Rauschilein:
die anderen zwei haben schon recht irgendwie... das Thema ist wahnsinnig komplex und wenn man wirklich auf alle Facetten Deiner Frage eingehen sollte, würde man hier eine 10m-Tapete verfassen...
Ich bezeichne mich als Frau mit devoten Neigungen.
Ich kann Dir sagen, wie der Schlüsselmoment bei mir aussah. Es war eigentlich simpel: ich habe jemanden getroffen, der mit mir im Bett völlig anders umgegangen ist als alle Männer zuvor. Er hat über mich bestimmt. Psychisch und physisch. Er hat mir kaum Zeit gelassen, um Atem zu holen. Er hat mir weh getan und er hat mir stellenweise sogar Angst gemacht. Aber nie so sehr, dass ich das Vertrauen verlor.
Diese andere Art, Sex zu haben, die sich von allem unterschied, was ich bisher kannte, hat mich schwindelig gemacht. Ich habe mich über mich selbst gewundert, denn alle Grenzen dessen, was ich im Bett für akzeptabel hielt, verschwammen plötzlich.
Diese Art, Sex zu haben, was fast wie ein Rauschzustand, wie ein Fall ins Bodenlose. Einzig mein Vertrauen zu ihm war die Reißleine.
Man muss dazu sagen, dass dieser Mann sich gar nicht als dominant wahrnahm. Er hatte sich nie mit BDSM auseinandergesetzt.
Sex mit mir war für ihn einfach so. Und Sex mit ihm war für mich einfach so. Eine Art Urknall, der uns beide plötzlich Grenzen vergessen ließ.
Seit dieser Begegnung weiß ich, dass es mir gefällt, dominant behandelt zu werden. Es gefällt mir, Schmerzen zugefügt zu bekommen, es gefällt mir, dirigiert und rücksichtslos durchgevögelt zu werden.
Aber zu einem dominant-devoten Verhältnis gehört noch ein wenig mehr, etwas subtileres, das sich schwer beschreiben lässt. Es gehört für mich auch die Psychologie des Paares dazu. Dieser Mann verstand es, mich immer nur so nah an sich heranzulassen, wie er es wollte. Ich war immer diejenige, die - im übertragenen Sinn - an seiner Tür kratzte und er öffnete nur so weit, wie er lustig war. Es gefiel ihm, wie es war. Und mir wohl auch, sonst hätte ich das Spiel nicht eine ganze Weile mitgespielt.
Es ist schwierig, sich aus so einer Beziehung wieder zu lösen. Man glaubt, sie zu brauchen wie die Luft zum Atmen. Und replizierbar ist so etwas auch nicht.
Ich habe bei meiner Lektüre hier im Club auch von Frauen gelesen, die ihre Devotion völlig anders definieren und auch völlig anders von ihr erfahren haben.
Daher denke ich, dass Devotion unglaublich viele Facetten haben kann.
Ich habe zum Beispiel auch meine Grenzen. Ich lasse mich nicht "grenzenlos schlecht behandeln", wie es vielleicht missverstanden werden könnte.
Devotion bedeutet nicht, sich zum hirnlosen und gefühllosen Objekt eines Mannes zu machen. Devotion und Dominanz ist ein Wechselspiel der Macht, ein Ausloten von Grenzen, ein Hin- und Herschwingen des Pendels.
Mir hat es gefallen, über mich zu lernen, wie intensiv ich empfinden kann. Ich weiß aber auch, dass so etwas nicht beliebig wiederholbar ist. Es müssen die richtigen zwei Menschen zum richtigen Zeitpunkt aufeinander treffen. Dann allerdings ist sehr viel möglich.
Ich möchte noch mehr auf Deine Fragen eingehen und Dir sagen, dass ich nicht denke, dass Devotion simpel erklärbar ist.
DIE Psychologie einer devoten Frau gibt es nicht. Wir sind nicht alle als Kinder schlecht behandelt worden oder vom Vater geprügelt und arbeiten so jetzt unsere Traumata ab. Wir denken nicht alle in unserem Innersten, dass wir wertlos sind. Im Gegenteil, es ist eher so dass die Mehrheit der devoten Frauen, die ich hier kennen gelernt habe, "im Leben" tough, klug, stark und durchsetzungsfähig ist.
Vielleicht ist es eher so, dass besonders starke Frauen sich im Bett Momente des absoluten Loslassendürfens wünschen. Aber auch das ist bitte nicht als Verallgemeinerung zu vertehen.
Etwas anders, was vielen devoten Frauen gemein ist, ist ihr Bedürfnis, sich selbst besonders intensiv spüren zu wollen. Unter den devoten Frauen gibt es besonders viele mit einer ausgesprochen hohen Sensibilität. Physisch und auch psychisch. Ein Widerspruch? Eine Frau, die eh schon hochsensibel ist, lässt sich auch noch grob anfassen? Nein, kein Widerspruch oder nur auf den ersten Blick.
Hochsensible Menschen lernen im Leben oft, besonders dicke Schutzmauern zu bauen, um nicht ständig überreizt und überfordert zu werden.
Um diese Schutzmauern zu durchbrechen, braucht es dann auch besonders intensiver Schlüsselerlebnisse. Sex, der physisch und psychisch so sehr fordert wie BDSM-Sex, ist so ein Schlüsselerlebnis. Er lässt einen das Leben spüren wie normaler Sex es nie vermag.
Was ich für mich ablehne, möchte ich zum Schluss noch ergänzen, das ist Formal-SM. Darunter verstehe ich Verkleidungen nach Schema F, Verhalten nach Schema F, SM nach Lehrbuch. Albernes, aufgesetztes Gehabe, abgedroschene Sprüchlein ("Auf die Knie, Du Luder...") und dergleichen. Es wird auch keinem Mann gelingen, mir ein Halsband anzulegen und mich wie ein Hündchen neben sich herzuführen.
Das ist einfach nicht meine Baustelle und nicht das, was mich kickt.
Ich gönne es jedem, der es mag, es ist nur nicht meins.
Hier
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findest Du alles auch noch mal griffiger formuliert.
Puh.
Isch habe fertig.