Das devote Cuckoldpaar - Der Beginn
Ouvertüre Die Auffahrt zieht sich endlos in die Länge. Alles ist perfekt arrangiert. Der Kies knirscht unter den Reifen, die Bäume stehen in gleichmäßigen Abständen, jede Hecke präzise gestutzt. Es ist ein Haus, das nicht einfach nur existiert, sondern für eine bestimmte Art von Leben gebaut wurde. Margit sitzt neben mir im Auto, stumm, das silberne Kleid spannt sich über ihren Oberschenkeln, der Schlitz gibt den Blick auf ihre Beine frei, die in schwarzen Nylons stecken. Ihre Haut schimmert im Licht der Straßenlaternen, als ob sie mit Absicht entworfen wurde, um Marius, Renes ehemaligem Chef, zu gefallen. Sie zieht die Schultern leicht hoch, und ich frage mich, ob sie sich der Rolle bewusst ist, die sie heute Abend spielen wird.
Margit war die Art Frau, die man nicht so leicht vergaß, eine dieser Figuren, die Räume nicht einfach betreten, sondern ausfüllen. Sie war in den späten Vierzigern, aber das Alter schien an ihr vorbeizugehen, als wäre es eine Kleinigkeit, etwas, das anderen zustieß, aber nicht ihr. Ihr Körper, sportlich, durchtrainiert, geformt von den Jahren der Disziplin im Fitnessstudio, war perfekt in Szene gesetzt, besonders an Abenden wie diesem, an denen sie genau wusste, dass die Blicke auf ihr lagen – auf ihrer Haut, die unter dem silbernen Stoff ihres Kleides schimmerte, auf den schlanken, straffen Beinen, die durch den Schlitz ihres Kleides bei jeder Bewegung freigelegt wurden. Ihre Beine waren ihr Stolz, perfekt geformt und in schwarze Nylons gehüllt, die die Vorstellungskraft gerade genug anregten, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ohne zu viel zu verraten.
Ihre Schultern, leicht gebräunt, blieben unbedeckt, der tiefe Rückenausschnitt des Kleides lief wie eine Einladung nach unten, und ihre langen, schlanken Arme, auf denen keine Spur von Alter zu sehen war, schimmerten im Licht. Sie trug Ohrringe, die wie Juwelen im Licht glitzerten – ein altes Erbstück aus ihrer Familie, von dem sie immer sprach, als sei es Teil ihrer Identität, ein Symbol dafür, dass sie nicht nur irgendeine Frau war, sondern eine Frau von Geschmack, Stil und Geschichte. Ihre blonden Haare, die sie an diesem Abend hochgesteckt hatte, waren das Ergebnis stundenlanger Pflege, als wären sie ebenso wertvoll wie alles andere an ihr.
Aber es waren ihre Augen, die grünen Augen, die am meisten ins Auge stachen. Das Grün, fast smaragdartig, kontrastierte auf seltsame Weise mit dem Silber ihres Kleides. Ihre Augen waren scharf, aufmerksam, immer auf der Suche, immer wachsam. Sie waren das eine, das niemand an ihr übersehen konnte – selbst Marius, der alles andere an ihr begehrte, wusste, dass diese Augen ihn beobachteten, analysierten, jede Bewegung, jede Geste. Diese Augen, sie waren es, die Marius gefangen hielten, sie waren die Tore zu dem, was er wollte, und was er nicht haben konnte.
Margit wusste, dass Männer sie begehrten. Sie war sich ihrer Wirkung voll und ganz bewusst. Es war fast ein Spiel für sie, ein Tanz aus subtilen Bewegungen, leichten Lächeln und genau dosiertem Interesse. Sie genoss es, im Mittelpunkt zu stehen, ohne es zu offensichtlich zu zeigen. Ihr Selbstbewusstsein war nicht laut, aber es war da – wie eine stille Welle, die nicht zu übersehen war. Marius wollte sie, das wusste sie schon lange. Seine Blicke, seine Komplimente, die kleinen Gesten – alles war klar, wie ein Buch, das sie bereits tausend Mal gelesen hatte. Sie war in seinem Spiel, aber sie bestimmte die Regeln.
Noch.
