Alles cool ?
Wir sind zusammen 80 Jahre alt, verheiratet, noch immer sehr verliebt und haben Kinder im Teenageralter.
Wie wir darauf gekommen sind, wissen wir nicht mehr so genau. In den letzten Monaten war unser Sex jedenfalls irgendwie lustvoller und intensiver geworden - das liegt vielleicht daran, daß die Kinder nun langsam mehr eigene Wege gehen und wir wieder mehr Zeit für uns haben.
Immer mal wieder haben wir uns - besonders, wenn beide richtig erregt waren - miteinander vorgestellt wie MMF oder (seltener) FFM sich anfühlen würde, fanden es sehr erregend, haben es aber bisher nicht umgesetzt. Irgendwie würde Zuschauen auch erstmal genügen.
Da gibt es ja ein paar Hinderungsgründe: wenn es denn wirklich ein Dreier oder Partnertausch sein soll, sind wir dann evtl. eifersüchtig ? Haben wir Ängste, daß es eben doch nicht bei rein Sexuellem bleibt ? Und findet man denn den Herrn oder die Dame? Oder sollte man gleich ein Pärchen treffen ? Wie ? Und wo ? Im Hotel verabreden ? Vorher in der Bar sitzen und sich kennenlernen ? Und wenn man sich nicht sympathisch ist ? Flucht ? Oje...
Dann gibt es ja noch Swingerclubs. Auf den ersten Blick eher eine abwegige Idee. Wir schauen uns ein paar Websites an. Meist sind die Internetauftritte dilletantisch gemacht, Layout anno 1999 und die Bilder sind niedrig auflösend und schlecht belichtet. Und anscheinend gibt es da auch ein paar üble Billigbuden, die man wirklich nicht sehen muss, wenn die Räume schon auf den Fotos grottig aussehen. Ein paar Clubs sehen immerhin halbwegs ordentlich aus.
Dennoch machen auch die besseren Clubs einen derben Eindruck. Matten wo man hinschaut, eine Bar, und noch mehr Matten, Gyn-Stühle, SM-Keller usw. Ab und an auch Fotos von seltsam aufgedonnerten Ladies – sehen manchmal aus wie Zirkuspferde.
Jeder Club zeigt ausgiebig Fotos des Buffets, das scheint wichtig zu sein. Natürlich würden auch wir irgendwann an einem solchen Abend essen wollen, aber die Vorstellung, daß man es in der grossen Gruppe auf der Matte ordentlich krachen lässt, und danach alle erstmal gemeinsam Bockwurst und Kartoffelsalat essen, bringt uns zum lachen.
Wir empfinden große Unsicherheit, was uns denn dort wohl erwarten würde. Swinger, denken wir, heisst ja "jeder mit jedem" - wollen wir das überhaupt? Wenn wir dorthineingehen, was wird von uns erwartet ? Könnten wir nicht einfach mal zuschauen, ohne daß uns jemand gleich anbaggert ?
"Ein NEIN ist ein NEIN" lesen wir dort - jaja, aber eigentlich haben wir doch keine Ahnung, wie das ganze abläuft, wie wir reagieren würden, ob da nicht eine Clique von Stammgästen sitzt, die uns sofort als Neulinge erkennen und mustern usw…andererseits ist man dort nicht verabredet und kann, wenn es einem nicht gefällt, jederzeit wieder raus, ohne jemanden zu enttäuschen oder zu brüskieren. Dennoch können wir uns nicht für einen Swingerclub entscheiden, und schauen durchaus einige Wochen lang weiter, ohne aber den Gedanken gänzlich zu verwerfen.
Und dann finden wir die "Erotik Discothek". Sieht ansprechender aus. Klingt auch irgendwie besser als “Swingerclub“. Es sind schon auch harte Mottos in der Eventliste, aber die "Kennenlern-Party NRW" sieht nicht ganz so derbe aus wie das "Pornocasting", die “lochgeilen Nymphen“ oder der “Femdom-Event“. Die Erotikdisco wirkt auf den Fotos erfreulich anonym, so als könne man sich auch nur in der Disco aufhalten oder zu zweit zum Knutschen in eine Ecke zurückziehen und mehr nicht.
Na gut, denken wir. Wollen wir wirklich ? Keiner von uns beiden gibt es so recht zu, aber zwischendurch scherzen wir (im Supermarkt beim Einkaufen), daß wir ja morgen abend eh Bockwurst vom Buffet haben werden. Komischerweise reden wir ganz theoretisch schon über Limits: vorerst gäbe es keine fremde Haut, und erst recht keinen Partnertausch. Wenn es uns gefällt, könnten wir uns ja in eine Ecke zurückziehen und dann schaumermal…
Und dann kommt im Laufe des Samstagnachmittages eines zum anderen: Sie besitzt ein sexy Latex-Kleid (bis dahin nur im eigenen Schlafzimmer getragen), nur Er hat natürlich nur eine unspektakuläre schwarze HOM-Unterhose und ein zu langes schwarzes T-Shirt. Egal. Schuhe für Ihn ? Das scheint in den Foren eh ein Thema zu sein...barfuss geht gar nicht…also gut, noch schwarze Turnschuhe in die Tasche und ab geht’s zum Beverly in Solingen.
