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Der Weg in die Zukunft führt über die Vergangenheit

Der Weg in die Zukunft führt über die Vergangenheit
Ich versuchs mal wieder mit einem Link, mal schauen ob der lokale Cerberus diesmal kommentiert passieren läßt.

http://www.ted.com/talks/lang/ger/helen_fisher_tells_us_why_we_love_cheat.html

Helen Fisher hat in ihren Forschungen auf neurologischem Weg einige Thesen aufgestellt, ich sag mal nicht Beweise, die ich sehr interessant finde.

1. Scheint es mittlerweile nachweisbar, wie Liebe und das ganze drum herum funktioniert indem man Menschen in unterschiedlichen "Stadien" der Liebe in den Kernspin schiebt.
Ergebnis dieser und ähnlicher Untersuchungen ist die Aufteilung in
Sexuellen Antrieb
Liebe und
Bindungszuneigung.
fisher besdchreibt die romantische Liebe buchstäblich als Sucht bei der die gleichen Zentren angeregt werden wie nach einem Näschen Koks, wird Liebe ersetzbar? *zwinker*

Mich würde interessieren wem es hier alles auch schon so gegangen ist oder in einer langen Beziehung so geht, dass er diese drei Phasen für sich bewußt unterscheiden kann und vor allem dazu steht.
Viele hier sind ja definitiv Dopamin Junkies und machen nach dem suchtartigen Liebesanfall schon die Fliege.

2. sie spricht von 2 grundsätzlichen Trends wovon mich euer Gefühl hauptsächlich für den einen interessieren würde, nämlich das Gefühl der Gleichheit und Ebenbürtigkeit der Geschlechter in allen Lebenslagen, vom Beruf über Gesellschaft und natürlich hier in erster Linie im sexuellen Sinne, Stichwort Schlampe versus Hausmütterchen.
Schaffen wir diesen Weg in eine, nein nicht gleiche, sondern ebenbürtige Gesellschaft?

3. und last but definitiv not least spricht sie von einem zurück in die Vergangenheit bevor die Frauen die Dummheit begangen haben den Pflug zu erfinden und sich eben genau dieser Ebenbürtigkeit zu berauben und damit der Entwicklung der männlich dominierten Gesellschaften die wir die letzten paar Tausend Jahre erleben durften, mit all ihren Verzerrungen die menschliche Lust und auch Liebe betreffend. Dass dem so war lässt sich offensichtlich durch empirischen Vergleich von Naturgesellschaften und auch Höhlenmalereien gut belegen.

Klingt das für euch plausibel? Wer hat sich denn selbst schon einmal so differenziert betrachtet und kann das für sich individuell nachvollziehen.

Ich habe immer wieder den Eindruck, viele bleiben hier im ersten Anfang, dem sexuellen hängen und haben gar nicht mehr den Bedarf dazu oder schlicht unbewusst Angst davor das was sie romantische Liebe nennt zu zulassen, geschweige denn in einer Partnerschaft den Wandel zur Zuneigung durchzumachen.

wo sollte man solche Themen schon offen diskutieren wenn nicht hier im Joy?
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
Mal ein erster Einwurf zu Punkt 1: das ist VERliebtheit, nicht Liebe, was sie untersucht hat. Und daß Verliebtheit und der hormonelle Status "high" macht wie Drogen und genauso unzurechnungsfähig, ist ja nichts Neues. Die Abläufe im Gehirn bei Verliebheit und "nur noch" Liebe sind sehr verschieden.
Den Rest schau ich mir noch an.

Edit: Ich finde es unangenehm, daß sie ständig die Prozesse vermischt und sich nicht präziser ausdrückt. Das hinterläßt völlig falsche Eindrücke beim Hörer, mag daran liegen, daß sie da einen populärwissenschaftlichen Vortrag hält und versucht, den "sexy" bzw. spannend zu machen. Mir stößt das nur unangenehm auf.
Es kann passieren, daß man süchtig wird nach dem Kick der Verliebtheit. Aber das hat mit Liebe und den Voraussetzungen, die für ihr Entstehen nötig sind, noch nichts zu tun. Nur weil man das hormonelle High hatte, muß keine Liebe entstehen, denn für Liebe muß man sich bewußt öffnen und hingeben, nicht nur "auf Autopilot gezwungen" pathologisch fixieren lassen. Denn Verliebtheit ist letztendlich so wie ein Drogenshot pathologische Fokussierung aufgrund eines massiven Ungleichgewichts in der Gehirnchemie.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Ich schließe mich voll und ganz @ Venice79 an.

Es geht hier um alles Mögliche, aber garantiert nicht um Liebe. Und den Kick des Verknalltseins, des Verliebens - den kennen wir ja alle. Und wer ein Junkie dieser Hormonschübe ist, wird das besonders gut kennen.

Aber es ist auf jeden Fall eine unbewusste Sucht nach körpereigenen Drogen. Liebe dagegen ist was ganz anderes ...

Warum jemand wie Helen Fisher das derartig verwechseln kann, ist mir ein Rätsel.

(Der Antaghar)
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
Antaghar, ich bin mir nicht mal sicher, ob das eine Zeitfrage ist (das Video stammt von 2006) oder die Übersetzung (man hört sie teilweise schlecht) lausig ist. Aber es liegt durchaus auch an ihr, sie sagt manche Dinge tatsächlich so unpräzise bis eindeutig vermischt.
Lust, rómantische Liebe und Bindung...polyamory?
Ich sehe das genauso wie meine Vorrednerin, es geht in dieser Untersuchung nur um Verliebtheit.
Sie wird als romantische Liebe bezeichnet....Romanze.

Was sie erklärt ist schon richtig, sprich ist man frisch verliebt dann hebt man den anderen völlig hervor, denkt Tag und Nacht an ihn/sie, sieht eben alles durch die rosarote Brille.

Das andere was sie anspricht erinnert mich doch sehr an Polyamory. Sie spricht davon dass jeder geboren wurde um sich fortzupflanzen und obwohl man einen Partner hat und liebt auch in andere verliebt sein kann und mit wieder anderen Sex haben kann ohne diese zu lieben. Jedoch bei einem Orgasmus Hormone ausgestossen werden die uns in dem Moment ein "Verliebtheitsgefühl" für denjenigen/diejenigen entstehen lassen.

Also hieße das im Klartext, dass jeder von uns polyamor lebt und jeder ONS ein kurzzeitiges Verliebtheitsgefühl auslösen kann. Sobald der Sex sehr gut war man sich auch verliebt, weil unser Kopf signalisiert das wäre ein guter Fortpflanzungspartner. Triebgesteuert???
Aber auch lieben, verlieben und Sex unabhängig voneinander braucht.


Das Ende für monogam Liebende??

Es mag Menschen geben die dieses Highgefühl es Verliebtseins brauchen. Die nach einer gewisse Zeit in ihrer Partnerschaft zusätzlich suchen um dieses Gefühl zu erlangen. Wie eine Sucht. Ich kenne das von mir, ich war früher auch so. Ich vermißte in langjährigen Partnerschaften dieses unbeschwerte Gefühl der Leichtigkeit und verliebte mich ohne Sex mit diesen Männern zu haben , einfach nur ein wenig verlieben, schwärmen, umworben zu werden. Dieses Gefühl ist schön aber da wir doch nicht polymor leben eben heimlich. Es macht nicht wirklich glücklich. Fazit war, ich verglich was ich hatte (Liebe) mit dem was ich gerne hätte (Verliebtheit, was neues, unbeschwertes) und die Liebe verlor bei dem vergleich...jedesmal. Es ging, in meinem Falle, nie darum sexuell mal jemand neuen zu haben.