Ihre Ehe mit Réné war längst ein Arrangement geworden. Die Liebe war da gewesen, irgendwann, aber das war lange her. Jetzt war es eher eine Partnerschaft, die auf Gewohnheit, Sicherheit und einer stillen Übereinkunft beruhte. Sie hatte sich nie wirklich um Rénés Karriere gekümmert, nur um das, was er ihr bieten konnte – das Haus, die teuren Kleider, die Reisen. Doch auch das schien nun zu bröckeln. Margit war eine Frau, die sich an den Komfort des Lebens gewöhnt hatte, und sie wusste, dass sie ihn auch dann brauchen würde, wenn Réné nicht mehr in der Lage war, ihn ihr zu geben.
Mit Marius war es anders. Marius war nicht nur ein Mann, der Macht hatte – er war Macht. Und Macht war das, was Margit faszinierte. Es war nicht nur sein Blick, der sie fesselte, nicht nur sein Verlangen, das sie spürte. Es war die Tatsache, dass Marius alles bekommen konnte, was er wollte, dass er die Welt um sich herum so formte, wie er es brauchte. Und Margit wusste, dass sie ein Teil dieses Machtspiels war. Sie war nicht verliebt in Marius. Das war nicht notwendig. Es ging nicht um Liebe. Es ging um Kontrolle, um Einfluss, um das, was sie beide voneinander wollten – ein stilles, unausgesprochenes Verlangen, das in den Hintergrundgesprächen mitschwang, in den Blicken, die zu lange anhielten, in den Komplimenten, die nicht mehr harmlos waren.
„Ist dir kalt?“ frage ich. Es ist eine bedeutungslose Frage. Ich weiß, dass ihr nicht kalt ist. Margit antwortet nicht, sie steigt einfach aus, zieht das Kleid zurecht und sieht in die Richtung des Hauses. Es ist fast wie eine Inszenierung – das Kleid, die Ohrringe, die sie trägt, alles ist mit chirurgischer Präzision gewählt, als wäre sie ein Accessoire in Marius' Leben.
„Schön, dass ihr gekommen seid.“ Marius grinst, als er die Tür öffnet. Er sieht aus wie ein verdammter Investmentbanker, was er wahrscheinlich auch ist. Teurer Anzug, perfektes Lächeln, makellos gebleichte Zähne. Alles an ihm wirkt durchdacht, als hätte er Monate im Voraus geplant, wie er diesen Moment gestaltet. Er ist zufrieden. Das Haus ist groß, modern, auf eine Art klinisch. Das Licht ist kühl und die Einrichtung teuer – Kunstwerke, die wie Dekoration aussehen, statt etwas, das jemanden berührt.
„Kommt rein,“ sagt er, und Margit geht voraus, während ich hinterherhinke. Marius' Augen bleiben auf ihr, wie er es immer macht. Er sieht alles. Ihre Beine, ihren Rücken, die Art, wie das Kleid an ihrer Hüfte hängt. Es gibt nichts, was ihn überrascht. Alles hier läuft nach Plan.
„Ist das nicht ein Traum?“ flüstert Margit, und ich nicke. Natürlich ist es ein Traum. Aber nicht ihrer. Nicht meiner. Es ist Marius' Traum, und wir sind nur Gäste. Oder vielleicht auch Darsteller.
Das Haus ist riesig, aber seltsam leer. Die Räume sind makellos, aber es fühlt sich an, als würden hier keine echten Menschen leben. Es gibt keine Spuren von Leben. Die Möbel sind Designerstücke, die Kunst an den Wänden – abstrakt, bedeutungslos – wirkt, als sei sie nur da, um den Raum zu füllen. Ich bemerke, dass es keinen Staub gibt. Keine Flecken. Kein einziges Element, das darauf hindeutet, dass hier etwas Lebendiges passiert.
„Und hier“, sagt Marius, als er eine Tür öffnet, „ist das Schlafzimmer.“ Natürlich das Schlafzimmer. Der Raum ist lang, schmal und fast unnatürlich sauber. Das Bett steht wie ein Monument in der Mitte, alles andere ist unscheinbar, als hätte es keine Bedeutung. Die Wände sind Glas, der Raum ertrinkt im Licht, das von draußen hereindringt. Es ist ungemütlich, aber das ist der Punkt. Es ist kein Raum zum Schlafen – es ist ein Raum zum Beobachten.
