Ich habe lediglich das Eingangsposting gelesen und antworte entsprechend darauf:
Grundsätzlich muss man erstmal feststellen, dass es über alle kulturellen und zeitlichen Grenzen hinweg ein "Grundschema" gibt, dass beide Geschlechter als attraktiv bewerten:
Symmetrie finden beide Geschlechter attraktiv; gemeint sind damit z.B. die Relationen der Augen, Ohren usw. von der Körperachse, aber auch, dass eines nicht größer als das andere ist.
Frauen finden an Männern die "klassischen" Dinge interessant: Breite Schultern, eine gewisse Größe (also größer als sie), eine dominante (meist tiefere) Stimme, einen gewissen Altersunterschied eher nach oben hin, sportlich muskulöses Aussehen, eher markanter Gesichts- und Knochenbau. Neben diesen körperlichen Apekten ist die soziale Stellung des Mannes (dazu gehören sein Ansehen, sein Geld, seine Karrierestufe usw.) von großer Bedeutung, Frauen orientieren sich eher "nach oben" hin; sprich: Eine Öberärztin, die sich einen Pfleger sucht, ist deutlich deutlich seltener als andersrum.
Auch bei Männern finden wir die gleichen Grundtendezen (über alle kulturellen und zeitlichen Grenzen hinweg, ich betone das gerne nochmal
): "Cola-Flaschen Form"; sprich: Ein gewisses Brust - Hüfte - Taille - Verhältnis (hab da grad keine genauen Zahlen parat) wird als sehr attraktiv wahrgenommen, Männer finden jüngere Frauen tendenziell interessanter, Kindchenschema im Gesicht (bis zu einem gewissen Maß) ist sehr wichtig, kleiner ist meist feiner, höhere Stimme, generell eher "weicheres" als härteres Aussehen. Zur sozialen (bzw. Intelligenz-) Stellung muss man nicht viel sagen, auch hier orientieren sich Männer eher nach unten.
Dieser grobe Überblick (den sowieso jeder kennt) ist evolutiv bestimmt, da beißt die Maus keinen Faden ab, die allermeisten (allermeisten heißt nicht ALLE) haben schonmal dieses grundsätzliche Beuteschema. In der wissenschaftlichen Literatur sehr gut belegt, im Alltag oft gesehen - Kennt man. Einen Vorwurf der Oberflächlichkeit kann man in der Hinsicht niemanden vorwerfen, niemand kann was dafür, dass man so gepolt ist - Mutter Natur hat uns das sozusagen in die Wiege gelegt; damit muss ich als 1,64 Mann eben zurechtkommen, Bums aus, Nikolaus, wie der Volksmund so schön sagt.
Das geile am Menschen ist aber, dass er auch kulturelle Wandlungen hat, die in krassen Fällen sogar das evolutiv Verankerte verbiegen können (Die sog. "Magermodels" z.B. entsprechen nicht dem klassischen Schönheitsideal)!
Die 3. und unterste Ebene der Ausbildung des Beuteschemas sind persönliche Erfahrungen (Kindheit, Pubertät, 1. Liebe - weiß der Teufel).
Erst an den 2 unteren Punkten "kann" der Mensch in gewisser Weise etwas dafür: Natürlich hast du Recht mit der Aussage, dass man sein "Beuteschema" nicht einfach so mir-nichts-dir-nichts ändern oder beeinflussen kann, ABER: Man kann durch bewusstes darüber Nachdenken schauen, WARUM man etwas interessant findet (und warum eben nicht). Wenn man also als Frau immer das typische Arschloch toll fand (und damit immer wieder auf die Fresse gefallen ist) sollte, nein, MUSS man sich überlegen, WAS GENAU man so interessant fand: War es der Nimbus der vermeintlichen Stärke oder Stärke vor anderen? War es das vermeintlich Unabhängige oder oder oder? Woran liegt es, dass man auf sowas steht? Gibts da Erfahrungen aus der Kindheit oder anderen Zeiten, auf die man das ev. zurückführen kann? Das Gleiche gilt natürlich auch für den Mann.
Im Prinzip tut man also nichts anderes, als Vorurteile über andere Beuteschemata entweder zu bestätigen oder über Bord zu schmeißen. Hier (und nur hier) würde bei mir Kritik an anderen aufkommen, wenn sie in ihren Beuteschemata zu festgefahren sind, bei den kulturell und persönlich Erlernten Dingen. Nicht, weil sie dieses Schema als Ziel haben, sondern weil sie es allzuoft unhinterfragt haben und mögliche tolle andere Varianten/Schematas gar nicht erst leise antesten.
Um auf deine Frage vom Anfang zurückzukommen: Ja, ein inakzeptables oder unerreichbares Beuteschema bedeutet in der Tat Verzicht - aber es ist eben bis zu einem gewissen Maße eben doch steuerbar. Nicht unbedingt in dem Sinne bewusst, dass man sich für ein neues Schema entscheiden kann wie für ne Wurstsorte - ne, das nicht. Aber Alte Schemata hinterfragen, ergründen und so zumindest in neuen Bereichen suchen, antesten (nur ganz leicht, ganz sanft am Anfang) - das geht. Und diese "Peng"-Erlebnisse resultieren dann auch genau daraus, nämlich dass man Verwandtes bzw tolles des ursprünglichen Schemas auch in anderen Schemata findet.
Klar, als "angeborener" Pädophiler isses Scheisse - man kann niemals im Leben seine sexuellen Phantasien erfüllen. Aber: Gibts zB Frauen, die sehr kindlich aussehen (aber voll im leben stehen?). Merkt man, dass man damit doch was anfangen kann? Im Prinzip wäre das meine Vorgehensweise, würde ich sowas haben.
Also kurz und gut: Direkt Erfahrung damit, mich völlig neu orientiert zu haben aufgrund meiner Ratio: Nein, habe ich nicht. Erweiterungen bzw. Verlagerung meines Schemas: Indirekt, durch schlechte (+ gute) Erfahrung und bissl Denken :).
Darf ich dich (falls du das noch nicht beantwortet hast) fragen, warum du diese Frage in den Raum stellst?
Grüße:
Soja