1. Was meinen Frauen, wenn sie sagen: „Ich will einen Mann, der um mich kämpft“?
Hierbei geht es nicht um das Erobern der Frau, sondern um den Erhalt einer Beziehung.
Ich meine, das ist ein Paradoxum. Wer um Liebe kämpfen muss, hat sie doch bereits verloren. Wenn eine Frau die Beziehung nicht mehr möchte, dann will sie erstrecht nicht, dass der Mann sich bemüht, sie zu erhalten bzw. versucht, die Frau zurückzuerobern.
Oftmals führt der Liebeskampf des Mannes zur Verschlimmerung der gesamten Situation.
Mir ist kein einziger Fall bekannt, wo das geklappt hätte. Nur all zu schnell wird der „Kämpfer des Herzens“ zum psychopatischen Stalker denunziert.
Ähm, für mich gibt es keinen Kampf um MICH - aber um die Vitalität der Beziehung. Wenn es eine Krise gibt, warum auch immer, sind beide beteiligt, soetwas ist immer eine Dynamik. Beide können sich verändert haben, die Hormone können nachgelassen haben, eine Person hat sich verändert - oft durch Einflüsse und Anstöße von außen.
Jetzt zu sagen:
• Ich bin halt so, gewöhn Dich dran - ist Mist
• Ich sag mal nichts, damit kein Ärger entsteht, aber ich mach mal was, denn ich hab ja Bedürfnisse und sie/er ... also ich hab ja alles probiert und jetzt mal stillschweigend, zu ihrem eigenen Besten -
• ich hab doch kein Problem, das liegt ja an ihm/ihr, er/sie soll sich mal ändern
• werd wieder so wie früher
etc etc ...
Alles Quatsch, damit hat man die Beziehung aufgegeben. Menschen ändern sich und sind dann SO, entweder ich liebe den neuen Menschen auch oder ich trenne mich, aber zurückverändern ist nicht. Veränderungen entstehen oft unbewußt, der Konflikt ist nur die "Öffentlichkeitmachung" dieser Veränderung, wenn es kein zurück mehr gibt. Und damit ist der Konflikt notwendig als Zeitpunkt und Ventil, den neuen Menschen "auszupacken" und zu betrachten. Offen, ehrlich, ohne Angst, Scham, Feigheit. Er ist, wie er ist und wird nicht anders, weil ich die Augen verschließe oder dem Konflikt auszuweichen suche.
Und dem Konflikt offen und dankbar (!) entgegenzutreten, weil die Werdungsphase des neuen Menschen nun endlich abgeschlossen ist, DAS ist für mich ein Zeichen von Bejahung der Beziehung. Möglicherweise kann man mit dem, was da aus dem Ei schlüpft, wirklich nicht klarkommen als Beziehungspartner, ja das ist dann traurig, weil ein schöner Abschnitt vorbei ist. Aber er kommt nicht wieder, weil man ihn ignoriert, unterdrückt oder Vorwürfe macht. Denn wenn ein schöner Abschnitt vorbei ist, tut das BEIDEN weh.
Zu kämpfen heißt daher für mich: sich einzulassen auf den frisch geschlüpften Menschen, ihn liebevoll, wenn auch vielleicht verwirrt und traurig, zu begleiten, die Welt gemeinsam mit ihm neu zu entdecken - und die Beziehung dadurch auch neu gestalten zu wollen.
Die Bereitschaft dafür mitzubringen. Auch wenn es erstmal unangenehm sein mag, weil man mit Seiten konfrontiert ist oder eigenen Ängsten und Unbehagen, daß man lieber vermieden hätte.
2. Ist es nicht besser, wenn sich der Mann zurückzieht, sobald Frau die Beziehung in Frage stellt?
Du meinst ... konsumieren ja, aber wenn Verbraucherkritik kommt, laß ich das schnell fallen? Also wer so eine Angst vor Veränderung hat, der wird natürlich dauerhafte Beziehung führen können ...
Menschen verändern sich, ständig, wenn es nicht mehr paßt, so wie es bisher war, dann müssen beide (!) gemeinsam herausfinden WOLLEN, wie es anders passen kann.
Aber den status quo in Frage zu stellen, ist dazu nun mal der Anfang. Wer den nicht mal in Frage stellt, hat natürlich auch keine Möglichkeit, die nächste Stufe zu erreichen.
3. Mögen Frauen tatsächlich, wenn man(n) um sie kämpft und wenn ja, mit welchen Mitteln?
Siehe oben. Allerdings funktioniert das nur, wenn beide sehr selbstreflektiert sind und erkennen, worum es TATSÄCHLICH geht. Und das nur beide gemeinsam (!) daran arbeiten können. Einfaches Beispiel: er kommt nach hause und keine Komplimente an sie, er nimmt das so hin, daß sie da ist, Essen vielleicht auch, gemeinsamer todlangweiliger Fernsehabend. Beide gefrustet, er hätte vielleicht lieber Sex, daß sie ihm die Tür in Dessous öffnet und ihn anspringt, sie fühlt sich nicht gewürdigt und geliebt - also auch nicht begehrenswert und sieht keinen Anlaß, ihm zuliebe sich entsprechend anzuziehn. Da bedingen sich zwei in ihrem Verhalten. Wenn er sein Verhalten nicht von ihrem abhängig macht (Blumen außer der Reihe, ein Kompliment) oder sie ihres von seinem (wenn er mich nicht würdigt ... er sieht das doch sowieso nicht, wieso sollte ich) ... Und dann kommt jemand dazu, der neu ist und entsprechendes Interesse zeigt und zack ist die Ausrede der ausgehungerten Seele gefunden und ihr Bedürfnis gekitzelt. Manchmal kann das Leben so einfach sein. -.-
4. Kennt ihr Paare, wo das erfolgreich verlief und wenn ja, was war der Schlüssel zum Erfolg?
Wir z.B., als polys aber auch ziemlich normal, daß wir den Ist-Stand als etwas variables (!) und nicht den Endzustand betrachten. Wir wissen, daß wir nie als Paar "auskristallisieren", weil Partner von außen immer wieder "Unruhe" hineinbringen, Umorientierung fordern, Veränderungen in uns anstoßen.
Und da hilft nur: die Hosen runterlassen, vor sich selber und den anderen. Alles auf den Tisch packen, ganz deutlich und ungeschönt. Weil alles so ist, wie es ist und es anzusprechen - entgegen der unbewußten Verhaltensweise vieler Menschen - diese Sache nicht erst ERZEUGT, sondern nur greifbar macht. Aber sie bestand schon vorher und hat gearbeitet. Aber nur was greifbar ist, damit kann ich arbeiten ...
Und irgendwann ist man so dran gewöhnt, daß man es regelrecht "unnahbar" und oberflächlich empfindet, wenn das mit einem Menschen nicht vice versa geht.