München: KEIN AUSFLUGTIPP!!!!
AUSSTELLUNG "NEO RAUCH" IN DER PINAKOTHEK DER MODERNE
Gestern war ich mit Freunden in der Pinakothek der Moderne, um die Ausstellung Neo Rauch zu besuchen. Um es vorweg zu nehmen, der Weg in die Pinakothek der Moderne lohnt sich immer, aber nicht um Neo Rauch zu besuchen.
Pressetext auf der Webseite der Pinakothek:
"Neo Rauch (*1960 in Leipzig) zählt zu den außergewöhnlichsten und am meisten diskutierten internationalen Künstlern unserer Zeit. Sein unverwechselbares Werk trägt surreale Züge und führt die Geschichte der gegenständlichen Malerei im 20. Jahrhundert, die mit Max Beckmann und Francis Bacon zentrale Orientierungsfiguren gefunden hat, in die Gegenwart fort. Die Retrospektive, die gleichzeitig in Leipzig und München gezeigt wird, stellt Rauchs Gesamtoeuvre umfassend vor.
An Film- oder Propaganda-Malerei erinnern frühere, zumeist großformatige Gemälde, auf denen sich seltsame Vorgänge zu ereignen scheinen. Die Protagonisten hantieren mit schwer identifizierbaren Gerätschaften, konstruieren Räume, vermessen Landschaften. Ungegenständliche Partien, typographische Elemente und Zeichen, aber auch Spuren des Werkprozesses verweisen das Geschehen in die Dimension der Vorstellung oder des Traums. Letztlich im Dunkeln bleibt, welches Ziel die Akteure verfolgen, die manchmal wie Roboter, manchmal wie Spielzeugfiguren oder Marionetten wirken. Das spätere Werk, das sich durch einen neuen Kolorismus und eine stärkere Erzählfreudigkeit auszeichnet, lässt große Gesten und paramilitärisches Pathos, aber auch Stille und Einsamkeit anklingen – Welt und Geschichte erscheinen in den Bildern von Neo Rauch in erschreckender, bisweilen absurder Verzerrung..."
Der Text liest sich ja sehr verheißungsvoll. In den Medien wird Rauch gehypt, seine Bilder verkaufen sich zu aberwitzigen Preisen. Die Ausstellung war trotz des guten Wetters recht voll.
Wir betraten die Ausstellung. Riesige Formate. Das erste Bild: Gestalten im Biedermeier-Look standen vereinsamt im Bild herum. Trotzdem waren die Bilder voll mit Figuren, die, das muss man sagen teilweise recht spannend ins Bild gesetzt wurden. Mystische Bilder Aber schon beim ersten Bild beschlich uns (2 Damen und ich, die alle im weiteren Sinn mit Kunst zu tun haben) das Gefühl des hohlen Pathos der aus den Bildern einem entgegen kam. Realistisch gemalt Figuren in zum Teil surreal anmutenden Umraum. Die Figuren waren auf den ersten Blick gut gemalt, auf den zweiten aber überhaupt nicht. Körper, Arme und Beine waren z.T. schlecht gelöst und gemalt, sie waren geschludert, hatten keine Form. Die riesigen Formate waren kompositionell keinesfalls bewältigt. An entscheidenden Stellen drückt sich der Künstler vor einer Ausformulierung und malt seelenlose, nichts aussagende Flächen. Rauch bedient sich formal den Elementen der Plakatmalerei, hat starke Anklänge in der stalinistischen bzw, allgemein totalitären "Kunst". Er versucht einen Malstil zu entwickeln der Vorbiler in der barocken Malerei hat. Teilweise wurde ich in der Malweise an Tiepolo erinnert, nur das dieser Großmeister gewaltige Bildlösungen findet, die den Nachahmer trotz der großen Formate sehr klein wirken lassen.
Beim weiteren Gang durch die Ausstellung bestätigte sich der Eindruck, den uns das erste Bild gegeben hatte. Die Bilder waren laut, voller Pathos, aber einfach hohl. In einem Raum hing eine Anzahl früher Arbeiten, der Rest war alles aus den letzten 5 Jahren. Bei den frühen Arbeiten konnten wir einen Drang erkennen, eine Passion, gerade dieses Bild zu malen. Damals fand er Bildlösungen und Umsetzungen in der Malerei, die sehr gut waren und überzeugten.
Irgendwann hatten wir genug von den "Rauchzeichen" und wollten uns noch etwas Schönes gönnen. Zufälligig betraten wir den Beckmann Saal des Museums und standen vor dem Triptychon "Die Versuchung des heiligen Antonius" von 1937. Es fiel uns sofort auf wie ähnlich sich die beiden Künstler eigentlich sind, in der Thematik und auch in der formalen Lösung. Nur schafft Beckmann die unzähligen Gestalten in seinen Bildern in ein unglaubliches Spannungsverhältnis zu setzen. Die malerische Technik ist ähnlich, auch Beckmann schafft Schatten nicht aus der Farbe, sondern durch Umrandung mit Schwarz, bzw. in den Schatten setzt er lasierendes Schwarz über die Farbe - wie Neo Rauch.
Aber zwischen Beckmann und Rauch liegen Welten, wenn nicht Universen
Infos auf der Webseite der Pinakothek der Moderne, München