Ich dachte früher auch immer, wenn man liebt, wird das WIR wichtiger als das ICH, und es wäre ganz normal, dass man Bereiche des ICHs aufgibt, um das WIR zu pflegen...
Das ist wohl ein normales Verhalten, wenn eine Beziehung frisch ist und man die ersten Schritte im Beziehungsalltag macht. So ein bisschen Abtasten, den anderen nicht verärgern wollen, nicht gleich in der ersten Woche einen großen Beziehungskrach haben, weil man egoistisch so weiter macht wie bisher. In dem Moment, wo Menschen miteinander umgehen, müssen Kompromisse gemacht werden. Wenn Gefühle im Spiel sind, ist das keine Frage, da macht man das ja auch mitunter sehr gerne. Ich rede jetzt nicht von sich selbst aufgeben oder so, sondern einfach von Zugeständnissen im normalen Beziehungs- oder Familienalltag, wenn dann mal Kinder da sind.
Ich denke, grade bei langjährigen Beziehungen kann das Aufgeben, also das völlige Negieren eigener Wünsche und Hobbies zum Killer werden. Wenn man nur noch für den Partner lebt. Oder für die Kinder. Sich nichts Eigenes mehr bewahrt. Das ist für mich so ein bisschen wie Persönlichkeit aufgeben... ich hab das in der letzten Zeit immer wieder mal beobachtet, und mir so meine Gedanken gemacht. In einem gewissen Maß auch bei mir selber. Und ich habe festgestellt, dass es mir nicht gut tut. Und auch meiner Beziehung und meiner Familie nicht. Ich bin dann nicht glücklich. Das strahle ich auch aus... also versuche ich mit wohldosiertem Egoismus entgegenzuwirken und mich mal wieder mehr in den Focus meines Denkens zu stellen. Eine Einheit sein, nicht Einzelteile, mich sehr zu mögen. Denn dann kann ich das auch ausstrahlen und zurück geben.
In Sachen Partnerschaft hab ich auch lieber die Bereicherung denn die Ergänzung, wie hier schon so schön geschrieben wurde. Grade in langjährigen Partnerschaften. Klar ist man noch derselbe Mensch, den der Partner vor zig Jahren kennen- und lieben gelernt hat. Aber man entwickelt sich doch. Mitunter in unterschiedliche Richtungen, mitunter unterschiedlich schnell.