Heute ist mir bewußt das Liebe mehr Wert ist als diese Verliebtheit. Sie führt ja irgendwann auch zur Liebe mit all ihren Auf und Abs oder zum Ende. Ich kann Liebe, Verliebtheit und Sex sehr gut trennen. Lieben tue ich einen Menschen, Sex habe ich auch mit anderen ohne das Gefühl von Verliebtheit egal wie gut der Sex war.

Was sie beschreibt das die Vergangenheit zurückkehrt:

• Mädchen haben immer jünger Sex.................stimmt
• Mädchen und Frauen leben den Sex mit immer mehr Partner aus.....stimmt
• Frauen arbeiten wieder vermehrt.............stimmt

• noch nie waren Frauen so interessant wie heutzutage......
• Es werden in Amerika immer weniger Ehen geschieden.........bei uns in Deutschland immer mehr oder?
• Die Menschen werden imm älter, 85 ist heute das mittlere Alter.........kann man drüber streiten

Im großen und ganzen zielt sie aber immer darauf ab dass die Ehen heutzutage wieder gefestigter sind aber die Menschen alle polymor veranlagt sind.

Fazit
Wir werden immer mit diesen drei Bereichen konfrontiert werden:Lust, romantische Liebe und Bindung. Ob man sich nun für eins entscheidet oder der Reihe nach sprich Sex, man verliebt sich, man heiratet oder man ist verheiratet und lebt es aus oder träumt nur davon Lust und romantische Liebe zusätzlich zu haben das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und es spielen doch auch Erziehung und Moraldenken mit hinein.


lg
lg Sie vo PoL
china_4_all
****in Mann
8.433 Beiträge
ich hab' mir jetzt das Video ...
von Helen Fisher angeschaut und finde nicht, dass sie da etwas verwechselt oder zu wenig differenziert. Das Mißverständnis liegt vielleicht eher in ihrer Wortwahl.

Für mich beschreibt sie sehr klar die 3 Elemente:

- (reine) erotische Lust

• Verliebtheit (die sie "romantische Liebe" nennt)

• langfristige Bindungs-Liebe


und ich gebe ihr auch recht, wenn man diverse Liebes-Romane, - Filme, -Schmonzetten betrachtet, dass die eine völlige Überhöhung der Verliebtheit darstellen, bzw. suggerieren, das wäre "die Liebe".

IdR. enden solche Geschichten dort, wo die Liebe und das "echte Leben" anfangen könnte ... *zwinker*
Danke sehr.. das war sehr interessant, und ich denke dass Frau Fisher recht hat *zwinker*
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
- Verliebtheit (die sie "romantische Liebe" nennt)

Naja, das Problem ist nur: im amerikanischen Sprachgebrauch ist "romantic love", also "romantische Liebe" tatsächlich "Liebe", das Adjektiv "romantic" wird benutzt, um sie von freundschaftlicher oder elterlicher Liebe abzugrenzen.
Und das ist eben das Problem, sie vermischt Verliebtheit und Liebe in ihrem Vortrag.
Und das ist eben das Problem, sie vermischt Verliebtheit und Liebe in ihrem Vortrag
.nein das tut sie nicht:

Romantic love ist ganz klar die Verliebtheitsphase;
Dann gibt es noch den Sexdrive, den Trieb, der Gier nach Sex, sowie die ruhigere Binding phase, also die Liebe ganz normal.

Deutsch und Englisch sind unterschiedlich in der Sprachliche Auffassung.

LG Cat
*********dams Mann
2.421 Beiträge
Danke
Für den super Vortrag.

3 Triebe

(romantic) love = verliebt
attachement = liebe
lust = lust

Verliebt sein ist wie kokain, liebe ist zusammenbleibe (mindestens) bis die Kinder gross sind, lust ist zur fortpflanzung.

Alle drei Triebe können, aber müssen nicht zusammen wirken (eher selten) und sie sind nicht exclusiv!

Verkürzt, ich weiss, Ich muss ihn mir noch einmal anschauen, aber ich war beeindruckt.
Unter'm Strich...
Ein sehr interessanter Vortrag von Frau Fisher. Was mich früher gestört hat an solchen medizinisch 'untermauerten' soziologischen Untersuchungen ist die mangelnde Validität, die ich aus meinem Bereich der Naturwissenschaften gewohnt bin. Ich habe allerdings anerkannt, dass nicht nur die exakten Wissenschaften ihre Daseinsberechtigung haben. Im Endeffekt ist es halt viel schwerer menschliches Verhalten zu erklären als physikalisches. Nicht zuletzt aufgrund der unglaublichen Komplexität und Ausprägung der Persönlichkeit. Die Frage ist dann halt nur, was man mit solchen 'Erkenntnissen', wie sie Frau Fisher anbietet, anfängt. Nutzt man sie, um bessere Lehrbücher zu schreiben, Anleitungen zu Partnerschaft/Liebe/Sexualität und darüber hinaus zu sozialem Verhalten? Kann man ein Patentrezept aus solchen Erkenntnissen gewinnen, welches man dann in der Welt verteilt?
Nun, ein Satz aus dem Video ist bei mir besonders hängen geblieben:

„Ich glaube, um Glück zu finden, müssen wir es selber erschaffen.“

Das ist auch meine Meinung, meine Erfahrung. Zumal mein Glück nicht das selbe ist wie das Glück von den meisten Anderen. Im besten Fall ähnlich, dann kann man sich annähern. Auf jeden Fall in ständiger Veränderung, im Fluss – was bedeutet, das man an Beziehungen auch arbeiten muss, um sie zu erhalten. Sie fallen uns nicht automatisch zu, denn wie auch die Autorin meint:

„Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir (animals) geschaffen wurden um glücklich zu sein. Wir sind (animals,) geschaffen, um uns zu vermehren.“

Sehe ich auch so. Dass wir drüber hinaus allerdings über einen Neocortex verfügen, der uns weit mehr erlaubt – wenn wir uns die Mühe machen ihn zu nutzen – lässt mich hoffen. *g*

Meine Erkenntnis ist, dass jeder für sich herausfinden muss, welche Bedürfnisse und Vorstellungen er denn hat, was ihm/ihr wichtig ist und wie man denn nun leben will. So hat man die Chance, ein Partnerschaftsmodel für sich zu (er)finden, dass die impliziten Probleme wie Lust auf außerpartnerschaftliche Haut oder neue Reize durchaus mit einer treuen Partnerschaft und tiefer Liebe verbindet, ohne in Gewohnheit zu (ver)enden.
Das bedeutet eine Menge Auseinandersetzung mit sich selbst. Sich dabei nicht von gesellschaftlichen Normen und 'normalen' Modellen einengen zu lassen, ist nicht einfach.
Aber machbar, nicht zuletzt durch solch wertvolle Diskussionen wie in diesem Forum hier. *g*
Oder man hört einfach auf sein Bauchgefühl, ganz ohne Wissenschaft.

Danke jedenfalls für den Link.
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
@hotcat70
Romantic love ist ganz klar die Verliebtheitsphase;
Dann gibt es noch den Sexdrive, den Trieb, der Gier nach Sex, sowie die ruhigere Binding phase, also die Liebe ganz normal.

