Hi BeneDE, deine von dir dargestellte Situation ist nicht ungewöhnlich in nicht-normativer Sichtweise. Die Herausforderung dabei ist, dass du dich nicht verleiten lässt. Wie in einigen Kommentaren erwähnt besteht die Verführung sich einzuordnen in irgendeine Kategorie. Das wird durch Forderung sozialer Anpassung — möglich auch und sogar im queeren Freundeskreis — gefördert und gefordert. Jeder soll eine Identität annehmen um identifizierbar, also kategorisierbar, einordenbar, vorhersehbar zu sein. Jeder soll ein Muster annehmen. Diese Muster werden sortiert und bedient.
Die meisten in deiner Situation erkennen die Chance der Freiheit von Normativität und Identität nicht. Diese Freiheit wird als Unsicherheit wahrgenommen und durch Forderung sozialer Anpassung kommuniziert: Du musst dich für eine Identität entscheiden! Identitätsfindung und alles was damit zusammenhängt — von Identitätsstörung und Identitätskrise — wird medial und sozial stark gefördert und gefordert.
Eines der Probleme ist die Genus=Sexus Denkweise. Diese ist weit verbreitet und ziemlich gefestigt. Für einige gibt es gar keinen Genus. Sie denken immer an Sexus.
Genus: maskulin / feminin / neutral
Sexus: männlich / weiblich / hermaphrodit
Genus=Sexus:
maskulin = männlich
feminin = weiblich
Selbst "social Gender" ist davon betroffen. Social Gender wird dabei nicht mit Genus, sondern mit Sexus verwendet. Das ist Ursache eines unlösbaren Konflikts.
Die Sache ist ziemlich einfach erklärt. Bei Sexus, dass auf das primäre Sexualorgan (Penis/Vagina) sowie die Chromosomen (XY/XX) Bezug nimmt, gibt es ein entweder/oder (XY = Penis = männlich / XX = Vagina = weiblich) mit Ausnahme (hermaphrodit). Genus nimmt jedoch keinen Bezug auf Sexualorgan und Chromosomen, sondern auf Eigenschaften, sowohl körperliche (Aussehen, Style) als auch soziale (Verhalten, Charakter).
Social Gender hat also im Grunde nichts mit Sexus (Sexualorgan, Chromosomen) zu tun. Hinzu kommt, dass Gender (Genus) im Sozialen nicht schwarz/weiß wie in der Grammatik ist, sondern jede Person sowohl als auch ist, bzw. wirkt. Wer sich für nur eines (maskulin/feminin) entscheidet, bzw. entscheiden will, erzeugt einen unlösbaren Konflikt. Denn Genus (englisch: Gender) beruht auf dem Dualismus von Körper&Geist, wobei "Geist" hier das Soziale (Verhalten, Charakter) betrifft.
Es ist im Grunde eine simple Sache, jedoch in sich eine sehr komplexe Angelegenheit. Keine Person muss sich für eine Identität entscheiden, sondern es kommt einzig auf ihr Verhalten in der interaktiven / interpersonellen gegenseitigen Wechselwirkung an.
Ein weiters Problem ist, dass Eigenschaften wie heterosexuell, homosexuell, bisexuell, pansexuell, demisexuell und asexuell als Identitäten verstanden werden, was immense negative Auswirkungen hat.
Begriffe wie non-binary und asexuell sagen sich von den (Denk)Mustern los. Wobei asexuell leider zu einseitig verstanden wird. Asexuell bedeutet im Grunde "ohne sexuell" und nimmt somit Bezug auf Genus im Sinne von "ohne Sexus". Asexuell bedeutet also nicht (nur) "keine Lust auf Sex", sondern "Sex ist eine andere Angelegenheit", oder harscher "mein Sex geht dich nichts an", sowie die strikte Trennung zwischen Genus und Sexus. Denn im Grunde ist Genus (Gender) asexuell.
Wer beides (Genus / Sexus) trennt, ist befreit von sozialen Zwängen durch Forderung sozialer Anpassung, die eine Identität nach Schema Genus=Sexus fordert — sowie grundlegend von Identität befreit.
Obwohl es eigentlich ziemlich simpel ist, verstehen es die meisten nicht, widersprechen dem und lehnen es vehement ab. Sie können und wollen nicht von Genus=Sexus lassen. Daraus folgt, dass social Gender (sozialer Genus) mit männlich/weiblich anstatt maskulin/feminin verwendet wird. Das Gehirn wird zum sozialen Sexualorgan.
Vergiß einfach den ganzen Identitätszirkus, denke nicht in Mustern und mache einfach was dir gefällt.