„Hier gehe ich meinem Hobby nach,“ sagt Marius, und ich bemerke die Scheinwerfer an den Wänden. Das Licht ist grell, als hätte es die Aufgabe, jede Unvollkommenheit zu eliminieren. Kameras – versteckt, aber ich weiß, dass sie da sind. Ich spüre ihre Anwesenheit. „Die Kameras sind gut platziert“, sagt er beiläufig. Es ist keine Erklärung, sondern eine Information, die man einfach hinnehmen muss.
Margit sagt nichts, aber sie weiß es auch. Es ist keine Überraschung. Nichts davon ist eine Überraschung. Sie wusste, worauf sie sich einlässt. Wir beide wussten es.
„Lasst uns anstoßen,“ sagt Marius, als wir ins Wohnzimmer zurückkehren. Es ist genauso steril wie der Rest des Hauses. Gläser stehen bereit, der Champagner glitzert im kalten Licht. Alles ist vorbereitet, alles läuft nach einem Skript. Ich nehme ein Glas, spüre die Kälte des Glases in meiner Hand, und ich weiß, dass dies der Beginn eines unausweichlichen Moments ist. Wir stehen am Rand, aber keiner von uns sagt es laut.
„Prost“, sagt Marius, und wir stoßen an. Der Geschmack ist nichts Besonderes. Es ist, als würde ich Wasser trinken. Aber das ist egal. Der Champagner ist nur ein weiteres Requisit in diesem perfekt choreografierten Moment.
Der Raum war stickig, obwohl es keine Hitze gab. Die Luft stand schwer, wie vor einem Gewitter, geladen mit unausgesprochenen Gedanken und versteckten Sehnsüchten. Marius hatte sie beide im Griff, das war klar. Er stand da, über ihnen, die Kontrolle fest in seiner Hand, als ob alles, was in diesem Raum geschah, nur eine Bestätigung dessen war, was er bereits wusste.
„Ihr wundert euch über den Keuschheitsgürtel auf dem Tisch?“ Marius lächelte breit, doch das Lächeln war nur Fassade. Es war nichts Freundliches darin. Es war die Fratze eines Mannes, der wusste, dass er gewonnen hatte. „Ich habe euch eingeladen, weil es Zeit ist, etwas anzusprechen, das uns alle schon länger beschäftigt.“
Réné fühlte die Hitze in sich aufsteigen, wie eine Welle, die aus der Tiefe kam und ihn überrollte. Er wollte etwas sagen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Marius sprach weiter, als hätte er ihm die Sprache geraubt.
„Hattest du nicht gesagt, dass ich bei dir was gut habe, Réné?“ Marius drehte sich leicht um, als würde er eine triviale Frage stellen, aber die Bedeutung lag wie Blei im Raum. Réné schwieg. Es gab nichts zu sagen, nichts, was diese unausgesprochene Wahrheit jetzt aufhalten könnte.
„Und du, Margit,“ fuhr Marius fort, „hast gesagt, dass viel passieren muss, bevor du dich mir hingibst. Nun, Margit, es ist viel passiert.“
Sie erinnerte sich. Es war auf einer der Firmenfeiern, eine von denen, die in teuren Restaurants oder an schicken Veranstaltungsorten stattfanden, wo das Essen überteuert und die Gespräche belanglos waren. Margit hatte ihren Platz neben Réné eingenommen, elegant gekleidet, das perfekte Bild der aufmerksamen Ehefrau eines Geschäftsmannes. Sie war es gewohnt, diese Rolle zu spielen, aber an jenem Abend schien etwas anders zu sein. Marius war präsenter als sonst. Schon seit Wochen, vielleicht Monaten, hatte sie bemerkt, wie seine Blicke länger auf ihr ruhten als bei den anderen Anwesenden.
Marius war attraktiv, das war nicht zu leugnen. Er hatte eine selbstbewusste Haltung, die sich nicht in übertriebener Freundlichkeit äußerte, sondern in einer Art beherrschtem, fast arroganten Auftreten. Er bewegte sich, als gehöre ihm der Raum. Und auf eine gewisse Weise tat er das auch. Margit hatte seine tiefe Stimme immer angenehm gefunden, den leichten Hauch von Macht, den seine Worte mit sich trugen. Aber er war auch fordernd, und das gefiel ihr nicht.