Deutsch und Englisch sind unterschiedlich in der Sprachliche Auffassung.

Da möchte ich widersprechen, die Diskussion zu Begriffen habe ich nämlich ausführlichst mit amerikanischen Polys gehabt, gerade wegen der Unterscheidung. *zwinker*

Romantic Love = Partnerschaftliche Liebe, sprich nicht elterliche und nicht freundschaftliche Liebe. Ist ein ganz allgemeiner Begriff, aber absolut ein Begriff der LIEBE einschließt. Leider auch Verliebtheit, aber genau deswegen missfällt mir eben auch ihre unpräzise Ausdrucksweise.
Falling for someone/in love/crush etc. - verliebt sein
Es gibt also durchaus präzise Begriffe für das, was sie meint - und das würde Verwirrungen wie von jonathanseagull verhindern.

Welche Komponenten es dann gibt (Geschlechtstrieb/Libido sowie emotionale Anziehung und Beantwortung) und welche Phasen (Fokussierung, Enttäuschung, Bindung) hat damit erstmal gar nichts zu tun.
*********dams Mann
2.421 Beiträge
Ja, aber aus ihren Formulierungen habe ich geschlossen, dass sie statt
romantic love durch falling in love zu ersetzen, sie langfristige Liebe attachement genannt hat.

Vielleicht ist das ja Standart in der englischen Psychologie?

Ich fand den Vortrag jedenfalls sehr interesant. Sie geht ja auch davon aus, dass man gleichzeitig nur einmal verliebt sein kann, dass es aber weder in Konkurenz zu Liebe und Lust steht.

Love ist der Anlasser für Attachement und Lust kann (muss aber nicht) zu Liebe führen.
********ures Frau
1 Beitrag
....
Ich find das ganze ziemlich Interessant muss ich mir noch mal ganz in ruhe durch lesen
mal generell.....
@ Epykur
ich weis jetzt nicht recht, was für eine Art Validierung dir da im wissenschaftlichen vorschwebt.
Die Fisher bezieht einen Großteil ihrer Erkenntnisse aus neurologischen Studien der im Kernspin gemessenen Hirnfunktionen und Aktivitäten. Ob es da eines empirischen Beweises mit großen Teilnehmerzahlen und dergleichen bedarf um valide Kenntnisse zu erreichen bezweifle ich jetzt einfach mal, da es um grundlegende Reaktionsschemata im Hirn mit seinen hormonellen Steuerungen geht. Die sind zwar von Person zu Person völlig unterschiedlich, deshalb gibts es sicher genügend Menschen die schlicht Liebes- und Beziehungsunfähig sind, weil sie hormonell eben anders ticken als der Median, aber an den grundsätzlichen Funktionen ändert das nicht wirklich etwas.

Deshalb finde ich ihre Arbeit auch gerade so aufregend, da sie sich nicht aus der psychologischen und auch nicht aus der rein anthropologischen Ecke nähert, sonder die Neurologie und Endokrinologie als Beweisinstrument mit einbezieht.

@*******ove
mal davon abgesehen, dass es nicht stimmt, dass Jugendliche und insbesondere Mädchen immer jünger werden bis zum ersten Sex, seit den 80ern stagnieren diese Zahlen.

Den wirklichen Beitrag von ihr sehe ich in der Anregung auf Basis dieser Erkenntnisse Partnerschaften gesellschaftlich anders einzuordnen und vielleicht dadurch insgesamt wieder zu stabileren Verhältnissen zu gelangen, sowohl innerhalb der Beziehungen, als auch insgesamt in der Geschlechterauseinandersetzung.

@****ce

Ich glaube es macht wenig Sinn da wieder mit diesen immer gleichen Begrifflichkeiten um sich zu werfen, nur weil ein Befriff vielleicht unter amerikanischen Polies unterschiedlich diskutiert wird. DAS war nicht die Aussage.

Kern war, wie Aramsdamsams gut festhält, die Aufteilung in die drei Felder
sexuelle Lust
Liebe (wie auch immer du sie nennst) in ihrer hormonellen Funktion und
Zuneigung oder um beim original Begriff zu bleiben den ich viel treffender finde ATTACHMENT also eigentlich Zugehörigkeit
wie oben gesagt, die Empfindung bezüglich dieser drei Zustände schwankt sicher von Person zu Person, nicht jeder erschießt seinen Nebenbuhler oder betet ein Weinglas an, das die Geliebte berührt hat. Aber die meisten von uns kennen diesen Drang den uns die Hormone auferlegen.

Viel spannender finde ich die Erkenntnis, dass es offenbar Pärchen gibt, bei denen dieses Stimulationsmuster auch nach teilweise Jahrzehnten noch vorhanden ist und zwar bei beiden!

Auch fand ich es sehr erleuchtend, dass diese Obsesssivität mit der (nur für dich die klammer, "hormonellen") Liebe einhergeht, also diesen Konflikt aus Besitzdrang und Freiheit des einzelnen. Wenn beide gleich empfinden und halbwegs reflektiert damit umgehen, sind sie sich sowieso einig, weil beide das gleiche wollen.
Zum Konflikt kommts dann wenn einer nur Sex oder irgendwas dazwischen will und der andere vollkommen in seinem Koksrausch versinkt.

Mit Verlaub, ich bin mittelrweile überzeugt, dass sich viele Polies in die Tasche lügen und die Unfähigkeit zu dieser Art von Drogenkonsum ganz gerne umdeuten um nicht emotional nackt da zu stehen. Aber wie gesagt, nirgends sind die Menschen in der Ausprägung unterschiedlicher als auf diesem Feld.

Für mich als Quintessenz sehe ich einfach dass eine langfristige Beziehung, und die fängt bei mir jenseits von ein paar Jahren an, nur möglich ist mit "attachment" und dass man dazu nur kommt wenn das Feuer lange genug brennt und die Sexualtität darin soweit befriedigt wird.
Wenn ich ständig mit einer ganzen Konferenz von Personen im Bett liege die diese drei in unterschiedlicher Weise repräsentieren, wird da sicher nix dauerhaftes daraus.
Damit das nicht passiert brauche ich aber auch einen Partner, den ich mit diesen potentiellen Alter Ego´s konfrontieren kann, damit beide damit umgehen können.
Da liegt wohl bei vielen der Haken, sie packens nicht wenn der andere erzählt wer sonst noch alles gerade mit im Bett liegt. Womit wir wieder bei den Polies wären, als Modell wie der Umgang mit dieser Art der Kommunikation erlernbar ist.
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
Ok, ich versuche mal zu formulieren, was meines Wissens Stand der Forschung ist und damit wird vielleicht klar, warum der Talk von Fischer so ärgerlich ist ...
Das mag so klingen, als ob ich das Selbe sage, wie sie, IST es aber nicht, der Teufel liegt im Detail!

