Na, der direkte Vergleich mit der Goth-Szene macht's ja schon klarer.
Selbst
innerhalb jener Szene behaupten die Leute haufenweise "was, iiich soll zur 'schwarzen Szene' gehören? - Nie im Leben!". Viele wollen da einfach nur individuell ihr eigenes Ding machen und sehen sich ganz und gar nicht als Teil auch nur irgend einer Gruppe.
Ist etwas, was aus der Punk-Szene rübergeschwappt ist, dort ist es häufig ja genauso.
Da kannst du haben dass Leute Goth-Parties veranstalten, vom Kopf bis zur Fußsohle nach Goth aussehen, jede Woche Goth-Parties besuchen, und dennoch behaupten, dass sie doch nie im Leben Goth wären, sie wären.
Bei BDSMlern stellt sich mir das Bild völlig anders dar.
Unter BDSMlern, also genau hier, steht doch jeder ganz offen dazu. Ich glaube kaum dass auch nur irgendwer, der hier schreibt,
nicht den Schalter "dominant", "switcher" oder "devot" angekreuzt hat.
Genauso auf Veranstaltungen: Jeder der dort hingeht wird, wenn man ihn fragt ob er auf SM steht, höchstens ein Kopfschütteln ernten, was diese Frage denn bitte soll - natürlich, sonst wäre man nicht dort.
Eine Ausnahme sind da noch die Bondage-Leute, da ist's noch ein bisschen anders, weil es da jene gibt die kunstvolles Fesseln betreiben, es als Kunst, aber nicht wirklich als SM ansehen.
Aber mal zurück zum Thema
Ich wusste ungefähr seitdem ich 4 Jahre alt bin, dass ich auf Fesseln / Gefesseltwerden stehe. Das hat sich dann auch später nicht viel geändert.
Dass es allerdings etwas ist das auch andere Leute mögen, dass es dafür sogar einen Begriff gibt (bzw. mehrere, Bondage und SM eben ...), das wurde mir erst durch ein Stephen King-Buch (!) bewusst.
Dort war von einem Pärchen die Rede, das "zum gemeinsamen Spaß zu zweit Handschellen besorgt" hätte. Irgend so ein Nebensatz im Band "Schwarz" war's glaube ich.
Nach Hamburg kommend, sah es dann natürlich gleich anders aus.
In einem (normalen) Sexshop fand ich erstmals ein Magazin der amerikanischen Firma Harmony. Gefesselte Frauen. hrrrr ....
... ok, es läuft also unter "Porno". Dann mal in die Videothek umme Ecke in die Pornoabteilung gestiefelt. "Normale" Pornos törnten mich immer hoffnungslos ab, deswegen kam ich nie auf die Idee, mich selbst mal umzusehen.
Dort fand ich dann Videos (damals waren es auch wirklich noch Videos
). Auch hier: Gefesselte Frauen in Modelmanier, die sich showmäßig in den Fesseln wanden.
Wirklich echt war das natürlich nicht, aber mir war's egal. Huii, es gibt also andere Männer die da drauf stehen!
Tja, und dann entdeckte ich die "Schlagzeilen" vom Charon-Verlag.
Das ist nun fast 20 Jahre her.
Von dort war es dann auch nur noch ein kleiner Schritt, bis ich die einschlägigen Läden entdeckte. Später kam dann das Outing gegenüber meiner damaligen Freundin - und ab ging die Post.
Im Internet tausche ich mich mit anderen Personen erst aus, seitdem ich im Joy hier aktiv mitmische. Dürfte vor ungefähr 2 Jahren begonnen haben (oder drei?).
In die "SM-Öffentlichkeit" ging ich übrigens erst vor einem halben Jahr: Erst ab dann treffe ich mich auch recht regelmäßig auf Stammtischen und Tüddeltreffs mit "Gleichgesinnten". Ist also nicht so, dass das Internet zwingend auch sofort Real-Life-Begegnungen mit sich zieht. Auch wenn's zu Recht empfohlen wird, so schnell wie möglich vom Virtuellen ins Reale zu wechseln, um nicht zu viele Luftschlösser und Traumwunschblasen vor sich herzutragen.