Zuallererst muss man die Methoden, oder besser gesagt: Die Entstehung einer Beziehungsanbahnung unterscheiden, finde ich. Der Gesetzgeber hat nicht im Sinn, jegliche Form davon zu unterbinden, egal ob in der Öffentlichkeit bei Fremden oder in Unternehmen unter Kollegen. Dann könnte man das ja nur noch in Swingerclubs oder erotischen Bars. Und selbst da kann das nicht eindeutig beantwortet werden.
Da hilft es auch nicht, wenn wir die übertriebenen Reaktionen von US-amerikanischen Unternehmen hier ausrollen, nur weil man nunmehr Angst hat, dort, wo früher weggeschaut wurde, nun nicht kritisch genug zu sein, um dem Zeitgeist zu genügen. Das macht es nicht besser. Das richtige Maß ist gefordert.
Aber schauen wir mal zurück in unserem Leben: Wer hat nicht in der Schule das andere Geschlecht verlockend gefunden und mehr oder weniger zarte Bande geknüpft? DAS ist auch in the company. Und niemand käme heute auf die Idee zu sagen, dass das nicht geht. Okay, muss ich erwähnen, dass Lehrer außen vor stehen?
Warum soll das im Sportverein gehen, aber im Büro nicht? Oder andersherum, warum soll das beim Feierabendbier in der Bar gehen, aber nicht am Schreibtisch, mit der gleichen Kollegin? Wobei, Chef mit Sekretärin ist schon wieder was anderes, weil ein Vorgesetztenverhältnis besteht. Dennoch sehe ich kein Problem, wenn derjenige mit der untergebenen Position den ersten zaghaften Schritt unternimmt. Aber das ist vermutlich dennoch risky, weil eine verschmähte Person auch aus lauter boshafter Rachegelüste alles anders darstellen kann. Wobei, dafür muss auch wirklich gar nichts passiert sein und es kann auch klappen.
Aber es gibt täglich etliche neue Paare, die sich am Arbeitsplatz finden. Warum auch nicht? Ich hätte damit kein Problem. Es gab die Zeit, da hat mein früherer Arbeitgeber darauf gedrungen, dass Paare nicht zu nah zusammenarbeiten, um Betrugsrisiken zu vermeiden (Damaliger Spruch: Zwei Leute mit der richtigen Befugnis können die ganze Bank überweisen, wenn sie gemeinsame Sache machen. Anm.: Heute geht das so nicht mehr).
Auch wenn eine Beziehung in die Brüche gegangen ist, wird man mit dem Ex nicht nahe zusammenarbeiten wollen. Ist der Laden groß genug, ist es mit einer - am besten vom Betroffenen aktiv vorgenommenen - Versetzung getan. Und, ganz ehrlich, mich wollten schon Vorgesetzte (erfolglos
) loswerden, ohne dass ich je auf die Idee gekommen wäre, mit denen was anzufangen. Da wäre es mir lieber, es hätte (mit anderen) wenigstens eine erotische Vorgeschichte gegeben. Natürlich im (damaligen) Konsens der Liebenden.
Wer jedoch meint, er wäre da, um das Kollegium umzupflügen, der ist zum einen schief gewickelt und zum anderen sollte sich jeder hüten, sich mit diesem Wanderpokal einzulassen (egal, welches Geschlecht). DAS ist am Arbeitsplatz sicherlich deplatziert und am Ende auch schädlich für das Betriebsklima. Auch bei jeweiligem aktuellen Konsens aller Beteiligten.