allmählich komme ich dahinter...
... warum ich mit solcher Penetranz (dieses „männliche“ Wort wähle ich hier sehr bewußt, komme unten noch darauf zurück) immer wieder auf die Ausgangsfrage verwiesen habe.
Ich habe durch Eure Beiträge und auch über meine Beiträge in den letzten Tagen viel nachgedacht und begriffen, was mich so umtreibt. Ihr habt mir viel gegeben, und für den Zuspruch, den Gegenwind und die Anmerkungen möchte ich Euch allen danken, insbesondere aber vanBruns, Donnalitchen und auch Herrn Schaft.
Gerne gebe ich nun zurück, indem ich Euch einmal mehr Persönliches erzähle und meine Erkenntisse der letzten Tage darlege:
Den entscheidenden Impuls hat mir
@**n Burns gegeben:
„Sich im Job durchzusetzen, ihn auszufüllen hat was von einer Penetration an sich. Und wenn Fickbewegungen dort zu Erfolg, Status und einem fetten Gehalt oder Honorar (Jagderfolg) führen, kannst Du davon ausgehen, dass mehr als einer das als göttlich schönen Samenerguß empfindet.“
Penetration habe ich in dem Zusammenhang mit Aggression assoziiert. Und das ist der springende Punkt, der mich in meiner Entwicklung immer noch umtreibt, so daß ich meine Frage nach dem Mann-sein nun für mich abändern kann zu: Wie geht Ihr mit Eurer männlichen Aggression um?
Ich erinnere mich an eine Situation aus meiner Schulzeit, etwa in der 5. oder 6. Klasse.
In den Pausen auf dem Hof wurde häufig „Französisch nachlaufen“ gespielt.
Wer´s nicht kennt: Die Jungen fangen die Mädchen, das Mädchen, das gefangen wird, bekommt einen Kuss vom Jungen. Daß ich da zunächst mitgemacht habe, war klar.
Eine Situation ist mir aber im Gedächtnis geblieben: Ich hatte ein Mädchen gefangen, hielt es fest und sie wehrte sich ein bisschen. Soweit wohl nicht anders als bei den anderen.
Dann aber sagte das Mädchen: „laß mich los!“ Und ich ließ los. Da blieb das Mädchen wie angewurzelt stehen, wir beide sahen uns stumm an und ich merkte, daß sie nicht damit gerechnet hatte, daß ich tatsächlich loslassen würde. Irgendwie war da ein Aspekt beim Spiel, mit dem ich noch nicht umgehen konnte - die Aggression.
Daß das Ganze gepaart war mit einem geringen Selbstvertrauen (Neurodermitis + Asthma unterstützten das Selbstvertrauen zusätzlich auch nicht gerade), machte mir den Umgang mit Aggression nicht leichter.
(zu den Ursachen für das geringe Selbstvertrauen möchte ich, um nicht auszuufern, nur soviel schreiben, daß mein Vater selbst sowenig Selbstvertrauen besaß wie er andererseits autoritär war und meine Mutter sich zwar alle Mühe gab, das Selbstvertrauen ihrer Kinder zu stärken ohne zu verhätscheln, selbst dabei aber altruistisch bis zur Selbstaufgabe war, sich als Persönlichkeit also stets soweit zurücknahm, daß auch von dieser Seite ein gesundes Selbstvertrauen kaum vorgelebt wurde.
Vieles, von dem, was ich in meiner Persönlichkeits-Entwicklung an Selbstvertrauen und Ausübung positiver Aggression erreicht habe, wurde mir nicht in die Wiege gelegt.
Ich habe es mir hart erkämpft und erarbeitet und darauf bin ich stolz. )
Meine Entwicklungs-Aufgabe ist es derzeit noch, den positiven Umgang mit meiner Aggression zu vertiefen.
Dazu fällt mir eine weitere Lebenserfahrung ein:
„Sich im Job durchzusetzen, ihn auszufüllen hat was von einer Penetration an sich.