An diesem Abend, gegen Ende des Dinners, hatte Marius sie schließlich angesprochen. Es war kein Zufall. Réné war an der Bar, in ein belangloses Gespräch mit einem Kollegen vertieft, und Margit stand alleine auf der Terrasse, um einen Moment der Ruhe zu genießen. Der kühle Wind spielte mit den Locken, die ihr leicht ins Gesicht fielen, und sie schloss für einen Moment die Augen.
„Du siehst aus, als könntest du eine Gesellschaft vertragen,“ sagte Marius, seine Stimme kam aus dem Nichts, und als sie die Augen öffnete, stand er da – nah, fast zu nah.
Margit fühlte ein leichtes Unbehagen, aber sie hielt sich wie immer im Griff. Sie lächelte – höflich, aber distanziert. „Vielleicht genieße ich auch einfach die Ruhe,“ antwortete sie, ohne sich von der Stelle zu bewegen.
Marius lachte leise, aber es war nicht wirklich ein Lachen. Es war das Geräusch eines Mannes, der gewohnt ist, die Kontrolle zu haben. „Ruhe ist überbewertet,“ sagte er. „Manchmal muss man sich ein wenig amüsieren, um wirklich lebendig zu sein.“
Margit spürte, dass es hier nicht um einen normalen Smalltalk ging. Marius ließ keine Gelegenheit aus, näher an sie heranzutreten, und das Feuer in seinen Augen war nicht zu übersehen. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er sie interessant fand – auf eine Art, die weder unschuldig noch respektvoll war. Er wollte sie, und er wollte, dass sie es wusste.
„Du und Réné, ihr seid schon lange zusammen, oder?“ fragte Marius, als ob er eine beiläufige Frage stellte. Doch Margit wusste, worauf er hinauswollte. „Ja, schon eine Weile,“ sagte sie, kühl, aber sie konnte das leichte Kribbeln nicht ignorieren, das seine Nähe in ihr auslöste. Es war diese Spannung, diese unerwünschte Anziehung, die sie ärgerte.
Marius trat noch näher, und diesmal ließ er den Anstand hinter sich. „Du bist eine außergewöhnliche Frau, Margit,“ sagte er leise, und seine Augen glitten langsam über sie, als würde er jeden Zentimeter ihres Körpers in sich aufnehmen. „Réné hat wirklich Glück, aber ich frage mich manchmal, ob du wirklich alles bekommst, was du verdienst.“ Der Satz hing in der Luft, schwer und voll von unausgesprochenen Versprechungen.
Margit spürte einen Schauer über ihren Rücken gleiten. Es war nicht so, dass sie Marius’ Interesse nicht bemerkt hätte – oder dass sie es unangenehm fand. Tatsächlich war er attraktiv. Das wusste sie, und das wusste er. Aber es war die Art, wie er es vortrug, die Art, wie er sich ihrer sicher war, die sie störte. Es war seine Arroganz, die sie davon abhielt, sich auf ihn einzulassen.
„Ich bekomme alles, was ich brauche,“ sagte Margit schließlich und hielt seinem Blick stand, obwohl sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Es war eine Lüge, oder zumindest teilweise. Aber sie würde es nicht zulassen, dass er das wusste. „Réné kümmert sich gut um mich.“
Marius zog eine Augenbraue hoch, als ob er ihre Worte kaum glauben konnte. „Ist das so?“ fragte er, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Vielleicht ist das genug. Vielleicht auch nicht. Aber wenn du jemals mehr willst... du weißt, wo du mich findest.“
Margit fühlte das Gewicht dieser Worte, sie fühlte, wie die Spannung zwischen ihnen wuchs. Ja, sie fand Marius attraktiv. Mehr als einmal hatte sie sich gefragt, wie es wäre, wenn sie nachgeben würde. Aber es war sein Selbstbewusstsein, das an Arroganz grenzte, das sie zurückhielt. Sie mochte es nicht, wenn jemand glaubte, er habe sie bereits gewonnen.