Beide nervös, im Auto sprechen wir nicht viel. Vor der Tür kein Parkplatz und strömender Regen. Wollen wir wirklich ? Ja, wir schauen es uns zumindest mal an. Todesmutig und ohne weiteres Zögern parken wir das Auto weiter entfernt am Straßenrand und marschieren hinein.
An der Kasse werden wir freundlich begrüsst, zahlen 80 EUR und unser Er bekommt ein rotes Armbändchen angelegt, das ihn offenbar als Nicht-Solo-Herren ausweist. Als Newbies geben wir uns an der Kasse nicht zu erkennen, sondern gehen seelenruhig weiter, als wären wir schon 20 mal hier gewesen. Wo sind jetzt die Umkleiden ? Ein (Mit-)Besucher spricht uns freundlich an und führt uns zu den Umkleiden, zunächst Richtung Tanzfläche. Na dann.
Wow ! Viele hübsche Menschen hier, im Schnitt in unserem Alter, viele Jüngere, auch Ältere. Sehr sehr sexy gekleidet, manche frivol, manche oben ohne, und wie wir später an der Bar feststellen, manche Damen auch unten ohne. Nett. Was die Leute wohl im normalen Leben so machen ?
Ein einsamer Mittsechziger tanzt bis auf einen kleinen Slip (Penis sichtbar und in Bewegung) auf der Tanzfläche. Naja. So cool wird unser Er wohl niemals werden.
Auf der Tanzfläche sind die Frauen in der Mehrheit und einige lassen es ganz schön krachen, tanzen und berühren sich dabei gegenseitig wie man es in keiner Tanzschule zu Gesicht bekommt. Schön anzusehen.
Jetzt sind wir also tatsächlich drin in einem Swingerclub. Unsere Sie hat das Latexkleid schon drunter, das Umziehen ist also schnell erledigt. Ab an die Bar, Drinks, Sitzplatz gefunden und erstmal schauen, was da so passiert. Wie empfinden Faszination, vor allem für die Outfits, die Bewegungen und den Ort als solchen - und weniger Unsicherheit als gedacht.
Wir sitzen erstmal eine ganze Zeit und schauen den Leuten zu – erstaunlich, wie sich Leute, die doch aller Wahrscheinlichkeit nach im richtigen Leben ebenso “normal“ sind wie wir, hier geben und wie sie gekleidet sind. Miniröckchen, Latexkleider, Lack & Leder, die Herren auch ganz schön in offensichtlich eigens zu diesem Zweck erworbenen Hosen und glänzenden Shirts. Sowas ist also nicht nur für Gay-Parties. Wieder etwas gelernt. Manche der Herren zeigen einen perfekten Waschbrettbauch – wow, da könnte unser Er auch mal dran arbeiten.
Wir raffen uns auf zu einem kleinen Rundgang, und als erstes betreten wir Ahnungslosen offenbar den SM-Bereich. Da liegen ein paar Leute auf Matratzen und sind offenbar mitten im Geschehen. Na gut. Ein Raum weiter und es wird härter: eine Frau sitzt auf einem geschwungenen Ledermöbel und hat gleichzeitig mehrere Schwänze in Arbeit. Dabei wird sie von einem Mann heftig stimuliert, leider dabei mit recht derben Worten bedacht, fast beschimpft. Nichts für uns – schnell wieder raus hier. Wir kommen am Buffet vorbei. Kartoffelsalat gibt’s auch, leider keine Bockwürstchen. Wir scherzen. Das Essen ist ziemlich gut, selbstredend keine Cuisine, aber durchaus vergleichbar mit einem sehr guten Ferienhotel.
Wir trinken noch etwas, sitzen eine Zeit lang in der Disco auf Barhockern, schauen uns um, sprechen über das Gesehene, und sind uns einig: der SM-Keller war eher abstossend. Aber jeder Jeck ist anders und hier in der Disco wird es wieder interessant und erregend. Die spürbare Geilheit der tanzenden und beobachtenden Menschen helfen uns schnell, die Eindrücke aus dem SM-Bereich wieder abzuschütteln.
Wir legen uns in eine Kuschelecke mit Blick auf die Tanzfläche und knutschen und streicheln uns, und achten immer weniger darauf, daß andere es nicht sehen können. Wir sind erregt, und nach und nach wird es uns egal, daß wir nicht allein sind. Den schrägen Eindruck von vor einer Stunde haben wir wohl überwunden.