Verliebtheit ist eine Phase biochemischen Ungleichgewichts im Gehirn, welche das Belohnungssystem derart ankurbelt, daß wir ein High erleben, wie es beim Kokain-Gebrauch der Fall ist. Manche sind empfänglicher, andere nicht, das hat auch mit der individuellen Situation und unserer Bereitschaft zur Verliebtheit und Hoffnung auf längerfristige Erfüllung (Liebessehnsucht) zu tun und wie viele "offene Fragen" der Gegenüber in uns beantwortet - oder zu beantworten SCHEINT.
Kurz gesagt ist Verliebtheit ein Zustand akuter Nicht-Wahrnehmung des Gegenübers, in dem aufgrund des hormonellen Ungleichgewichts wir vor allem projizieren, was in uns vorgeht, was wir uns wünschen und dem teilweise völlig ausgeliefert hinterherhecheln. Ohne festzustellen, was wir da eigentlich wirklich vor uns haben, das wollen und KÖNNEN wir durch dieses Drogentaumel gar nicht sehen.
Dieses biochemische Chaos drängt uns gleichzeitig machtvoll, Bindungen (attachment) einzugehen. Obwohl wir nicht wissen, wer der andere ist, nicht mal nur, weil wir uns kaum kennen, sondern weil unser eigener hormoneller Aufruhr gerade zu VERHINDERT, daß wir uns sachlich ansehen, was wir vor uns haben. Sprich wir sind regelrecht gezwungen (ohne viel Übung), alles was passiert umzudeuten, damit es in unser Schema paßt, weil wir gezwungenermaßen auf dieses Schema abfahren.
Bei den meisten Menschen hört das nach ein paar Monaten bis 1-2 Jahren auf, läst relativ gleitend nach, weil die Nervenzellen auf Dauer diese Dopaminkonzentration nicht annehmen können und aufgrund Hyperaktivität zugrunde gehen würden. Weswegen die Rezeptoren für Dopamin zunehmend weniger produziert werden, das Signal "Verliebtheit" wird also ignoriert. Und damit sieht man langsam klarer.

Das, was dann eintritt, bezeichnet man als Enttäuschungsphase. Da ist das deutsche Wort perfekt präzise, denn es ist tatsächlich Ent-Täuschung: wir fangen an, wieder normal wahrzunehmen und können endlich sehen, was tatsächlich vor sich geht - wenn wir das wollen.
Viele Menschen begreifen das aber nicht und werfen dem Gegenüber ihre Enttäuschung vor, wie verweigern sozusagen die Aufgabe der Enttäuschung, ihres Wunschbildes. Auch das kann aufgrund des entstandenen (und weiter bejahten, damit gefestigtem) attachment zu einer dauerhaften Beziehung führen. Aber wie Schnarch so schön schreibt, eben auf einer "kleinster gemeinsamer Nenner" Ebene, da hier die Differenzierung fehlt. Die Beziehung basiert auf emotionaler Verschmelzung statt emotionaler Verbundenheit. Das macht uns Hollywood vor, aber ist leider nicht vital, da eben doch zwei einzelnen Menschen mitspielen und NICHT, wie Plato schon behauptet, ein neues Wesen.
Man klammert aus, was der andere nicht sehen oder hören will. Anfangs ist das wenig und leicht, mit der Zeit werden die Zügel rigider und es stellen sich zunehmend Entwicklungsblockaden ein. Die Folge sind meist Langeweile, Anspannung, sexuelle Unlust. Wie Schnarch formuliert, sind die Beziehungskrisen, die dann folgen, meist nach einigen Jahren, typisch und stets gleich, wenn auch im Detail verschieden, weil die unterdrückten Verhaltensweisen und nicht aufgearbeiteten eigenen Probleme/Muster nicht mehr vom Gegenüber aufgefangen werden können, wenn dieser selbst zunehmend mit den Limitierungen der Beziehung kämpft und dem, was er nicht offenbaren oder aufarbeiten darf. Weil es dem anderen ja nicht gefallen würde und man Trennung befürchtet und gleichzeitig Angst vor dem eigenen Innern hat.

An dem Punkt kann man a) sich trennen, b) die Beziehung stillschweigend "aufbrauchen", teilweise auch Affären als Kompensation - aber die Vitalität zwischen beiden wird dadurch weiter "entleert". Oder man befreit sich aus Verschmelzung und erreicht die Stufe der emotionalen Verbundenheit, in der beide sich so darstellen, sehen (UND lieben, attachment sehenden Auges halt), wie sie sind und mit offenem Ausgang statt Beziehungsideal/vorgabe.

So, und jetzt noch mal zu Fischer ... es gibt Menschen, die reagieren teilweise mit dauerhaftem begrenzten "High", weil ihr Gehirn etwas anders tickt oder weil sie sich selbst auf Dauer das einreden, nämlich erfolgreich das wir-sind-zwei-und-verschieden ignorieren - oder sich so annehmen, wie sie sind und ähnlich der Verliebheit aber sehenden Auges IMMERNOCH die Beantwortung ihrer Liebes-Sehnsüchte spüren. Letzteres ist für mich der absolut zwingende Zustand, ich kann alles andere für mich nicht mehr akzeptieren, lieber gebe ich das Gefühl des beantwortet-werdens auf, als mich in Illusion und Selbstbetrug zu versenken. Ich freu mich auf die Enttäuschungsphase. Weil ich dann endlich sehen kann, wen ich vor mir habe, durch den Verliebtheitsquatsch muß ich einfach durch, weiß aber, wieviel Halluzination da drin steckt. In der Phase versuche ich sogar ziemlich intensiv (wenn auch nur geringfügig machbar) attachment zu vermeiden, weil mich gerade die Poly-Lebensweise gelehrt hat, wieviel Probleme diese NRE-Phase bringt und wie wenig da oft an Positivem wirklich rauskommt außer einem Mörder-Drogentrip.

So und nun last but not least: es gibt eben auch Menschen, die mit der Enttäuschung nicht umgehen wollen und können und sich daher (unter Selbstbetrug über ihre Motive teilweise) von einem Trip in den nächsten stürzen, weil sie das High-sein suchen. Da geht es gar nicht mehr um dauerhafte Beziehungen. Das glauben sie zwar oder reden sich ein, aber die Nüchternheit, anzunehmen, was für eine dauerhafte Beziehung nötig ist (Bereitschaft zur Verschmelzungsbeziehung und ihrer Probleme oder Bejahung zur Verbundenheit mit dem Zwang zur persönlichen und unangenehmen Differenzierung), existiert nicht. Im amerikanischen nennt man das auch "Sensation seeker", Leute die "Sensationen" hinterherjagen. Auch nicht besser als ein Junkie und (das muß man denke ich wissen), im amerikanischen Raum ein viel größeres Problem als in Deutschland, zumindest in den wenigen Ballungszentren wie New York und L.A., wo materieller Status sehr hochrangig bewertet wird und persönliche Entwicklung auf der Strecke bleibt. Übersättigung durch Eindrücke und Reize, auch auf emotionalem Niveau muß aber erstmal überwunden werden ... Das braucht Bewußtsein für das Problem. D.h. diese ganzen Beziehungsratgeber und Forscher, die aus den USA kommen, sind KULTURELL GEPRÄGT. Denn Kultur hat starke Auswirkung auf Beziehungsverhalten/Umgang. Was meines Erachtens oft übersehen und ignoriert wird: deutsche Beziehungskultur und- wahrnehmung ist von amerikanischer SEHR verschieden. Die Ratgeber und psychologischen Forschungsergebnisse also aus unserer, deutschen Sichtweise teilweise nicht zutreffend oder nur unter dem Blickwinkel, was kultureller Anteil ist und was eben nicht.
Ich beobachte seit ein paar Jahren mit Verblüffung, wie solche "Erkenntnisse" zu uns herüberschwappen, ohne das mal überprüft wurde, woher die kommen und ob sie kulturell überhaupt passen (ganz großes Kino sind so Magazine wie "Mens Health" und ihre Dating/Sexabteilung). Daß sie aber wie selbsterfüllende Prophezeiungen die dortige Sichtweise und Wahrnehmung einfach herüberbringt und da es als "das ist so und nicht anders" die hiesige nachträglich formt ... Sozusagen Beziehungsimperialismus. *lach*
@venice
sachlich kann ich dir nur weitestgehend zustimmen, aber der unterliegende Ton wäre nicht meiner zu dem Thema.

