frisch Eingetroffenen vor den anderen geweckt und optisch aufgehübscht. Ich machte mir keine Illusionen, dass wir hier besser behandelt würden. Wir waren Frischfleisch, das heute als besondere Attraktion angeboten werden sollte. Nachdem man einige aussagekräftige Bilder von uns gemacht hatte, wurden wir in den Park geführt, der als Sexclub diente. Die anderen Frauen befanden sich bereits in Käfigen oder wurden von den Gästen zur Befriedigung benutzt. Uns führte man auf ein Podium, wo wir mit den Händen an eine horizontale Stahlstange über uns befestigt wurden. Dort ließ man uns eine halbe Stunde hängen, als hätte man uns vergessen. Dann kam ein Angestellter des Clubs, der anders als die Gäste eine Uniform trug und befestigte mit Klemmen Schilder an unseren Brustwarzen. Bei meiner Nachbarin konnte ich auf dem Schild eine »5« erkennen, weshalb ich vermutete, dass wir mit diesen Schildern durchnummeriert wurden. Das ließ erahnen, dass sie eine Art Tombola veranstalten würden – mit uns als Gewinnen. Es dauerte eine weitere Stunde, bis die ersten Gäste, Liegestühle mitbringend, erschienen und es sich wie Publikum vor dem Podium bequem machten. Sie waren entweder mit seidenen Bademänteln oder nur mit kurzen Shorts bekleidet. Einige hatten den Mantel so schlampig zugebunden, dass ich ihren besten Freund erblicken konnte.
Der Abstand zwischen uns und den Männern in der ersten Reihe betrug etwa fünf Meter. Dazwischen befand sich ein befestigter Streifen auf dem Rasen, in dem Führungsschienen eingelassen waren. Kurz darauf erfuhren wir, wozu diese dienten. Mehrere Angestellte trugen Gegenstände dorthin und befestigten sie mittels der Schienen. Es handelte sich um ein etwa drei Meter großes, herzförmiges Bett sowie ein Gerüst, das wie ein Reck aussah, wenn man von den verräterischen Ösen an den Stangen absah. Es folgten zwei Pranger. Während der eine die bekannte Bauart hatte, in der man vorgebeugt fixiert wurde, war der andere so konstruiert, dass man auf dem Rücken liegend wehrlos gemacht wurde. Anders als beim normalen Pranger befanden sich in diesem Brett nicht drei, sondern fünf Löcher. Auch ließ die Kürze der Liegefläche erahnen, dass der Hintern über die Fläche hinausragen würde und somit beide Ficklöcher gut zugänglich wären.