Plädoyer für mehr Zärtlichkeit
Die letzten beiden Beiträge haben - meines Erachtens - den Nagel auf den Kopf getroffen.
Aus den vielen anderen vorausgegangenen Statements gegen die Zärtlichkeit unter Bi-Männern konnte man doch deutlich eine regelrechte Angst herauslesen. Seinen Schwanz lutschen - ja, sein Sperma schlucken - ja, ABER Zärtlichkeiten??? Nein, ich bin doch nicht schwul!
So wirkt es zumindst im ersten Moment.
Handelt es sich hierbei tatsächlich um die Angst nicht mehr als starker Mann, sondern als "Schwuchtel" zu gelten?
Oder zeigt sich hier eine spezielle Art von Verklemmung?
Wurden wir so erzogen?
Ist es ein gesellschaftliches oder kulturelles Phänomen?
Denn tatsächlich, in vielen Ländern gehören händchenhaltende, Arm in Arm schlendernde, sich küssende (nicht knutschende) Männer zum Straßenbild.
Dabei handelt es sich aber keineswegs um Homosexuelle. In diesen Ländern geht man generell unverklemmter und zärtlicher miteinander um.
Was spricht denn dagegen, dass sich 2 Bimänner gegenseitig streicheln oder massieren.
Ich finde es geradezu befremdlich, dass die Möglichkeit für Gefühle und Zärtlichkeiten unter Bi-Männern kategorisch ausgeschlossen (abgelehnt) wird. Gernhaben untereinander und das auch zu zeigen, scheint geradzu ein Frevel zu sein.
Genau wie all jene, bei denen sich schon bei dem Gedanken an einen Zungenkuss mit einem Mann nichts mehr regt, so ist auch meine Fokussierung in erster Linie auf den anderen Penis ausgerichtet.
Dennoch habe ich keine eingebaute Sperre einem anderen Menschen gegenüber Gefühle jeder Art zu entwickeln - unabhängig vom Alter oder Geschlecht.
Klar, wenn es ums erste Treffen oder den ersten Dreier geht, steht natürlich die Geilheit unverrückbar im Vordergrund. Aber wie verhält es sich denn, wenn der "Hausfreund" wirklich schon zum gemeinsamen Freund geworden ist - quasi schon zur Familie gehört? Bleibt da auch jede Gefühlsentwicklung, die über Sympathie hinausgeht, ausgeschlossen?
Was das Küssen angeht - nun ja, ... Aber macht doch mal das gemeinsame Experiment, falls Ihr mit Eurem "Hausfreund" schon länger verbandelt seid.
Springt mal über den eigenen Schatten und knutscht mal 1 Minute mit ihm. Auch wenn das das erste und einzige Mal ist und bleibt, es bedarf einer Menge Bereitschaft sich zu entkrampfen. Der anschließende Effekt allerdings ist verblüffend.
Keine Angst, Ihr werdet nicht gleich kotzen müssen.
Na ja, ich wollte hier keinen Bekehrungskurs abhalten, aber mir würde eine Welt gefallen, in der die Menschen mit mehr positiven Gefühlen zueinander erfüllt sind, diese unverkrampft zulassen und auch zeigen können.
Ich jedenfalls habe keine Angst vor der Entwicklung von Gefühlen gegenüber einem anderen Menschen und kann dies auch hemmungsfrei durch Zärtlichkeiten zeigen.
Was das Küssen angeht - nun ja, ... es würde mich nicht umbringen, aber reizen tut es mich auch nicht.