Wieso nicht lieber entzaubern als enttäuschen? Täuschung hat immer etwas absichtsvolles, ein Defizit hinterlassendes an sich, also ob der andere es böse meine.
Auch gegen einen Drogentaumel habe ich gemeinhin nichts einzuwenden wenn er mich nicht um meine Sinne bringt. Ich habe es immer so empfunden als ob mich Liebe eher scharfsichtig und Leistungsfähiger, fokussierter werden lässt, vielleicht hat sie ja daher die Analogie zum Koks?
Nur um zwei Beispiele zu nennen.
Auch eine Abnutzung meiner Rezeptoren konnte ich nicht erkennen un die komplette Selbstaufgabe und das vollständige verlieren der Distanz sehe ich jetzt auch auf einzelne beschränkt.

Die Individuellen Auswirkungen und Erfahrungen dieses zugegebenen Ausnahmezustandes sind also durchaus unterschiedlich und deine persönliche Färbung darin ist sicher nicht die meine.

Einen Menschen mit dem ich eine Beziehung führen möchte kann ich per se schon nicht sachlich betrachten, wie soll denn das gehen? Das würde eine relative Objektivität voraussetzen die der Sache nicht entspricht, also wozu sollte ich danach streben?

Anders herum wird mir ein Schuh daraus, ich verliebe mich überhaupt erst in den anderen WEIL er MEINEN Vorstellungen eines Partners in- und auswändig entgegen kommt. Für mich ist das erkennen des anderen der Trigger. NEIN ich lüge mir damit nicht in die Tasche, ich falle nur nicht so schnell in diesen Taumel, aber wie gesagt wohl persönlichkeitstypisch.

Ich möchte es nur nicht als eine Art Fluch abgetan wissen, der die Menschheit zu Knechten ihrer hormonellen Strukturen erniedrigt. Mit zunehmendem Alter scheint da eben in der Bewußtwerdung auch einiges zu passieren.

Man klammert aus, was der andere nicht sehen oder hören will. Anfangs ist das wenig und leicht, mit der Zeit werden die Zügel rigider und es stellen sich zunehmend Entwicklungsblockaden ein......u.s.f.

Du stellst diesen Prozess als geradezu stereotyp zwangsläufig hin, das halte ich gelinde gesagt für Schmarrn, es gibt mindestens noch 50 andere Wege und Herangehensweisen, jeder eben für sich, wenn das für dich so zutrifft mag es so sein, eine Allgemeingültigkeit erreicht dieser Prozess dadurch aber nicht.
Es soll Menschen geben die von Anfang an diese "Verschmelzung" gar nicht anstreben, weil sie sich als Individuen sehr stark wahrnehmen und gerade deshalb nicht alleine durch die Welt traben wollen.

Auch gibt es die Version, dass beide diesen inneren "Hügel" erklimmen und sich einander neu annehmen.

Das was du ohne rosa Brille oben schon erkennen wolltest wirst du auch später nicht erkennen, da du die partnerschaftlichen Prozesse nicht voraussagen kannst die erst ablaufen werden, ich rede jetzt von 10 oder 20 Jahren, also den normalen Zeitraum in dem die standard Brutpflege abläuft.


Ich kann bei der Fisher nicht viele spezifisch anglo- kulturelle Anteile erkennen, mal den Sermon zur Ehe abgezogen. Aber die gesellschaftlichen Tendenzen sind in allen westlichen und sogar anderen Kulturen ähnlich, wenn auch Zeit versetzt und anders eingefärbt.

Es ging auch nicht um Dating, oder Beziehungsratgeber, sondern um Grundtendenzen die unsere Gesellschaften verändern und deren Teil wir sind, sonst müsste das in Lateinamerika anders und in Japan schon wieder ganz anders zu sehen sein. Die kulturellen Spezifika ändern nichts an den Grundtendenzen.

Hinsichtlich des Beziehungsimperialismus solltest du dann wohl auch davon Abstand nehmen selbst des öfteren einen amerikanischen Autor anzuführen.
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
Bevor Du mich vielleicht falsch verstehst:
Täuschung hat immer etwas absichtsvolles, ein Defizit hinterlassendes an sich, also ob der andere es böse meine.

Es geht nicht um Täuschung durch den Anderen, sondern um Selbsttäuschung. So ähnlich wie eben eine Drogen-verursachte Halluzination, nur das die "Bilder" selbst lange vorher schon angelegt werden, bevor man die "Droge" nimmt. Man sieht, was man selbst braucht und möchte. Mit "absichtsvoll" oder "böse" hat das nichts zu tun. *g*

Man klammert aus, was der andere nicht sehen oder hören will. Anfangs ist das wenig und leicht, mit der Zeit werden die Zügel rigider und es stellen sich zunehmend Entwicklungsblockaden ein......u.s.f.

Du stellst diesen Prozess als geradezu stereotyp zwangsläufig hin, das halte ich gelinde gesagt für Schmarrn, es gibt mindestens noch 50 andere Wege und Herangehensweisen, jeder eben für sich, wenn das für dich so zutrifft mag es so sein, eine Allgemeingültigkeit erreicht dieser Prozess dadurch aber nicht.

Das sage nicht ich, das ist von Schnarch - aber ich stimme dieser Zusammenfassung der Erfahrungen, die er in Jahrzehnten Paartherapie gemacht hat, zu. Denn das ist, was ich auch sehe in den Beziehungen um mich herum und teilweise eben auch an mir beobachten konnte. Gemerkt habe ich es natürlich bei MIR auch erst im Nachhinein, wenn es vorbei war und ich den Schritt weiter gemacht habe. Die blöde Sache ist: man merkt gar nicht, wie tief man da drin steckt, bevor man rauskommt. Man selber kommt sich immer unheimlich weit und aufgeklärt vor. *ja*
Witzigerweise sagt ja auch Schnarch, daß jedes Paar, welches in all den Jahren bei ihm war, immer glaubte, sie hätten jetzt DIE Krise, was ganz einzigartiges, Neues. Und Schnarch sagt: ist nie der Fall gewesen, war immer das Selbe nur in anderer Tonlage, man kann nun mal die bleibenden Zähne nicht bekommen, ohne die Milchzähne verlieren und in Sachen Entwicklung der Beziehungsfähigkeit gehören die selben Phasen dazu.

