alt – älter – am ältesten
Unsere Gesellschaft hat mehr als nur ein Problem, das ist bekannt. Aber neben den gängigen Problemen hat sie unter anderem das, unangenehme Dinge nicht gerne beim Namen zu nennen und sich stattdessen andere auszudenken. Alte Menschen werden zu Senioren verbrämt, um eines nur mal exemplarisch zu nennen, zumal es so gut passt.
»Älter« war ursprünglich mal der Komparativ von »alt«. Also ist »älter« eigentlich älter als »alt«:
Ich bin alt, mein Vater ist älter und von uns dreien ist der Papst am ältesten.
So weit, so gut. Da man nun glaubt, Menschen in einem bestimmten Alter nicht mehr »jung« nennen zu können, aber auch noch nicht »alt«, bedient man sich eine Kunstgriffs und nennt sie »älter als jung«. Da das total bescheuert klingt, lässt man das »als jung« einfach weg und nennt sie nicht »alt« sondern »älter«. So wurde aus der Steigerungsform von »alt« eine Bezeichnung für das Mittelalter. »Älter« meint also (je nach Sichtweise und Alter des Senders) irgendetwas zwischen fünfundzwanzig und fünfundsechzig, wobei die Grenze nach oben immer weiter gedehnt werden wird, je älter wir werden, desto später wird es »älter« statt »alt« heißen.
Ganz ähnlich verhält es sich mit »klein« und »kleiner«. Bezeichnet man also jemanden als »älter« oder »kleiner«, müsste dessen korrekte Frage dann lauten »... als was?« Tut sie aber nicht, wir haben uns daran gewöhnt und das ist irreversibel.
Frauen zwischen dreißig und vierzig nun »älter« zu nennen, ist aus seiner Sicht logisch, zeigt aber schon mal von vorneherein, dass er nicht gerade eine Empfehlung für das diplomatische Corps ist. Gut, das ist nicht so schlimm, ich selbst wäre dies auch nicht, allerdings – absichtlich nicht. Bei ihm war es ein Versehen. Aber das ist vielleicht entschuldbar, wenn man jünger ist (der
musste sein
).
»Jünger« heißt in dem Fall »nicht mehr jung, aber keinesfalls(!) älter«, alles klar? Sein zweiter Fehler war, die »älteren« Frauen zu klassifizieren und zwar ausschließlich nach dem Kriterium des Alters. Als ob alle »älteren« Frauen etwas gemeinsam hätten, was sie vom Rest der Menschheit trennt. Das ist nicht nur undiplomatisch, dass ist ziemlich blöd und kontraproduktiv dazu. Aber, und das ist das Gute, in seiner Naivität ist es ziemlich entlarvend. Zeigt es dem geneigten Leser doch, was der Frederöffner wirklich will. Er will sich die Hörner abstoßen, ficken bis der Arzt kommt, auf Teufel komm raus und das bitte ohne das Lästige drumherum. Ohne Liebesschwüre, ohne Versprechen, ohne Verpflichtung, einziges Kriterium: Lässt sie ihn drüber rutschen oder nicht? Er sucht eine gut geölte Fickmaschine, die nach dem Madonna-Zitat »junge Männer wüssten zwar nicht genau, was sie tun, dass dafür aber die ganze Nacht« lebt und liebt.
In ihrem Lied über Ü-30-Partys hat Martina Schwarzmann es so treffend ausgedrückt:
Auf die oiden Radln leant mas foan;
Und ham sie auch koan Lack mehr dran;
Scheißegal, Radl is Radl.
Leider hat der TE dabei eines übersehen. Alles, was er zu seinen Gunsten in die Wagschale werfen könnte, wäre sein jugendlicher Charme. Blöd ist in dem Fall nur, dass er ihn nicht hat. Denn obwohl es im Namen drin steckt, das »jugendlich«, hat der jugendliche Charme aber überhaupt nichts mit dem Alter zu tun. Es ist eine Einstellung zum Leben und ein Gradmesser für Achtung, die ich jemandem (einem Menschen, einer Frau, ob nun jung, älter oder alt) entgegenbringe. Diesen Respekt, diese Achtung vermisse ich beim Eröffnungsposting und allen folgenden Rechtfertigungen. Er schwankt zwischen Larmoyanz unt Trotz. Bis auf jene Frauen, die
explizit auf junge Männer stehen, war dies nicht unbedingt ein Empfehlungsschreiben, was aber auch an den eingegangenen Kommentaren ersichtlich sein dürfte. Klar kann man, wie auch geschehen, alles abtun und sagen, das sei alles nur Neid, aber ich weiß, dass wenn man hinter sich Hufgetrappel hört, es meistens Pferde sind.