„@*****_Oo Und ich glaube in folgendem besteht eines der großen Kommunikations-Probleme hier: Viele Männer würden gern angeschrieben werden mit einem "Hey du gefällst mir, ich würde dich gern kennenlernen!", was leider aber nicht passiert, aber da sie selbst so angeschrieben werden möchten, machen sie es selbst (gemäß der goldenen Regel, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte) auch so.
Für mich trifft das zu: Ich finde es völlig in Ordnung, wenn ich mit einem one liner angetextet werde ("hello stranger"). Und ich werde selbst als cis hete auch von Männern so angesprochen. Das stresst mich Null (weil selten und kurios).
Ich habe aber auch nichts zu verlieren bzw fühle mich grundsätzlich safe. Und bin aus komfortabler Sicherheit heraus = einfach nur neugierig.
Und das leitet jetzt zum schwierigen Teil über:
„Viele Frauen aber werden nicht gern direkt mit einem Wunsch nach einem Kennenlernen (oder gar mehr) angeschrieben, sondern lieber nicht date- oder gar sex-zielorientiert, sondern lieber ergebnisoffen (wie du schreibst, und ich vermute, schlicht deshalb, weil sie sich eben nicht gern direkt entscheiden wollen, ob sie den Dude, von dem sie bisher nur Profil+2Sätze haben, daten wollen, und daher lieber nix oder ab-, als dem völlig Fremden ein Date zu-sagen wollen). Und wenn sie mal jemanden anschreiben, dann (gemäß der goldenen Regel) so, wie sie selbst gern angeschrieben werden wollen.
Ich vermute: Es geht darum, sich vor einem vertieften Kontakt, und sei es auch nur durch Schriftwechsel, erst recht vor einem Treffen
sicher zu fühlen und sich
trotzdem darauf einzulassen.
Eine Schreiberin hatte neulich diese Frage angedeutet: "Was ist wohl die Ursache dafür, dass Frauen weniger drive zum casual dating haben?"
(Sie hatte dabei unterstellt: Beide sind körperlich gleichermaßen sexuell interessiert. Haben / hätten Bock.)
Ich vermute zwei Hautgründe dafür:
1) Es ist fehlende Sicherheit.
Es gibt eben leider viel zu viele Beispiele dafür, dass insbesondere Frauen in intimen Begegnungen "mehr riskieren" als Männer und zwar auf vielen Ebenen. Ich könnte das vertiefen, vielleicht ist der Punkt aber hier schon durch die vielen unflätigen Anspruchssteller (zitiert in diesem thread) ausreichend illustriert. Und das ist ja nur die oberflächlichste der evtl Gefahren ...
Und wieso fehlt diese Sicherheit? Die Antwort ist vermutlich = das Große P., in dem wir alle leben.
Die von Dir beschriebene Empfehlung
@*****a_S des absichtlosen Anschreibens passt in diese Erklärung. Wer sich Zeit nimmt, ohne zu fordern etwas von sich zu zeigen, erlaubt es der anderen Seite, Sicherheit zu entwickeln: "Der Typ ist, wer er zu sein vorgibt (Single, sane, ...) und tut mir nichts. Wenn ich den treffe und evtl von grün auf gelb schalte, fährt der einen Gang zurück. Und auch wenn ich ihm schließlich einen Korb geben möchte, komme ich trotzdem gut nach Hause ... " etc . Schlichte Fragen. Elementare Fragen. (Die sich Männer umgekehrt eher nicht stellen...)
Ich möchte mich nicht in einer Anleitung versteigen. Schon mangels Erfahrung nicht! Aber wenn die obige Vermutung (auf viele Frauen) zutreffen sollte, dann befeuert die typische Männeranschreibe offensichtlich nur den Fluchtreflex. Sich auf sowas Oberflächliches einzulassen ist eben aus der kollektiven Erfahrung = "riskant". Da ist schon schweigendes, begründungsloses Abtauchen nicht nur komfortabler, sondern auch sicherer.
Ich vermute weiter:
2) Es ist die weibliche Alltagserfahrung der Sexualisierung
Die wirkt: ermüdend.
Das heterosexuelle casual dating setzt aber voraus, dass frau sich bewusst einer Situation stellt, in der sie mit den sexuellen Ansprüchen des betreffenden Mannes konfrontiert wird. Dies aber vor dem Hintergrund der Alltagserfahrung, auch ständig ungewollt solchen anspruchsvollen Blicken etx ausgesetzt zu sein. Insofern dürfte casual dating aus weiblicher Sicht sich anfühlen wie ein lautes, trotziges "Trotzdem". Dazu reicht aber die Energie offenbar nicht immer. Und es ist auch kaum verwunderlich, dass der besagte männliche one liner, sozusagen "das Hinterherpfeifen" in dieser Hinsicht kaum Funken schlagen kann.