Ich finde es mittlerweile jedenfalls absurd und fast schon witzig, daß man (ich) jedes Mal denkt: jetzt ist man aber sowas von befreit und unabhängig von solcher Selbsttäuschung und alten Prägungen. Wow, was für ne tolle Beziehung! Und dann macht man noch mal einen Schritt nach vorn ... und denkt wieder "Oh Goooott ... wieso hab ich nur geglaubt, ich wäre so viel weiter, das war ja immernoch sooo tief im Verschmelzungsprinzip dringehangen und Autopilot-Mustern unterworfen ... aber JETZT ...!".
Etc etc. *lach*

Was übrigens den "Beziehungsimperialismus" angeht: ich habe genau aus dem Grund mittlerweile vieles verworfen, was ich aus dem anglo-amerikanischen Raum zu dem Thema präsentiert bekommen habe und weiterhin bekomme. Auch weil ich nun mal hier drüben überm Teich inzwischen einige Dating-Erfahrung sammeln "durfte" und jetzt begreife, wie das eigentlich gemeint ist, was wir aus deutscher Prägung in die entsprechenden Text hinein interpretieren. Erfreulicherweise hat Schnarch (wie Willi) eine Richtung eingeschlagen, die bei beiden ziemlich ähnlich ist und sich vom amerikanischen Paartherapie-Mainstream auch stark zu unterscheiden scheint. Und es gibt durchaus bei Schnarch Teile, die ich als kulturell geprägt verstehe und nicht annehme. Aber die Dinge zitiere ich auch nicht.

Es ging auch nicht um Dating, oder Beziehungsratgeber, sondern um Grundtendenzen die unsere Gesellschaften verändern und deren Teil wir sind, sonst müsste das in Lateinamerika anders und in Japan schon wieder ganz anders zu sehen sein. Die kulturellen Spezifika ändern nichts an den Grundtendenzen.

Und das erlebe ich eben vollkommen anders. Gerade Japan und sagen wir mal Mexiko (oder Puerto Rico) als Extrembeispiele stechen doch heraus und machen so hochgradige Unterschiede in Bewertung und Umgang von Beziehungsverhalten, -aufnahme und -fortführung deutlich. Wo siehst Du denn da bitte welche gleichen Grundtendenzen im Beziehungsleben und Umgang mit Liebe und Verliebtheit?!?

Nur geht das zunehmend am Thema vorbei. *zwinker*
*********dams Mann
2.421 Beiträge
Auch weil ich nun mal hier drüben überm Teich inzwischen einige Dating-Erfahrung sammeln "durfte" und jetzt begreife, wie das eigentlich gemeint ist, was wir aus deutscher Prägung in die entsprechenden Text hinein interpretieren.
Kannst du das ein wenig genauer erklären oder wenn es zu ot ist, vielleicht in einem eigenen Thread diskutieren lassen?
also mich störts
nicht wenn du das hier ausführst Venice, würd mich auch interessieren.

sagte der TE mit machtvoller Stimme. *zwinker*
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
Hm, ich probiers mal, aber das ist schwierig abstrakt in Worte zu fassen, weil das eben genauso wie mit Fischers Talk ist. Was sie sagt, auch als Amerikanerin, nicht nur als Wissenschaftlerin und Frau und gerade in so einem allgemein gehalten Talk und was sie meint, ist kulturell gefärbt, kann aber von jemandem mit einer anderen kulturellen Färbung ganz anders interpretiert werden oder die Betonung einzelner Komponenten und damit die ... Tendenz/Stoßrichtung ist eine andere. Das kann man sich abstrakt nicht vorstellen (ich jedenfalls konnte es nicht), ähnlich wie in einer Beziehungskrise zwischen zwei Menschen der selben Kultur, wo einer A sagt, der andere die Worte hört, aber etwas ganz anderes hinein interpretiert und dann stehen beide am Punkt des "Aber ich habe doch eindeutig gesagt, daß ...".
Und das ist kulturell auch der Fall und Amerikaner sind beziehungstechnisch teilweise sehr verschieden geeicht von dem, was wir aus der deutschen Kultur als "ganz logisch" ansehen und umgekehrt. Jonathan, du hast völlig recht, keiner ist im Vakuum und es gibt die gegenseitige Prägung, d.h. was eine Seite entwickelt, können andere (auch unbewußt, weil sie gar nicht merken, daß das kulturell gefärbt ist und nicht universell) übernehmen in Bewertungsmaßstab und Verhaltensweise. Aber das ergibt trotzdem - jedenfalls in meiner Wahrnehmung - immer wieder nicht nur nicht identische sondern teilweise nicht mal ähnliche Bewertungen.
Wobei hier auch eine große Rolle spielt, daß es DEN Amerikaner nicht gibt, sondern Ost- und Westküste z.B. (es ist eben ein Kontinent!) sehr verschieden sind auch bei dem Thema. Die Ostküste wird stärker durch Europa geprägt, die Westküste durch Asien und Lateinamerika.

Ich versuche es mal an einem Beispiel: Ich hab in L.A. mein "übliches" Beuteschema durchgehalten, welches ich in Deutschland hatte. Männer um die vierzig, die beruflich ziemlich gut zurecht kommen. Nicht weil ich nach Geld schaue, aber bestimmte Verhaltensweisen/Eigenschaften sind meistens mit beruflichem Erfolg verbunden. Also dachte ich eigentlich, so viel anders kann das ja nicht sein hier drüben ...
Puh, völlig falsch gedacht und in den ganzen Jahren in Berlin ist mir nie auch nur andeutungsweise was Vergleichbares passiert. Zum einen hat mich völlig kalt erwischt, daß es hier zumindest in der Altergruppe als zwingend angesehen wird, daß ein Mann dafür sorgt, daß die Frau eine gute Zeit hat und sie sollte gefälligst das konsumieren und ihm auch einen angenehmen Abend machen. Klingt sinnvoll und normal, hm? Sieht in der Realität aber so aus, daß er ihr Komplimente über Komplimente macht und flirtet was das Zeug hält und macht und tut - und dann bezahlt und sich nie wieder meldet, ja sogar Anrufe oder Mails nicht mehr beantwortet, die haben hier sogar Services, bei denen man sich verleugnen lassen kann. Sprich wenn eine bestimmte Nummer Dich anwählt, springt nen Calldienst ein, der irgendwas erzählt. Letzteres ist mir nicht passiert, aber die "cut off durch Ignorieren" paarmal. Keine Erklärung, keine Absäge-SMS oder sonstwas, absolute Totenstille - und das gilt als ... höflich. Weil man so keine "hässlichen" Wahrheiten aussprechen muß und sich generell dem Konflikt entziehen kann. Beim ersten Mal hab ich mir noch tierisch Sorgen gemacht, wir standen ja lange im Mailkontakt und plötzlich war er verschwunden, ich dachte, ihm ist was passiert. Dann zwei Wochen später bekam ich über das Portal, auf dem wir uns kennengelernt hatten, von ihm einen "Zwinker" geschickt. Und dachte nur: wie albern ist das jetzt? Hätte ich entsprechend reagiert, wär's wohl nen Booty Call geworden. *nene*
Konfliktausweich-Verhalten ist hier generell ein ganz großes Thema.

Der Mann hat jedenfalls eine Rolle zu spielen beim Date, unabhängig davon, wie er sich fühlt, ob er sie anziehend findet. Das gilt als gentlemanlike. Was wirklich Fakt ist, erfährt sie erst danach basierend darauf, ob er noch erreichbar ist oder sich selbst meldet.

