Es ist ein universelles Problem, was hier im JOY hundertdach in verschiedensten Varianten vorgestellt und diskutiert wird, … offene Beziehung, Cuckolding, … oder jede andere partnerschaftliche Konstellation, die zu emotionalen Konflikten führt. Zwei Gefühlsmodelle kollidieren. So traurig das anmuten mag, aber die Schuldfrage ist überhaupt nicht wichtig für eine Lösung. Und „reden“, und da werde ich jetzt tausendfach Kritik für ernten, ist es auch nicht. In langjährigen Beziehungen kennt man sich so gut, dass man schon weiß, was und wie es der/die andere sagen wird und verstanden wissen will, ohne dass etwas gesagt werden muss. Man kann einem auch ein Gefühl wirklich nur sehr schlecht „ausreden“. Selbst wenn man Verständnis für eine Argumentation hat, schaltet sich damit nicht konsequenterweise das Gefühl ab.
Ich lese auch oft von „Regeln aufstellen“. Und ich Frage mich wie „Regeln“ zu „Gefühlen“ passen. Es erinnert mich an den „Eisernen Heinrich“ im Märchen Froschkönig, der sein Herz in Ketten legte. Wenn man das Gefühl hat links oder rechts abbiegen zu müssen ist Geradeausfahren kein Kompromiss sondern Idiotie.
Ich kann die Gefühlswelt des TE, glaube ich, sehr gut nachvollziehen. Ich habe den Eindruck, dass das sehr genau dem entspricht, was ich erlebt habe. Und ich bin mit meiner Frau schon seit mehr als 30 Jahren zusammen. Wenn du, lieber TE, da wirklich weit ins Detail gehen möchtest, dann kannst du mich gerne direkt anschreiben, und ich antworte dir gerne mit allem was ich weiß. Ich glaube hier würde ich den Thread mit überladen. Es geht ja nicht für mich.
Was ich aber aus meiner eigenen, persönlichen Erfahrung sagen kann ist, das ”Reden” kein Lösungsmittel ist, außer für wenn das Ergebnis eine Trennung sein soll. Für einen weiteren gemeinsamen Weg würde Reden zwar nicht schaden, aber auch nicht helfen. Gefühle kann man schließlich nicht abstellen, und Gefühle machen auch keine Kompromisse. Kompromisse loten lediglich aus, was man noch aushalten kann, sie sind alles andere als ein Heilmittel.
In meiner Gefühlswelt hat die Öffnung der Beziehung meiner Frau eine völlig neue Gefühlswelt eröffnet, die sie von Anfang an fasziniert hat. Und ich weiß, sie hätte sie nie betreten, wenn ich nicht ”ja” gesagt hätte. Aber ich weiß jetzt, dass sie wahrscheinlich immer davon geträumt hätte. Für sie ist also ein Traum in Erfüllung gegangen. Und sie ist wirklich aufgeblüht darin. Und das ist so schön zu sehen. DAS gönne ich ihr wirklich. Sie ist ein toller Mensch, ein toller Partner.
Sie sagt, dass sie mich liebt, dass nie ein anderer Partner für sie in Frage käme, … dass es nur um einen in ihrer Gefühlswelt kleinen aber schillernden Moment geht, und man kann es ihr wirklich glauben. Alles was sie ansonsten für uns, für mich, tut ist so liebevoll, so aufopferungsvoll als müsste sie etwas wiederzumachen, was sie natürlich nicht muss. Aber eben auch das gehört zu ihrer Gefühlswelt. Sie will das tun, damit alles wieder eine Balance in ihrer Welt hat.
ABER: was ich nicht berücksichtigt habe bei der Öffnung ist, dass MEINE Gefühlswelt damit verschoben wird. Es fühlt sich ein bisschen so an, als hätte man ein Kapitel in einem Buch abgeschlossen. Die Story geht zwar weiter, aber in einer anderen Konstellation. Ich dachte erst es wäre Eifersucht, die ich spüren würde, oder Verlustängste. Dann dachte ich, dass ich einfach Veränderungen hassen würde. Aber meine aktuelle Interpretation ist, dass ich aus einem Orbit gerutscht bin. Das, worum sich in meiner Gefühlswelt unsere Partnerschaft gedreht hat, dieses Gefühl der Exklusivität von Zuwendung, wurde gestört. Um im Bild zu bleiben könnte ich sagen "durch einen„Eindringling, der jetzt mit darum kreist", oder dass meine Frau jetzt aus dem Orbit geworfen wurde und jetzt zwei Zentren umkreist … das Bild ist nicht wichtig. Was ich damit ausdrücken möchte ist, dass nichts diese Situation heilen kann (einen vergangenen Zustand zurückbringen kann). Selbst wenn sie dir zuliebe jede außereheliche Aktivität einstellen würde, würde es ja nur Pein und Verlangen von dir auf sie verlagern. Dann hätte sie eben Herzeleid und ungestilltes Verlangen. Das mag dein Problem lösen, aber nur auf ihre Kosten.
Die (bittere) Wahrheit ist: wenn es einen gemeinsamen Weg geben soll, dann müsst ihr Euch, jeder für sich und ihr euch als Paar, neu aufstellen. Es ist ein neues Kennenlernen, es verlangt neue und andere Dinge am Partner zu lieben, und aus anderen Dingen Freude und Befriedigung zu ziehen.
Ich wünsche Euch beiden ein Leben, in denen Ihr beide das bekommt, was euch gefühlsmäßig am wichtigsten ist. Wie das aber aussehen kann, ich habe nicht die geringste Idee.