Erinnert Ihr Euch an die Serie "Lie to me".
Der Protagonist erkennt so ziemlich jede Lüge an der Körpersprache, er "liest" sein gegenüber.
„Dieses "lesen" interpretiere ich als eine komplementäre Bedürfniswahrnehmung aufgrund von Intuition und Instinkt, also ob der gegebenen Wesenszüge.
Das trifft es in einer BDSM-Session aus meiner Sicht in keiner Weise.
Dein Beispiel bzgl. Hunde und Katzen kann zwei Gründe haben.
Diese Tiere haben teilweise gegensätzliche Körpersprachen. Zudem sagst Du, dass Du keinen Draht zu Hunden hast, hier kann auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung gegeben sein.
Das Lesen in der Session ist das Erkennen, was noch geht.
Kennst Du das bei einem Sporttrainer, der einen antreibt und motiviert, weiter zu machen, auch wenn man glaubt, es geht eigentlich nicht mehr? Der muss auch wissen, wann es wirklich nicht mehr geht, sonst endet das ganze in Verletzungen oder riesigem Frust.
Ich mag auch den Vergleich bzgl. der Ampelgeschichte nicht so gut. Ich weiß, es sollte versuchen, das ganze etwas verständlich zu machen.
Ich überspitze mal. Ich habe quasi selbst ein Ampelsystem, bei dem ich aber nicht frage. Ich weiß, was grün ist, ich erkenne gelb, und ich fühle, wie weit ich über Gelb gehen kann, ohne in Rot zu kommen. Das Rot kann viel weiter weg sein, als meine Spielpartnerin es von sich aus angeben würde.
Eine Freundin sagte mir einmal, wie ich es machen würde, dass ich immer genau dann aufhören würde, wenn sie kurz davor sei, abzubrechen. Es war das Gefühl, bis hier hin, und nicht weiter. Ich kann, entgegen dem Protagonisten aus "lie to me" nicht wirklich erklären, was genau mir den Eindruck gab, aber mein Eindruck war eben richtig.
Das daraus resultierende Vertrauen ermöglicht dann auch, in Bereiche zu kommen, von denen meine Partnerin bisher mehr als nur Respekt hatte. Grenzen sind eben nicht fest. Sie verändern sich, je nach Tagesform, emotionaler Belastung und auch früheren Erfahrungen, sogar im Verlauf einer Session (jeder kennt das "aufwärmen").
Es geht beim "Lesen" nicht darum, Wünsche von den Augen abzulesen. Aber innerhalb einer guten Beziehung braucht man nicht viel Worte, da reicht ein Blick, oder ein einziges Wort, um schon an der Stimmlage zu erkennen, wie es dem anderen geht. "Oha, was ist passiert, Dir geht es nicht gut" "Woher weißt Du das" "He, ich kenne Dich". So ein Dialog wäre ein Beispiel in meinen Augen für das Lesen des gegenüber. Viele kleine Bausteine ergeben ein Gesamtbild. Einige erkennt man, ohne dass es einem bewußt ist, was man erkannt hat. Bei "Lie to me" wird das dann gut erklärt, welche Regung erkannt wurde. Im realen Leben ist sie mitunter schnell weg, man kann es nicht genau sagen.
Wenn ich nicht irre, gab es mal Untersuchungen, bei denen in einen Film ein völlig fremdes Bild, z.B. etwas Süsses eingeschnitten wurde. Dieses eine Bild konnte man vom Sehen her gar nicht wirklich warnehmen, kaum einer konnte sagen, dass das Bild überhaupt dazwischen gezeigt worden war. Aber ganz viele hatten Lust auf eben diese Süßigkeit.
Ich kann also etwas wahrnehmen, was ich nicht benennen kann, aber es kann in mir etwas erzeugen.