„Nach dem Absprung glücklicher trotz allen Schwierigkeiten
Ich möchte nach Erfahrungen von Menschen fragen, die aktiv und bewusst ihre "alten" Beziehungen verlassen haben. Wie lange habt Ihr mit diesem Schritt gewartet? 2 Monate, 2 Jahre, 22 Jahre? Wie oft wurde dieser Versuch unternommen? Und wie war die Reaktion/Resonanz Eurer Familie/Umgebung? Habt Ihr das bereut? Und ich frage nicht nach Erfahrungen der verlassenen Seite, die immer als bemitleidend dargestellt wird. Der, der verlässt, ist meistens ein "Buh-Mann/Frau".
Als ich wusste, dass ich gehen wollte, habe ich das nicht sofort kommuniziert, sondern noch fast ein Jahr in mir sacken lassen. Ich nahm mir Zeit, noch einmal zu spüren, noch einmal all das Gute zu genießen, was uns noch immer verband. Und in mir war da eine Freundlichkeit für meinen Exmann, die lange gefehlt hatte, die sich aus der Erkenntnis speiste: Wir stecken da beide fest, es tut uns beiden nicht mehr gut, aber irgendwie ist da noch immer etwas. Liebe, Verbundenheit, alte gemeinsame Träume, wie auch immer man es nennt.
Und in dieser Zeit glitten wir ganz, ganz langsam auseinander.
Für mich war wichtig, dass ich nachher nicht das Gefühl haben wollte, dass es eine Kurzsschlussreaktion ist. Ich wollte für die Zeit danach wissen, dass ich alles versucht und mein Bestes gegeben habe, um die Liebe zu retten. Weil ich wusste, dass die Zeit kommen würde, in der es einsam ist und man die Entscheidung bereut.
In dieser Zeit gingen wir zur Paarberatung und suchten noch einmal nach Wegen, uns wieder anzunähern.
Es war nur ein einziges Mal, aber das war endgültig. Es baute auf einigen Monaten auf, in denen wir ehrlich miteinander darüber sprachen. Etwas ist noch da. Ein Mögen. Ein Respekt. Aber ist es wirklich noch Liebe? Lass uns suchen, lass uns fühlen. Lass uns noch einmal nett miteinander sein, wer weiß, wie lange wir noch beisammen sind.
Dieses Grauen, dass es vorbeigeht ... Das lag schon in der Luft. Man konnte es fühlen. Und es war zu schlimm, um es allein zu ertragen. Das haben wir dann noch miteinander ausgestanden, wortlos, ohne es zu benennen. Das Ende einer Liebe tut immer weh, es reißt einem so richtig alles raus, und der einzige Mensch im Umfeld, der das gerade auch fühlt, ist der Noch-Partner.
Es ist schon richtig, finde ich, wenn man in dieser Zeit noch einmal füreinander da ist.
Im Umfeld sind Freundschaften weggebrochen danach. Es wurde einsamer, bis ich mir allmählich mein neues soziales Netz aufgebaut habe.
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Es gab Tage, wo ich es bereut habe. Tage, wo ich mich so einsam fühlte, dass ich dachte: Alles ist besser als das hier.
Aber es gab und gibt viele Tage, an denen ich sehr dankbar bin, dass ich jetzt wieder geliebt werde. So wie ich bin, ohne mich beweisen zu müssen, ohne etwas ertragen oder aushalten zu müssen. Es ist kein Partner, der mir diese Liebe gibt, sondern ich selbst bin es. Ich kann mich jetzt endlich wieder lieben, weil ich nicht mehr Tag für Tag mit einem Menschen zusammenlebe, der mich längst nicht mehr liebt, sondern nur noch mag, und der sich das selbst nicht eingestehen will.
So ist es doch meistens.
Wenn man wirklich geliebt wird (nicht gebraucht, sondern geliebt), dann will man nicht weg.
Und irgendwann ist die Einsamkeit, wenn ein anderer Mensch im Raum ist, größer als die Einsamkeit ganz allein. Irgendwann ist da mehr Liebe, wenn niemand anders mehr im Raum ist, der nicht liebt.
Wenn dieser Punkt gekommen ist, kann es ein Akt der Liebe sein, zu gehen. Damit beide wieder frei werden für echte Liebe, die auch im Alltag zu spüren ist.