„Einen Menschen lesen können...
Im BDSM Forum wurde kürzlich gefragt, was es bedeutet, eine SUB zu lesen oder lesen zu können.
Ich hatte dort bereits allgemeine geantwortet, da ich glaube; egal in welchem Kontext, Menschen lesen zu können ist sicher nicht angeboren, aber auch keine von Gott gegebene Gabe.
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Ich bin der Ansicht, dass das Lesen-können auch nur begrenzt möglich ist und dass es da auch Unterschiede je nach dem jeweiligen Gegenüber gibt. Allerdings wird es auch Menschen geben, die es vergleichsweise leicht machen, sie (etwas) umfangreicher zu "lesen".
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Ich selbst glaube, dass "zum Lesen von Menschen", "Menschen sehen, wie sie sind", nicht nur ihre Hülle, sondern auch hinter die Fassade schauen, einige Fähigkeiten bedarf.
Emotionale Intelligenz, Empathie und Interesse an sich selbst und dem Gegenüber sind sicher nur ein paar.
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Kannst du Menschen lesen?
Wenn ja oder auch wenn nein; was bedeutet für DICH SELBST, Menschen zu lesen?
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Es bedarf meinem Verständnis nach nicht nur eine Menge Fähigkeiten, es bedarf zusätzlich auch ein gut strukturiertes (eigenes) Ich.
Denn wenn ich mit mir selbst nicht sonderlich gut klar komme, dann bin ich viel zu sehr und viel zu oft mit mir selbst beschäftigt - auch im Abgleich - sodass ich das Gegenüber so entsprechend weniger gut wahrnehme.
Bin ich offen dafür, muss ich mir das Lesen zusammen mit dem, was ich feststelle, auch erst erarbeiten. Indem die Feststellungen (Gefühle, sonstige Wahrnehmungen) mit dem verbunden werden, was sich als Zustand bei dem Gegenüber dann darstellt. Dies gelingt manchen Menschen nicht besonders gut, anderen vergleichsweise gut und viele liegen mit ihren Erfolgen irgendwo dazwischen.
Das Wahrnehmen von Signalen, die andere aussenden, ist nicht jedem Menschen gleich gut möglich.
Gerade bei noch völlig fremden Menschen wäre ich wegen der Grundlage, wie man zu diesem "Lesen" kommt, sehr vorsichtig mit der Aussage, auch diese Menschen gut "lesen" zu können.
Denn dies könnte auch ein Anwenden gesammelter Vorurteile sein, die bisher gut gepasst haben. Es aber nicht immer wieder erneut müssen.
Gerade dann, wenn Lebenswesen und Denkweisen weit verbreitet sind, stellen die ggf. vorhandenen, wenigen Abweichenden dann eine Schwierigkeit dar.
Zu erkennen, ob wer traurig ist, niedergeschlagen, fröhlich, lustig, ausgeglichen, ... - das ist für mich noch kein "Lesen".
Das "Lesen" beginnt für mich da, wo über die üblicherweise vorhandenen Fähigkeiten zum Einschätzen eines Gegenüber hinaus Gegebenheiten beim Gegenüber erkannt werden.
Wo ein redseliges Gegenüber da viele Ansatzpunkte bieten kann, kann ein Pokerface ggf. zur Herausforderung werden.
Wer über besondere oder abweichende Fähigkeiten bei der Beurteilung (dem Erkennen) seiner Umwelt verfügt (manchmal auch durch Einschränkungen anderswo bedingt), kann manche Signale ggf. besser erkennen als andere. Aber auch er muss erst lernen, diese Feststellungen passend zuzuordnen.