„Ich denke, ich komme gut zurecht,“ sagte sie schließlich, fast zu ruhig, als ob sie sich selbst davon überzeugen musste. Marius lächelte nur, dieses leise, wissende Lächeln, als hätte er bereits gewonnen, auch wenn sie es noch nicht zugab.
„Wie du willst,“ sagte er und trat schließlich zurück, ließ sie mit einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung zurück. Es war keine endgültige Abfuhr, das wusste sie. Und er wusste es auch.
Margit zuckte nicht, ihr Gesicht war ruhig, doch Réné konnte den leichten Riss in ihrer Fassade sehen. Er kannte sie zu gut. Sie stand da, in ihrem silbernen Kleid, perfekt, makellos, aber innerlich bebend. Das war der Moment, den sie gefürchtet hatte, und doch war da etwas anderes in ihrem Blick – eine Art Erwartung, als würde sie darauf warten, dass diese Szene sich endlich entfaltete.
„Réné,“ sagte Marius plötzlich, „ich fordere die Einlösung deines Versprechens ein.“ Réné fühlte das Blut in seinen Wangen aufsteigen, sein Herz hämmerte in seiner Brust, und er wusste, dass dies der Punkt war, an dem nichts mehr zurückgenommen werden konnte. „Weißt du, Margit,“ sagte Marius mit einem scharfen Grinsen, „er will dich in einem Swingerclub präsentieren.“
Margits Augen weiteten sich kaum merklich, ein Moment des Schocks vielleicht, doch dann schloss sich ihre Miene wieder. Die Wahrheit, die schon so lange zwischen ihnen lag, war nun endlich ans Licht gezerrt worden.
„Ihr müsst nicht in einen Club“, fuhr Marius fort. Seine Stimme war ruhig, gefährlich ruhig. „Das tun wir in Zukunft hier. Réné, du wirst Margit nur noch berühren, wenn ich es erlaube. Du bekommst diesen Keuschheitsgürtel, und ich werde den Schlüssel haben.“
Réné wollte etwas sagen, wollte protestieren, doch es war zu spät. Marius hatte die Kontrolle übernommen, und Réné war ein bloßer Zuschauer in diesem Spiel.
„Ich werde Margit benutzen, wie es mir gefällt“, sagte Marius langsam, „und du wirst dabei sein – oder nicht. Je nachdem, was ich für richtig halte.“
Die Worte hallten in Rénés Kopf wider, wie ein Echo, das nicht verstummen wollte. Seine Brust war schwer, sein Atem kurz, doch er konnte sich nicht wehren. Margit stand nur da, fast unbeteiligt, doch in ihren Augen war etwas, das Réné nicht deuten konnte. War es Akzeptanz? Oder vielleicht etwas viel Tieferes, etwas, das sie beide nicht hatten kommen sehen?
„Réné,“ fuhr Marius fort, „du wolltest doch immer, dass sie vor anderen Männern ist, oder? Du willst sie in einem Club präsentieren, willst, dass andere Männer sie ansehen und sie begehren. Das macht dich doch an, nicht wahr?“ Réné konnte nicht antworten. Es war, als würde ihm die Kehle zugeschnürt.
„Was ist es, was dich daran reizt?“ fragte Marius fast beiläufig, als ob es sich um eine gewöhnliche Frage handelte. „Willst du, dass sie sich in der Öffentlichkeit hingibt, weil es dich erregt, sie so zu sehen? Stolz auf deine Frau?“
Réné nickte schließlich, langsam, fast widerwillig. Ja, da war etwas. Die Vorstellung, Margit an seiner Seite zu haben, zu sehen, wie sie sich zurechtmachte, wie Männer sie ansahen, hungrig, neidisch. Es war ein perverser Stolz, eine Art Machtspiel, das ihn immer wieder fasziniert hatte. Doch die Realität – die jetzt vor ihm lag – war eine andere. Sie war greifbar, bedrohlich, und nichts, was er sich in seiner Fantasie vorgestellt hatte.
„Willst du, dass ich sie nehme?“ fragte Marius plötzlich, direkt, schneidend.
„Nein!“ platzte es aus Réné heraus, doch er wusste, dass es zu spät war.