Da klappt es schon recht gut:
Ich bin von Beruf in einem Handwerk (durchaus erfolgreich) selbständig, in dem beste Qualität von großer Bedeutung ist, wenn man erfolgreich sein will.
In meiner Lehre wollte ich meinen Beruf so gut wie irgend möglich beherrschen lernen.
In der Anfangsjahren meiner Selbständigkeit war es, um erfolgreich zu sein, mein Ziel, qualitativ besser als die Konkurrenz sein. Mit nicht schlechtem, aber mäßigem Erfolg.
Erst als ich den Gedanken an die Konkurrenz hinter mir lassen konnte, und mich wirklich ausschließlich darauf konzentriert habe, meinen Beruf auszufüllen, kam der Erfolg.
Mein Fazit: Im Beruf habe ich gelernt, „Penetration - Aggression“ auszuüben und habe erst richtig Erfolg, seit ich dieser „Penetration-Aggression“ eine eindeutige, positive und schöpferische Richtung gebe.
Es geht für mich in meiner Entwicklung also um den positiven Umgang mit Aggression.
@ Herr Schaft. Ihr Gegenwind war wertvoll für mich, denn er hat meinen Widerspruchsgeist gestärkt. Vielleicht würden sie jetzt sagen. „Positive Aggression - Führungskraft eben! Da sind wir uns doch letztlich einig. Und einmal mehr widerspräche ich:
Führungskraft impliziert mindestens zwei Wesen, eben eines das führt und eines das sich führen läßt. Eine Persönlichkeitsentwicklung auf dieser Basis funktioniert also nur in der Abhängigkeit zu einem Gegenüber. Es findet dabei eine klare Platzzuweisung statt. Entzieht sich dieses Gegenüber der Beziehung - und sei es schlicht durch Sterben- gerät die Führungskraft in Zugzwang.
Ich mag da eher das Wort Schöpfungskraft, das ja auch in Ihren Texten vorkommt.
Schöpfungskraft ist ohne Abhängigkeiten möglich und nur aus Unabhängigkeit heraus ist die Entwicklung einer erwachsenen Persönlichkeit überhaupt erst möglich, meine ich.
Was waren denn DEINE konkret die Männlichkeit stärkenden Erfahrungen?
Nun, - die Erfahrung des „französisch Nachlaufens“ als Hinweis, daß etwas nicht rund läuft, - die Erfahrung der „Fickbewegung beim Oralverkehr“ als positive Bestätigung, - die Erfahrung Aggression positiv auszuüben, indem ich meinen „Beruf vollständig ausfülle“ und als jüngstes Beispiel - die Erfahrung des von mir ja mit Penetranz (da isses wieder) betriebenen Austauschs hier im Thread als Gelegenheit, einzelne Puzzleteile meines Lebens in ein einen Sinn ergebendes Bild einzufügen-
das alles sind Beispiele von Erfahrungen, die meine Persönlichkeit und somit meine Männlichkeit stärken konnten, letztlich nur deshalb, weil ich auf mich selbst vertraut habe.
Und darum geben mir Sätze, die mit Wir anfangen (davon gibt es in Ihrem Buchmanuskript so viele) so wenig. Persönlichkeitsentwicklung ist in meinen Augen niemals kollektiv, sondern immer höchst individuell.
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Ich hoffe nun, daß mein wortwörtliches Ausbreiten dem einen oder der anderen etwas geben konnte. Wenn nicht - „So what?“
So schreibe ich mit Martin Luther: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders."
Ich habe es ohnehin auch für mich selbst geschrieben.
Vergessen will ich aber nicht, Donnalitchen (dem mit 20 Jahren weiblichen Küken in der Runde) danke zu sagen für einen ebenso klugen wie schlichten Satz, der aus meiner Sicht dem ganzen Thread (ganz weiblich
) ein Gefäß gegeben hat:
ich denke, ihr diskutiert hier nicht über mann-sein oder nicht-mann-sein, sondern über erwachsen sein oder reif sein bzw reife zeigen!
lg
erwil