Parallel dazu gilt, daß es als zunehmend unhöflich gilt, wenn man "harte" Fakten anspricht, also über Realitäten wie Beruf etc. spricht, da die momentane wirtschaftliche Krise für viele finanzielle Probleme und teilweise bis zur Obdachlosigkeit Folgen hat. Mit der Realität wollen sich viele daher momentan gar nicht beschäftigen, ein Angelino hat mich drauf hingewiesen, das besser zu lassen - zusätzlich zu den Tabuthemen Religion und Politik.
Und es hat Gründe, warum in Kontaktanzeigen hier das Jahreseinkommen des Mannes eigentlich zwingend angegeben werden muß. Wenn er weniger verdient als sie und auch sonst nicht repräsentativ agieren kann, weil ihn sein Job "aufbaut" oder sein Auto, dann reagieren die Männer hier unglaublich verunsichert. Weil für sie ihre Attraktivität daran und eigentlich NUR daran hängt. Denn die Wenigsten haben sich emotional entwickelt, dafür gibt es gar keine Zeit oder Anstöße, die Sicherung und Vermehrung des materiellen Wohlstandes ist absolut präsent und vorrangig.
Ein Date von mir z.B. wollte unbedingt Sex im Auto oder bei mir, aber zu ihm ging gar nicht. Parallel hatte er noch eine andere Frau, mit der er sich gerade traf (offen mehrgleisig daten ist hier vollkommen normal). Als ich ihm am ersten Abend schließlich deutlich sagen mußte, daß ich gar kein Interesse an Sex habe, mir das zu früh ist - Küssen gehört hier zum Vorspiel, also A führt fast zwangsläufig zu B, scheinbar wird "frau" deswegen frühzeitig sonstwo angefasst, aber nicht als erstes mal geküsst - nickte er ein bisschen enttäuscht - und war überzeugt, daß ich meinte, wir hätten Oralsex (weil das kein richtiger Sex ist, Clinton läßt grüßen, kein Scherz). Ich habe mein ganzes Leben lang noch nie mit einem Mann diskutieren müssen, um klarzumachen "Hey, ich meine wirklich NEIN. Auch DAS ist Sex.". Solche Missverständnisse hatte ich hier aber häufiger, langsam fang ich allerdings an, ein wenig Gefühl für dieses Kuddelmuddel zu entwickeln ...

Dann gibt es diese blöde Sache mit dem "Orgasmus mit offenen Augen", die Schnarch auch so propagandiert, weil das eigentlich erst tiefe Intimität beim Sex ermöglichen würde. seufz Ich bin gesichtsblind, ich KANN das nicht, weil da was im Gehirn anders verdrahtet ich, so könnte ich niemals kommen. Bisher hat das aber noch nie jemanden interessiert, egal welche Tiefe in Sachen Intimität. Hier in L.A. bin ich drauf angesprochen worden ... Von wegen ich wär ja gar nicht "da" und so. Bis ich verstanden hatte, worum es geht, war ich erstmal nur verdattert.

Kurz gesagt: hier in L.A. habe ich große Probleme damit, potentielle Partner zu finden, nicht etwa, weil mich die Männer nicht ansprechen, sondern weil ... sie mit der deutschen Direktheit nicht klarkommen. Da geht zwischen Deutschland und Westküste ein tiefer Riss durch die Kulturen. Sie fühlen sich vor den Kopf gestoßen, verunsichert, weil sie mit materiellen Dingen nicht auftrumpfen können - und ich komme mir komisch vor, wenn ich mit Männern Ende 40 Gespräche führe, als ob ich einem deutschen Teenager Grundlagen von Beziehungsdynamiken erkläre und sie das unglaublich erleuchtend finden, weil sie noch nie drüber nachgedacht oder drauf geachtet haben. Verschmelzungsverhalten in Extremform, als ob Hollywood-Filme die Realität wären, die Leute passen sich dem an und zwar in jeder Hinsicht, anstatt zu merken, daß sie da Substanz aufgeben. Da ist so eine Hilflosigkeit in Sachen Realität und Pragmatismus, Konfliktangst etc ... Beispiel: Ich schreibe mir mit jemandem, wir verstehen uns ganz gut, aber seine Antworten fallen ganz schön knapp aus (das Profil war lang und ausführlich). Nicht sehr befriedigend, zumal er nicht auf meine Fragen eingeht. Na gut, hat er kein Interesse, kann ich mit leben und lasse es einschlafen. Paar Tage später eine Mail von ihm, wie es mir geht, er vermisst mich. Hm, verwundert mich, ich antworte, daß ich eben den Eindruck hatte, er ist nicht sehr interessiert, weil er kaum antwortet, alles so knapp ist und er meine Fragen auch nicht beantwortet. Antwort (und die ist typisch): Oh nein, gar nicht. Jetzt bin ich unglücklich darüber, daß mein Harmoniebedürfnis nicht erfüllt wurde, denn ich gebe Dir nicht, was Du möchtest. Kannst Du mir nochmal die Fragen schicken?
...
Das ist die gewaltfreie-Kommunikations-Ratgeber-Schiene. Theoretisch ja ganz gut, aber die Basis, auf der das angewendet wird, ist eine völlig andere als in Deutschland üblich. Und die Folgen sind - für mich jedenfalls - absurd. Als ich die Fragen schicke (und den Kopf schüttle, daß er die nicht selber raussuchen kann), kommt nämlich wieder nur 1-2 Zeilen Antwort. Und als ich ironisch (oh weia, das verstehen sie nämlich meistens nicht) antworte, er wäre ja schön, wenn er das mal ein wenig ausführen könnte, was er damit meint, kommt als Antwort: "Ja, das ist so mein Problem, ich halte mich immer ziemlich kurz, da mußt Du mich immer mal anstoßen. Aber ich möchte Dir geben, was Du brauchst.". Natürlich ohne nähere Erklärung zu dem, was er da hingeknallt hatte.
Nicht nötig zu sagen, daß ich mich entschieden habe, nichts mehr zu "brauchen". *lach*
Ich könnte stundenlang weiterschreiben, es sind lauter Kleinigkeiten die einzeln betrachtet nicht auffallen, aber mit der Zeit wird es irritierend und ergibt einen gewissen Lerneffekt. Inzwischen bin ich ganz effizient darin, die unverbindliche Smalltalk-Datingmasche mitzuspielen und zu wissen, es hat null Bedeutung und daß er mich nicht mit nach Hause mitnimmt, kann heißen, er lebt im Auto oder er hat da so ein Tantra-Ritual-Ding mit seiner bestehenden Partnerin laufen, das intimen Kontakt verbietet für 3-4 Tage (vor allem Tantramassagen, Oralsex natürlich nicht lol) oder oder oder. Oder - für mich jedenfalls sinnvoller - ich verscheuche die meisten sehr eindeutig mit Statements, da würde ein Deutscher Mann die Schultern zucken und sagen "tjo ... und?", übrig bleiben die, mit denen ich eine Ebene finde in Gespräch und ohne vorgefertigte Regelwerke, die ein tatsächliches Kennenlernen aber fast verbieten.