„Sei ehrlich, Réné. Du willst das. Du willst, dass sie sich hingibt, dass sie Lust empfindet, mehr Lust, als du ihr je geben könntest.“
Rénés Brust brannte, seine Gedanken rasten. War es wahr? War das wirklich, was er wollte? Er fühlte, wie seine eigenen Fantasien, die jahrelang still in ihm brodelten, nun greifbar wurden, und er konnte sie nicht länger leugnen.
„Ich werde Margit nehmen, Réné. Und du wirst zusehen. Das ist es doch, was du willst, nicht wahr?“
Die Spannung im Raum war unerträglich, jeder Atemzug war schwer, und Réné wusste, dass er längst verloren hatte. Seine Gedanken waren ein wirrer Strudel, doch inmitten dieses Chaos gab es eine verstörende Klarheit: Er wollte es. Er wollte sehen, wie Margit sich hingab, wie sie genoss, und er wollte, dass sie es für ihn tat. Die Wahrheit war brutal, doch sie war nicht länger zu verleugnen.
Der Deal
Marius stand vor ihnen, sein Blick ruhig, fast gelangweilt, als ob alles, was er zu sagen hatte, längst beschlossen war. Réné und Margit saßen vor ihm, beide sichtbar erschöpft, vielleicht von der Anspannung, vielleicht auch von der Aussicht auf das, was als Nächstes kommen würde.
„Ich werde ehrlich mit euch sein,“ begann Marius, und seine Stimme war kühl und geschäftsmäßig. „Eure finanzielle Lage sieht schlecht aus, das wisst ihr. Der Job ist weg, das Haus steht auf der Kippe, und die Lebensweise, an die ihr euch gewöhnt habt... die wird es ohne mich nicht mehr geben.“
Margit sah weg, starrte auf den Boden, aber Réné hielt seinen Blick fest auf Marius gerichtet, als ob er versuchte, eine Antwort in seinen Augen zu finden. Réné hatte nichts mehr, das wusste er, und vielleicht wusste er auch, was jetzt kommen würde. Aber die Art, wie Marius es formulierte, machte alles nur noch schmerzhafter.
„Es gibt einen Weg, das alles zu sichern,“ fuhr Marius fort. „Ein Weg, wie ihr weiterhin das Leben führen könnt, das ihr wollt. Keine Sorgen um Geld, keine Sorgen um das Haus, die Rechnungen... alles könnte geregelt sein.“
Réné runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“ Es klang schwach, fast kläglich, aber es war die einzige Frage, die ihm einfiel.
Marius nickte, als ob er genau auf diese Frage gewartet hätte. „Ganz einfach,“ sagte er, und es lag kein Zögern in seiner Stimme. „Es gibt Interessenten. Leute, die bereit sind, gutes Geld dafür zu zahlen, das zu sehen, was hier passiert. Die Art von Leuten, die es genießen, zuzusehen, wie Menschen wie ihr... die Kontrolle verlieren.“ Er ließ den Satz in der Luft hängen, während er den Blick zwischen Réné und Margit hin und her gleiten ließ.
Margits Kopf schnellte hoch, ihre Augen weiteten sich. „Wie meinst du das? Unbekannte Menschen... die uns... zusehen?“ Sie sprach das letzte Wort fast, als ob es ihr die Luft abschnitt. „Das kann nicht dein Ernst sein!“
Marius zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Natürlich meine ich das ernst. Es ist eine einfache Abmachung. Ihr macht weiter, was ihr schon tut. Der einzige Unterschied ist, dass andere zusehen. Ihr seid nicht die ersten, und ihr werdet nicht die letzten sein. Die Menschen, die das sehen wollen, sind diskret, anonym. Niemand wird wissen, wer ihr seid.“
Réné schwieg, sein Blick fest auf Marius gerichtet, doch in seinen Augen lag etwas Bruchstückhaftes, etwas, das langsam zerbrach. Margit dagegen konnte sich kaum fassen. „Du meinst, wir sollen uns vor Fremden entblößen? Für Geld?“
Marius trat einen Schritt vor, seine Stimme blieb ruhig, fast geschäftsmäßig. „Ich biete euch Sicherheit. Finanziell, aber auch in gewisser Weise emotional. Es ist keine Schande, das zu tun, was ihr schon längst wollt. Ihr wollt das Leben führen, das ihr bisher geführt habt? Ihr wollt Freiheit ohne Konsequenzen? Dies ist der Preis. Und glaubt mir, es gibt keinen besseren Weg, das zu sichern.“
Réné schloss die Augen, und in seinem Kopf drehte sich alles. Der Gedanke, dass Fremde – Unbekannte – zusehen würden, wie er und Margit sich diesem Spiel hingaben, war unerträglich. Und doch war da auch die Wahrheit, die schwerer wog als alles andere: Es gab keine Alternative. Kein Job, keine Perspektive, nichts, außer diesem Angebot.
