@********elen Du hast mir Hoffnung gegeben! Hoffnung, dass Kinder glückliche Eltern haben können – egal ob in einem Kleid oder einem Anzug. Das war so schön zu lesen. Aber die Frage bleibt: Wie lange kann das gutgehen? Solange die Kinder klein sind, vielleicht bis zu einem Alter von 10 Jahren, habe ich keine Bedenken. Das Problem beginnt erst, wenn die Gesellschaft ihren negativen Einfluss ausübt – wenn mein Sohn mit 16 Jahren dumme Kommentare von ignoranten Mitschülern hört. Wenn er wegen mir gemobbt wird. Ich verstehe, dass ich für meine Existenz kämpfen muss, aber warum sollte er diesen Kampf führen müssen?
Er wird ohnehin Herausforderungen haben, weil sein Vater einen Migrationshintergrund hat. Aber dann noch zusätzlich, dass sein Vater eine Frau ist – das ist zu viel für ihn.
Was die Heimat angeht: Ja, ich habe viele schöne Erinnerungen und Menschen, die ich liebe, in Syrien. Aber Syrien war nie wirklich meine Heimat. Heimat ist, wo man sich sicher und respektiert fühlt, nicht wo man geboren oder aufgewachsen ist. Als Frau konnte ich erst in Deutschland leben – in Berlin habe ich mich zum ersten Mal sicher und respektiert gefühlt. Für mich ist Deutschland meine Heimat, nicht Syrien.
Was mir jedoch in Deutschland Angst macht, sind die Leute, die mich aus Syrien kennen. Die Vorstellung, dass sie mich fotografieren und die Bilder überall verbreiten könnten, bereitet mir schlaflose Nächte. Die Idee, Kinder in Syrien zu haben, ist für mich daher undenkbar. Eine meiner größten Ängste ist, dass meine Partnerin aus Syrien kommt. Der Gedanke, dass ihre Familie oder Freunde von mir erfahren könnten, ist für mich unerträglich. Ich weiß, dass ich kein Grund für Scham bin, aber ich wurde einfach in einer falschen Zeit geboren.
Es ist, als wäre man ein Jude im Jahr 1920 in Deutschland geboren. Natürlich ist es egal, ob jemand jüdisch, katholisch oder etwas anderes ist – aber damals bedeutete es unvorstellbares Leid und Schmerzen. Es dauerte Jahrzehnte und viele Opfer, bis die Menschen verstanden, dass Herkunft oder Religion keine Rolle spielen sollten.
Was aber, wenn jemand in dieser Zeit gelebt hätte, geglaubt hätte, kein Jude zu sein, und eine deutsche Frau geheiratet hätte? Wenn er später erfahren hätte, dass er jüdisch ist und es nicht mehr verbergen könnte? Was würde sie tun? Was würde ihre Familie sagen? Warum sollte jemand in so einer Zeit Kinder in die Welt setzen? Es wäre nicht seine Schuld, auch nicht ihre – es wäre das Missverständnis der Gesellschaft, das viel Zeit, Kämpfe und Opfer braucht, um überwunden zu werden.
Die entscheidende Frage bleibt: Würde jemand freiwillig wollen, dass seine Familie die Opfer dieses Kampfes wird?