Ich werde mich zwar auch in Jahren nicht wirklich dran gewöhnen, daß Sachen passieren wie er besteht (besteht! wie sehr kann ich gar nicht betonen) drauf, zu bezahlen, ich werde knurrig, weil ich ja auch Geld verdiene und er meint (für ihn nett gemeint): Na gut, wenn Du Deine erste Million verdient hast, darfst Du auch, ja? Gleichzeitig gehen wir gezielt in normal teure Restaurants, die ich mir auch leisten kann, weil er nicht möchte, daß ich mir gekauft vorkomme. *headcrash* Oder anderer Fall, er holt mich ab mit teurem riesen Cabriolet (oder ... Hummer ächz), ich witzle noch etwas unbehaglich, daß ich ja mal bei Greenpeace war und es da so Sachen gibt mit Poser und so. Er nickt ernsthaft und meint: ok, dann hole ich Dich nächstens mit meinem andern Auto ab. Nen 4-Rad-Jeep.
Versteht ihr, was ich meine? Auf der Ebene (man dringt eigentlich nicht zum Kern vor, um Konflikte zu vermeiden, es gibt "Lösungen", die keine sind, aber scheinbar wurde was getan) läuft das hier alles. Und bei Beziehungen eben auch. Und wenn man das erstmal anfängt gefühlsmäßig zu erfassen, lesen sich solche Beziehungsratgeber plötzlich vollkommen anders. Bisschen als ob man schizophren wird: man liest mit zwei Blickwinkeln, dem eingeprägten kulturell eigenen und der Wertung und Verständnis, welches man damit hat. Und der neu erlernten, der eine ganze andere Wahrnehmung der selben Zeilen bewirkt. "Richtig" fühlt sich immer noch (wird es vielleicht immer) die deutsche Sicht- und Fühlweise an. Aber die ostamerikanische ist jetzt die entscheidende, ich muß also auch emotional übersetzen und mich an die emotionale Sprache gewöhnen. Das ist eigenartiger, als eine verbale/geschriebene Sprache zu lernen.

Und um den Bogen zu spannen z.B. zu Japan ... Mein Mann und ich interessieren uns schon lange für die japanische Kultur und sind mit einigen der Denkweisen und Wertungsweisen in Alltagsdingen und auch Beziehungssystem mittlerweile halbwegs vertraut. Das ist völlig "fremd" im Vergleich zu Deutschland oder L.A. Gewöhnen kann man sich daran trotzdem, emotional auch offen sein und eben eine zweite "emotionale" Sprache lernen. Aber wie fremd das wirklich dem deutschen ist (wir sind ja schrittweise reingerutscht), habe ich erst vor ein paar Wochen begriffen, als meine Eltern mich in Berlin das letzte Mal besuchten und ich ihnen mal viel Zeit widmen konnte und wir so isn intensivere Gespräch kamen. Auch eben über Hobbies und so. Für sie war die emotionale Welt der Polys ja schon schwer zu anzunehmen, also die andere emotionale Sprache, die da gesprochen, gefühlt wird. Das hat jetzt gut 2 Jahre gedauert und allmählich ist ihnen das vertraut - zwar nicht ihrs aber als annehmbar, Fremdsprache hinnehmbar. Mit den japanischen Konzepten war das eine totale Wand. Die ostamerikanischen sind da nicht sooo weit weg. Aber ich sehe sie mittlerweile auch als sehr viel verschiedener an, als es uns Medien weiß machen wollen. Oder unter den Tisch kehren. Und mein Mann und ich haben z.B. auch, egal wo wir sind auf der Welt, sehr enge Verbindungen zum "Inda-Net". Sprich indische Freunde. Mir ist schon mehrfach gesagt von Arbeitskollegen aus aller Welt, die mit diesen ja auch arbeiten, daß das extrem selten passiert, daß man in den inneren Kreis aufgenommen wird. Für uns ist das nie gezielt passiert oder schwierig gewesen, aber ich denke auch das hat mit der Gewöhnung und intensiven Beschäftigung mit kulturell verschiedener emotionaler Sprache zu tun. Und der Akzeptanz, daß es so ist, zu tun. Wir verstehn unsere indischen Freunde auf ziemlich umfassender Ebene, weil wir akzeptieren, ja davon ausgehen, daß wir vieles nicht wissen und vieles anders, aber gleichberechtig empfunden wird, was auch emotionaler, privater, intimer Ebene abläuft. Nur stechen wir auch dort total raus, weil wir die einzigen nicht-Indern im Kreis sind. In Berlin dachte ich noch, das wäre ein Zufall. In L.A. jetzt nicht mehr.
Und ehrlich gesagt: ich frage mich manchmal, wie wir es eigentlich geschafft haben, uns bis heute nicht gegenseitig auszurotten, wenn wir uns so oft gerade NICHT verstehen. Weil das Verständnis der kulturellen Prägung so massiv ignoriert oder unterschätzt wird.
Das zieht sich ja nicht nur durch Beziehungserleben, sondern auch Alltag und Politik. Man braucht sich doch nur mal chinesische Politik ansehen, sich mit dem Prinzip der Strategeme beschäftigen und wenn man sich dann möglichst weit von eigener Prägung distanzieren kann - zumindest rational, wird das alles plötzlich viel komplizierter und desaströser, als es erstmal aussehen mag, ergibt aber Sinn...
china_4_all
****in Mann
8.433 Beiträge
@venice - willkommen in der Matrix ;)
und danke für deinen großartigen kulturell-emotionalen Stimmungs-Feuilleton *love*

Insbesonders das

Weil das Verständnis der kulturellen Prägung so massiv ignoriert oder unterschätzt wird.

kann man imho sogar in vielen JOY-Postings "nachfühlen" *zwinker*
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Venice79
Eine ungemein spannende und lehrreiche Betrachtung dessen, was andere kulturelle Hintergründe für Auswirkungen haben können!

Das Ganze lässt sich durchaus auch auf hiesige Verhältnisse übertragen, denn Menschen aus dem Norden oder Osten reagieren in vielem anders als Menschen aus dem Westen oder Süden, sprechen manchmal sogar eine andere Sprache - was zu vielschichtigen Mißverständnissen führen kann, wenn die Metakommunikation ausbleibt.

Deshalb ist auch vieles, was aus den USA kommt, mit Vorsicht zu genießen und nicht immer 1 : 1 auf uns hier übertragbar, wie ich ebenfalls schon oft erleben oder beobachten durfte. Und so genial das Buch von David Schnarch ist, so großartig die Ausführungen von Helen Fisher sind - beides muss in einigen Punkten "übersetzt" und "ent-amerikanisiert" werden. Erst dann entfaltet es auch für uns seine ganze Substanz.

Danke!

(Der Antaghar)
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Ich für meinen Teil finde, man muss nicht alles erforschen. Manche Dinge sollte man einfach nur geniessen und auf sich wirken lassen, ohne sie durch harte Fakten und chemische Vorgänge zu "zerstören". ;O)

sOnnigen Gruß,
H0B0
**S Frau
1.409 Beiträge
@****ce: superspannend, was du über das amerikanische Dating-Verhalten schreibst. Stelle ich mir ganz schön schwierig vor, so neutral und wertfrei damit umzugehen und es einfach als "emotionale Fremdsprache" zu respektieren, obwohl sich doch die eigenen, kulturell geprägten Beziehungsmuster als "richtig" anfühlen. Löst sich diese Konfliktvermeidung bei denen eigentlich irgendwann, so dass man das als Ritus mitspielen und überwinden kann, oder bleibt das die gesamte Beziehung über erhalten?

Ich glaube auch, dass man die kulturelle Prägung nicht unterschätzen darf. An dieser Stelle empfand ich den Vortrag von Helen Fisher auch ein bisschen naiv, dieses romantische "in der Liebe sind alle Völker gleich" würde ich so nicht unterschreiben.
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