„Wir haben doch keine Wahl,“ murmelte er schließlich, fast zu sich selbst, aber laut genug, dass Margit es hörte. „Was bleibt uns denn sonst?“
Margit sah ihn an, ihre Augen suchten nach einem Funken Widerstand, aber sie fand nichts. Stattdessen sah sie die Erschöpfung, die Angst und die stille Akzeptanz. Sie wusste es auch. Ohne dieses Angebot gab es keinen Weg zurück.
„Das kann nicht wahr sein,“ flüsterte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. „Du willst, dass wir... vor Fremden...“
Marius nickte. „Es ist die Realität, Margit. Die einzige Möglichkeit, die euch bleibt. Und ihr werdet dafür mehr bekommen, als ihr je träumen konntet. Es ist nicht das Ende, es ist ein neuer Anfang.“
Die Stille im Raum drückte schwer auf sie alle, bis Margit endlich den Kopf senkte und flüsterte: „Und niemand wird wissen, wer wir sind? Niemand wird uns erkennen?“
„Niemand.“ Marius' Antwort war sofort und entschlossen. „Anonymität ist Teil des Geschäfts. Masken, keine Namen, nur das, was passiert, und das, was ihr fühlt. Das ist alles, was zählt.“
Marius richtete sich auf, ließ Réné einen Moment außer Acht und ging mit langsamen, bedachten Schritten auf Margit zu. Seine Augen, fest auf sie gerichtet, funkelten, als er ihren Ausdruck studierte – diese Mischung aus Stolz, Unsicherheit und einem Hauch von Faszination. Er wusste, dass dies der entscheidende Moment war. Es war nicht nur Réné, der vor ihm lag, bereit, sich zu unterwerfen, sondern Margit, deren Loyalität und Wünsche nun offen auf dem Prüfstand standen.
„Margit,“ sagte Marius mit einer Stimme, die leise, aber schwer vor Bedeutung war. „Du weißt, dass ich dir etwas bieten kann, was Réné dir jetzt nicht mehr geben kann.“ Seine Worte hingen in der Luft, und Margit, die immer so ruhig und beherrscht war, konnte nicht anders, als zuzuhören, während ihr Herz ein wenig schneller schlug.
„Du hast es selbst gesehen,“ fuhr er fort, seine Augen nie von ihr abwendend. „Das Leben, das du gewohnt bist, diese Annehmlichkeiten, der Luxus, all das wird dir verloren gehen, wenn du an Rénés Seite bleibst, wie bisher. Er hat seinen Job verloren. Er kann dir nichts mehr bieten.“
Margit atmete leise aus, spürte die Wahrheit seiner Worte tief in ihrer Brust. Sie liebte Réné, ja, aber die Vorstellung, alles aufzugeben, was sie über die Jahre aufgebaut hatten – das Haus, die Reisen, das Gefühl, zu den Privilegierten zu gehören – das war eine Last, die sie sich nur ungern aufbürden wollte. Réné hatte sie nie absichtlich enttäuscht, aber das reichte nicht mehr.
„Aber ich,“ sagte Marius sanft, fast vertraulich, „ich kann dir diese Welt öffnen. Eine Welt voller Möglichkeiten, in der du das Leben führen kannst, das du verdienst.“ Er trat näher an sie heran, ließ die Distanz zwischen ihnen schmelzen, während seine Worte immer intensiver wurden. „Luxus, Reisen, Gesellschaften, all das – ich kann es dir bieten. Du wirst nicht auf diese Freuden verzichten müssen, wenn du dich entscheidest, das Spiel zu spielen.“
Margit hielt den Atem an. Ihre Gedanken jagten einander. Sie dachte an die Abende in ihrem Haus, an die Dinnerpartys, an die bewundernden Blicke der anderen Frauen, die neidisch auf das Leben waren, das sie führte. Aber all das war jetzt in Gefahr. Sie wusste, dass Réné sie nicht mehr unterstützen konnte. Seine Macht war gebrochen, und sie spürte, wie sich diese Realität in jede ihrer Entscheidungen schlich.
