Modern Mystery and Imagination
Wir hatten uns zum Essen verabredet und treffen uns an der Tür zum Restaurant. Wir begrüssen uns, wechseln ein paar Nettigkeiten, sie zückt beiläufig ihr Handy und tippt. Sie ist mit dem Auto angereist, lebt sonst in einem Landstrich, den man als arroganter Düsseldorfer 'ist eh keine Gegend' nennt. Wir betreten das Restaurant, ein leises Brummen verkündet die Antwort. Wir plaudern, bestellen und essen. Der Abend geht dahin, alle halbe Stunde brummt das Telefon und sie antwortet. Ich frage, ob alles okay ist oder ob es Schwierigkeiten gibt, im Job oder mit ihrer Tochter oder so, aber ihre Antwort verharrt zwischen Andeutung und Dichtung. Die Zeit vergeht, sie trinkt längst kein Mineralwasser mehr und es wird langsam lustig. Alle dreißig Minuten das Handy. Wir wechseln den Ort, trinken ein paar Cocktails. Sie ist mittlerweile sternhagelblau und wird immer anhänglicher. Es wird spät und zu einer Zeit, als ihr Handy lange schon schweigt, setze ich sie ins Taxi und wir fahren zu mir. Ich mache Frühstück, sie schläft auf dem Sofa ein. Ich esse und ziehe ihr die Stiefel aus. Sie kriegt noch eine Decke, ich gehe unter die Dusche und lege mich schlafen.Gegen sieben klingelt das Telefon und am anderen Ende macht jemand auf Panik, wird unerfreulich und beginnt in meinen kopfschmerzartigen Nebel im Kopf hinein zu drohen. Ich verstehe nicht was los ist, lege auf. Es klingelt wieder, die gleiche Stimme, der gleiche Stuss. Ich lege wieder auf, schalte das Telefon aus und schlafe weiter. Zwei Stunden später klingelt es an der Haustüre Sturm. Ich gehe runter und begegne der verkaterten Leiche von gestern Abend, die irgendwas von Krach nuschelt und das Klo sucht. Ich öffne die Tür und werde von zwei unbekannten Menschen zur Seite gedrängt. Er macht auf cool, sie zetert lauthals in die Stille meiner Wohnung. Die beiden erinnern mich an Nutte und Zuhälter. Mir wird es peinlich und mir bleibt nichts anderes, als die Tür zu schließen, die beiden wildfremden Typen in meiner Diele. Ich begreife, aber noch bevor ich was sagen kann, stöckelt die Nutte hektisch durch die Wohnung, während der Zuhälter sich drohend aufbaut und mich davon abhalten will, ihr hinterher zu gehen. Die Toilettentüre öffnet sich, die Leiche kommt heraus, sieht den Zuhälter, macht einen auf beruhigend und sucht mit verstörten Blicken die Nutte. Die ist mittlerweile schon eine Etage höher und stört dort ungefragt meine Privatsphäre. Mir ist nach Kaffee und ich frage in die Runde, ob noch jemand einen will. Die Nutte kommt runter und schnauzt hysterisch mit meinem Gast, bevor sie sich mir widmet. Langsam wird es bizarr, ich hole das Telefon, bespreche die Situation mit der Polizei und reiche den Hörer an den Zuhälter weiter. Der hört einen Augenblick lang zu, brummelt was ins Mikro und erteilt das Kommando zum Rückzug. Die drei verlassen meine Wohnung, die Nutte knallt die Tür ins Schloss, meine Kopfschmerzen und Nachbarn sind ihr egal. Bis heute warte ich auf eine Entschuldigung und wer weiß, vielleicht liest sie hier ja mit.
Für mich ist es okay, wenn Frau sich absichern möchte, kann das sogar ganz gut verstehen, aber irgendwie sollte sie ein Konzept haben, das funktioniert.