Karneval ????
Kack Kack KarnevalJedes Jahr freute sich Christian auf den Kack-Kack-Karneval, wie er ihn nannte – ein kleines Fest im Vorort, das aus ein paar Bierständen,
schlechter Musik und jeder Menge falschem Lächeln bestand. Die Leute kamen verkleidet, wie es sich für Karneval gehört, aber Christian wusste genau:
Niemand hier war wirklich fröhlich.
Im Kostüm eines Piraten schlenderte er zum Bierstand, an dem die Schlange sich fast um den Block zog. Neben ihm stand eine Frau als Märchenprinzessin,
Glitzer im Haar und die Augen halb geschlossen, als ob sie jeden Moment einschlafen würde. „Na dann Prost“, murmelte Christian und nahm einen tiefen Schluck,
kaum dass sein Bier kam.
Nach ein paar weiteren Runden mischte sich Christian in die Menge, aber alles schien ihm wie eine endlose Wiederholung. Gruppen von Leuten, die sich am Arm hielten,
lauthals „Helau, Helau, Helau“ grölten, Männer in Cowboykostümen, die sich gegenseitig auf die Schultern klopften, und ein Typ im Gorillaanzug, der auf einer Bank balancierte
und dabei ein lautes, dämliches Lachen von sich gab.
Gegen Mitternacht war Christian halb betrunken, als er neben einem alten Mann in einem Clownskostüm zum Sitzen kam. Der Clown lächelte ihm schief zu. „Was’n los, mein Junge?
Keine gute Zeit?“ Christian zuckte mit den Schultern. „Ach, alles wie immer. Jeder ist hier, um fröhlich zu tun, aber das ist alles nur Show.“
Der Clown nickte langsam und schaute in die Menge. „Weißt du“, alle kommen hierher und hoffen, den Alltagstrott zu vergessen, zu lachen und alles Dumme rauszuschreien,
aber am Ende geht doch jeder allein nach Hause.“
Christian nahm noch einen Schluck. Die Worte des Clowns hallten in ihm wider, und für einen Moment überlegte er, ob er einfach nach Hause gehen sollte. Doch dann fing der Clown an,
laut zu lachen – diesmal echt, ohne Maskerade. Das Lachen war so ansteckend, dass Christian sich wiederfand, wie er mitlachte, und diesmal meinte er es tatsächlich.
In diesem Moment bemerkte Christian: Manchmal ist der Kack-Kack-Karneval vielleicht nicht mehr als ein Haufen Leute in dämlichen Kostümen, die sich die Nacht schön trinken.
Aber irgendwo, zwischen all dem Lärm und dem Künstlichen, gab es immer wieder kurze Momente echter Freude – versteckt, leise, aber real.