Liebesentzug ...
Meine Mutter war eine Frau die so agierte.
Wenn sie sauer war, schwieg sie.
Nicht komplett.
Sie redete nur strikt nicht mehr mit dem, auf den sie sauer war.
Dafür verbreitete sie eine eisige Stimmung und brubbelte
und murmelte vor dich hin.
Ton - und Stimmlage zeigten an, dass sie unversöhnlich war.
Das konnte sie tagelang so machen.
Schweigen ohne zu schweigen
Und jemanden komplett und völlig ignorieren, als sei man Luft.
Selbst wenn ich als
kleines Kind bettelte und vor Verzweiflung heulte , mich entschuldigte, obwohl ich nicht wusste warum sie so sauer war und darum bettelte, dass sie nicht mehr böse auf einen ist.
Wenn man sowas als Kind erleben muß, ist das eine echt harte Nummer.
Konnte vorkommen, dass sie sich über eine Woche so verhielt.
Sie machte ihr Ding, meckerte vor sich hin.
Zuweilen so, dass ich dachte, sie meint mich und will doch wieder mit mir reden.
Wenn man sie dann ansprach gab es nur einen eisigen , kurzen ,Blick und
schweigen und weiteres Luft sein.
Viel Erfolg hatte sie damit nicht.
Nicht lange.
Dann hieß es : " Mama spinnt schon wieder".
Was soll ich sagen, auch schlechte Vorbilder sind Vorbilder.
Man lernt an Ihnen was man für sein Leben nicht will.
Weder erhalten noch geben.
Und man kann lernen sich zu distanzieren, bei sich selbst zu bleiben, emotional unabhängig zu werden, sich abzugrenzen.
Das nicht auf sich persönlich zu beziehen, do ein Verhslten nicht persönlich zu nehmen.
Es war die Macke meiner Mutter.
Die letztendlich überhaupt nichts mit mir zu tun hatte.
Es war ihr Unvermögen, nicht meins.
Mit Sicherheit ein schmerzhafter Lernprozess.
Ich hab ihr auf ihrem Sterbebett verziehen.
Hatte 4 Stunden Zeit, sie war nicht mehr ansprechbar, mich von ihr zu verabschieden.
Ich habe Gott darum gebeten sie bei sich aufzunehmen und ihr die Chance zu geben ihre Seele bei sich heilen zu lassen.
Habe ihr die Fehler, die sie bei mir gemacht hat verziehen.
Meinetwegen, nicht Ihretwegen.
Oder vielleicht ein bißchen von Beidem.
Ich kann nicht sagen, dass ich sonderlich traurig bin.
Eher erleichtert.
Die Frau hat es geschafft, dass ich mich ein Leben lang für sie verantwortlich gefühlt habe.
Auch wenn mein Verstand wusste, dass ich das nicht bin.
Um meinen Vater trauere ich auch jetzt noch, nach 35 Jahren.
Um meine Mutter hab ich nie wirklich getrauert.
Ihr Tod ist für meinen Sohn ein Verlust. Für mich nicht
Mein Verlust begann ja schon in der Kindheit .
Und diese Trauerphase ist bereits lange vorbei.
Liebesenzug ist definitiv Scheiße, weil fühlt sich nun mal echt krass übel und schmerzhaft an.
Aber in der Kraft des Schmerzes
liegen die Chancen sehr wichtige Dinge für einen selbst zu lernen.
Ein Weg auf dem man Resilienz und Autonomie erlangen kann.
Mein Leben war nie langweilig.
Es gab immer was zu lernen.