Safer, not safe
Für mich persönlich gehört zur Risikominimierung ein bisschen mehr als eine Gummitüte, aber sie ist schon mal eine gute Basis, diese vorher aktiv zu klären und einvernehmlich zu entscheiden. Wann und wie man dieses Thema anspricht, hängt von der eigenen Einstellung, der Art des Kontakts und den persönlichen Erwartungen ab. Dafür gibt es kein Patentrezept. Es ist schön, wenn man sich darüber austauschen kann – ganz natürlich und wertfrei. Hat man das Gefühl, auf einer Linie zu sein, umso besser ... Gemeinsamkeit verbindet.Manche Menschen sprechen es schon in den ersten Sätzen beim Date oder der Kontaktaufnahme an oder stellen es gleich auf der eigenen Profilseite klar. So gleich damit ins Haus zu fallen, ohne zu wissen, ob man überhaupt zusammen im Schlafzimmer landen mag, kann einerseits für viel unnötigen Wirbel sorgen und andererseits einfach ein Gesprächsthema sein oder eben auch früh Klarheit schaffen. Timing ist immer so eine Sache. Aber was man wissen will, muss man fragen oder ansprechen.
Auf jeden Fall ist es immer besser, wenn man etwas als „heikel“ empfindet, dies in einem entspannten Moment zur Sprache zur bringen. Das nimmt den Druck auf beiden Seiten. Vielleicht passt es, wenn es sich um Dating-Erfahrungen, Vorlieben usw. dreht und man sich über Marken und Materialien austauscht. Das kann von Klamotten, über Dildos bis hin zu Kondomen und weiteren aktuellen Maßnahmen der Risikominimierung reichen; denn es gibt ja viele Schutzmaßnahmen, von Kondomen über regelmäßige Tests bis hin zu Hygienepraktiken und Impfungen (wie z. B. Hepatitis-, HPV-Impfung), die Pille-Danach, Femidome, Handschuhe, Lecktüchern bis zu Medikamenten (wie PrEP). Auch den Austausch von Kontaktdaten finde ich sinnvoll, falls später gesundheitliche Probleme auftreten. Schließlich ist es eine gemeinsame Verantwortung. Es geht um Sex, um Freude, um Leichtigkeit – die man möglichst lange unbeschwert genießen möchte.
Für einige Menschen bedeutet der Verzicht auf Kondome Vertrauen, während andere durch ihre Verwendung Vertrauen aufbauen. Manche misstrauen jedem, der Kondome ins Spiel bringt, für viele ist es einfach der Inbegriff von Safer Sex.
Und manchmal muss man über den Präservativrand blicken – auch wenn Femidome optisch nicht der Hingucker sind, beim FMF kann man mit ihnen jede Menge An- und Ausziehen sparen, wenn schnell und abwechselnd penetriert werden soll.
Auf welche Methoden man sich auch immer verständigt, Kondome sind völlig legitim, vor allem wenn sie richtig angewendet und für die Situation die bestmögliche Risikominimierung sind. Falls die Partner nicht mitziehen, ist das auch ein klares Statement und der Zeitpunkt ist nebensächlich - solange er vor dem Verkehr liegt. Fragwürdig ist es, wenn jemand zustimmt und dann kurz vor dem Akt eine Diskussion startet oder und nicht mehr legal ist Stealthing.
Da kann man vorher noch so viel abklären, solche Wendungen sind nicht immervorhersehbar. Gehören die potentiell Auserwählten einem Portal an, können evt. Verkehrsfilme, öffentl. Gemachte Eventbesuche oder Fotos Hinweise auf das Verhalten in Action geben. Verlässlich sind sie nicht, aber für einen Eindruck immer gut.
Generell finde ich es keine vertane Energie, wenn man Zeit investiert, um gemeinsam herauszufinden welche Methoden bevorzugt werden oder notwendig sind und wie beide Seiten sich damit wohlfühlen. Am wichtigsten ist, dass alle Partner das Gefühl haben, aufeinander zu achten und respektvoll miteinander umzugehen. Und wenn es für das aktuelle Date nicht klappt, dann hat man zumindest etwas Übung für künftige Gespräche gesammelt. Vielleicht öffnet sich irgendwann auch die Tabu-Schublade für dieses Thema.