Irgendwann gehen wir dann hinauf in den Pärchenbereich, in dem einzelne Herren keinen Zutritt haben, diesmal anscheinend absichtlich ein wenig vorsichtiger. Erst später merken wir, daß wir den “Normalsex“-Bereich, zu dem auch Soloherren Zutritt haben, gar nicht gesehen haben.
Im Pärchenbereich erwarten uns nackte Tatsachen. Unter anderen Umständen wären wir viellecht eher entsetzt gewesen: Auf den Matratzen hinter Gittern und sozusagen als Bühne für die anderen liegen drei vögelnde Paare mit drei gut sichtbaren männlichen Hintern in eindeutiger Bewegung, Davor zwei weitere Paare, einmal sie vorn, mit Blick zum Geschehen, und er hinter ihr, beim anderen Paar steht er mit Blick zum Geschehen und sie verwöhnt ihn oral. Vor allem Damen hört man stöhnen, was uns eigentlich eher stört.
Nachdem wir beide schon sehr erregt dort hineingekommen waren, hat es uns , so fremd und neu es auch war, angemacht, das zu sehen, und wir verziehen uns in eine Ecke, knutschen, fummeln, schauen uns immer wieder die anderen Paare an und werden natürlich auch gesehen. Wir erkunden den ganzen Pärchenbereich und sehen Paare, die es miteinander treiben, finden es geil, schauen zu und streicheln uns dabei.
Inbesondere unsere Sie schaut öfter nach den anderen als erwartet, und verliert mit der Zeit ihre Hemmungen. Sie trägt noch immer ihr Latexkleid, lässt aber dennoch viel von sich sehen, Es kommen weitere Paare und schauen auch uns zu. Sie wird sehr feucht und gesteht Ihm irgendwann, daß sie das Gesehenwerden sogar mehr erregt als das Zuschauen.
Irgendwann sind wir so richtig geil, verlieren alle Hemmungen und lecken und ficken vor den Augen anderer Pärchen. Unglaublich. Wir hätten beide nicht geglaubt, daß uns das so antörnt und daß es uns so wenig ausmachen und so leichtfallen würde es zu tun. Wir liegen danach noch eine Zeitlang auf einer Matte, feixen ein wenig mit einem anderen Pärchen, das uns die ganze Zeit beobachtet hat während sie ihn oral verwöhnt hat.
Es ist spät geworden, wir nehmen noch einen Drink an der Bar und sind einigermaßen überwältigt von dem was wir da getan haben. Darf man denn sowas ? 2000 Jahre abendländischer Prägung kommen durch. Wie dem auch sei, das war ganz sicher genug für einen Tag. Schnell umziehen, raus hier und ab nach Hause.
Die kommenden drei Tage reden wir über fast nichts anderes, erinnern uns sehr intensiv, machen Scherze und sind uns einig, daß wir es wieder tun werden.
Was wirklich Spass gemacht hat, war das alles gemeinsam zu erleben. Das Verlangen nach fremder Haut war bei uns beiden vernachlässigbar. Gemeinsam so geil zu werden, daß man es vor anderen treiben will, dabei sehen und gesehen zu werden, war zu unserer Überraschung eine tolle, trotz aller Derbheit nicht abstossende Erfahrung. Es ist unser kleines Geheimnis, wir schauen uns manchmal an, erinnern uns, wie geil wir dort geworden sind und lächeln verstohlen und verheissungsvoll.
Wir sehen mittlerweile auch die “Verkleidungen“, die uns anfangs eher aufgetakelt und seltsam vorkamen, mit anderen Augen: die Leute legen sich eine andere Haut zu, sind vielleicht für ein paar Stunden jemand anderes und tun etwas, was sonst nach den üblichen Konventionen nicht geht. Sie zeigen sich und ihre Körper, schauen sich gegenseitig an, weden erregt und leben es aus. Warum eigentlich nicht ?
Wir fahren in der kommenden Woche nach Köln (scheint der richtige Ort für so etwas zu sein) und kaufen uns Outfits, ein richtig geiles Latexkleid und einen Minirock für sie, und ein sexy Höschen, eine Lederweste und Boots für ihn.
Sie sieht in ihrem neuen Outfit richtig klasse aus, und wird nach eigenem Bekunden ebenfalls ohne Höschen gehen. Der Gedanke so geil in Latex gepackt, mit Strümpfen und hohen Schuhen in diese Disco zu gehen, eventuell anderen Männern (oder auch Frauen) einen Blick auf ihr fehlendes Höschen zu erlauben, erregt sie.
Er wird hoffentlich zumindest besser aussehen als in Unterhose und T-Shirt.
Ob es doch irgendwann zu mehr kommt, wir also tatsächlich “swingen“ werden, wissen wir nicht. Im Moment ist das sogar in den Hintergrund getreten. Wenn es aber geschieht, dann wollen wir es gemeinsam erleben, und uns nicht etwa für 1 Stunde aus den Augen verlieren und wieder an der Bar treffen.