Hundert Frauen – Tausend Männer
Ich weiß nicht, bei wem von euch wurde schon mal in die Wohnung, oder in das Haus eingebrochen?Diejenigen (oder die meisten), die diese Erfahrung schon mal haben machen müssen, werden mir beipflichten, dass das Schlimmste daran nicht der Verlust der entwendeten Gegenstände war oder ist. Nein, es ist vielmehr die Tatsache, dass während unserer Abwesenheit jemand da war, der überall herumschnüffelte, alles anfasste, alles durchsuchte. Die Frauen schaudern beim Gedanken daran, dass er in ihrer Unterwäsche herumgewühlt hat, oder im Bad an ihren Kosmetika war und den Männern wirds blümerant, wenn sie daran denken, dass der Dieb den PC durchsucht hat, oder eben etwas, was ihnen besonders am Herzen liegt, Werkzeugkiste, Spielzeugeisenbahn, etc. pp.
Das liegt daran, dass unsere eigene Wohnung sakrosankt ist. Das ist dermaßen fest in uns verankert, dass es uns besonders hart trifft, wenn jemand dagegen verstößt. Sogar der Gesetzgeber trägt dem ja Rechnung, indem er seinen eigenen Zugriff auf die Wohnung von Privatpersonen strengen Auflagen unterwirft, es ist ein Grundrecht und steht im Grundgesetz.
Dass unser Partner neben der bestehenden Beziehung keinen Sex haben darf, das steht nicht im Grundgesetz. Trotzdem führen wir uns so auf, als stünde es da. Uns wird anders beim Gedanken daran, dass ihn da und dort (was bisher uns vorbehalten war) jemand angefasst hat, jemand in ihn eingedrungen ist, ihm tolle Dinge gesagt und eben wahnsinnig schöne Gefühle beschert hat. Warum stört uns das? Ich meine, wir waren ja nicht da, warum soll er es also nicht tun? Ich persönlich glaube, dass dies ganz eng miteinander verwoben ist, dass diese Gefühle für die Wohnung und den Partner fast genau dieselben Gefühle sind. Uns stören nicht die Hundert Euro, die er im Puff gelassen hat, uns stört, dass da jemand fremdes war und die Privatsphäre verletzt hat. Dabei verwechslen wir zwar die Privatsphäre des Partners mit unserer eigenen, aber Paare sehen sich ja oft gerne nur noch als Einheit, wen wundert's also.
So, das war die Erklärung vorweg, nun bitte ich euch um eure Meinung dazu. Angenommen, ihr lernt eine Frau oder einen Mann kennen und wisst(!) dass sie beziehungsweise er absolut gesund ist (so was kann man ja untersuchen lassen). Nun erfahrt ihr, dass der Wunschmensch schon eine abnorm hohe Anzahl an Sexualpartnern hatte. Wenn euch das stören würde, dann seid so gut und geht doch mal in euch und schreibt hier den Grund dafür. Schreibt uns, warum euch das stört. Schreibt nicht, »es stört mich einfach!«, und lasst nach Möglichkeit die vagen Phrasen (finde ich eklig) mal weg, sondern denkt ein paar Minuten länger nach als gewöhnlich, wo ein stakkatomäßiges Abfeuern von Beiträgen selten der Weisheit letzter Schluss ist. Sind es solche Gründe, nach dem Motto:
»Nach zwanzigmal Fisten und zehn Gangbangs ist die Büchse so weit, dass es keinen Spaß mehr macht«?
»Wenn er schon hundert Frauen hatte, war doch sicherlich eine dabei, die viel besser ist als ich?«
»Sie war eine Hure und hatte tausend Männer, kann ihr Sex überhaupt noch Spaß machen?
Oder ist da noch mehr? Wir sind gespannt auf vielfältige Meinungen! Apropos: Wenn es euch nicht stört, dann versucht uns, die Phrase: »Nö, warum sollte uns das stören?«, zu ersparen. Wir sind in einem Fred darüber gestolpert und wären nun froh über Erklärungen, keine Plattitüden als Statements getarnt.
Abschließend will ich noch Rebekka Bakken zu Wort kommen lassen, deren dort vorgetragene Meinung ich sehr schätze und die es in einem Lied für mich sehr treffend besungen hat:
»You see, a man is like a house there is always an open door
and I don't give a shit if thousand women have lived there before
Cause then it is my turn to call it beautiful music what you now call the blues«