„Du bist eine Frau, die das Beste verdient,“ fuhr Marius fort. „Und ich bin in der Lage, dir genau das zu geben. Alles, was du liebst, wird deins bleiben. Aber nicht nur das. Mehr. Mehr, als du dir vorstellen kannst.“
Margit schwieg, doch die Gedanken, die hinter ihren grünen Augen tobten, waren nicht zu übersehen. Die Versuchung, der Marius sie aussetzte, war stark. Sie wusste, dass sie an einem Scheideweg stand. Einer, der nicht nur ihre Beziehung zu Réné, sondern ihr gesamtes Leben betreffen würde.
„Was wird aus deinem Leben, Margit?“ fragte Marius leise, fast wie ein Freund, der ihr nur die Augen öffnen wollte. „Was wird aus dir, wenn du dich nicht entscheidest? Willst du dieses Leben aufgeben, willst du dich in den Alltag zurückziehen, ohne all das, was dich glücklich macht?“
Seine Worte drangen tief in sie ein, und Margit fühlte, wie ihr Widerstand immer weiter bröckelte. Es war die Wahrheit, so sehr sie es auch verdrängen wollte. Sie liebte die Aufregung, das Gefühl, bewundert und begehrt zu werden. Das Spiel, das Marius ihr anbot, war eine Möglichkeit, dies alles zu behalten – und mehr.
„Denk an das Leben, das du führen kannst,“ flüsterte Marius. „Ein Leben voller Luxus, in dem du dich niemals fragen musst, ob du etwas verlierst. In dem du immer auf der Gewinnerseite stehst.“
Margit schloss die Augen für einen Moment. Sie fühlte die Spannung in ihrem Körper, die unausgesprochene Versuchung, die jetzt so real war, dass sie fast greifbar wurde. Sie dachte an die Abende im Wintergarten, die stillen Momente, in denen sie Réné betrachtet hatte – wie er versuchte, ihre Welt zusammenzuhalten, während sie spürte, dass alles langsam auseinanderfiel. Und jetzt war Marius da, die Antwort auf all ihre unausgesprochenen Fragen.
Ihre Augen öffneten sich, und sie sah Marius an. Der Blick, den sie ihm zuwarf, war kein endgültiges Ja, aber es war auch kein Nein. Es war das Einverständnis, dass der Gedanke in ihrem Kopf Wurzeln geschlagen hatte. Réné hatte ihr immer das Beste gegeben, doch das Leben, das sie sich aufgebaut hatte, war auf der Kippe. Und Marius bot ihr eine Sicherheit, die Réné nicht mehr gewährleisten konnte.
„Margit,“ sagte Marius, sanft und überzeugend, „alles, was du tun musst, ist, dich darauf einzulassen. Und ich werde dir alles geben, was du willst. Mehr, als du dir je vorstellen kannst.“
Margit zögerte, ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, und sie sah zu Réné. Seine Augen sagten alles: Es war ihre einzige Option. Ihre Kehle schnürte sich zu, und doch sprach sie die Worte, die sie nie hatte aussprechen wollen: „Okay.“ Es war kaum mehr als ein Flüstern, aber es war die Zustimmung, die Marius erwartet hatte.
„Okay,“ wiederholte Réné, seine Stimme schwer, aber fest. Es war entschieden.
Marius lächelte. „Gut. Dann werden wir dafür sorgen, dass alles läuft wie geplant. Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen.“
Margit sah zu ihm, ihr Blick suchte den seinen, und in diesem Moment verstanden sie sich ohne Worte. Sie hatten sich immer verstanden, doch heute war es anders. Heute gab es keine Fassade mehr.
„Los jetzt,“ sagte Marius schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Gehen wir nach oben.“