Ich denke, hier werden Klischees bedient.
Betreibe ich die Aktfotografie erst seit nunmehr 2 Jahren, so male ich bereits seit vielen Jahren, hauptsächlich in den Bereichen Portrait bis Akt.
Erschwerend kommt wohl noch hinzu, dass ich im konservativen Bayern lebe.
Einmal im Jahr hab ich eine Ausstellung, und ich weiß nicht, wie viele tausend Male ich da die Frage gehört habe, ob ich mit allen Models auch im Bett war.
Möglicherweise führt das Halb-Wissen darüber, dass einige der großen Maler eine oder mehrere Musen hatten dazu, dass sowas ohne Sex nicht geht.
Die Jahre, die ich in Regensburg lebte, hab ich mich dort einer rennomierten Künstlervereinigung angeschlossen. Bei den monatilichen Treffen war es üblich, dass der ein oder andere ein Bild zur Diskussion mitbrachte, so also auch ich. Ich hab manches Lob für meine Maltechnik bekommen, aber ebensoviele Hinweise, dass solche Bilder auf keinen Fall auf der geplanten, gemeinsamen Ausstellung gezeigt werden können, das wäre ein absolutes No-Go. Nun ja, neben die 'Steinerne-Brücke-Bilder', die Spitzweg- Miro- und Picasso-Kopien und Stilleben hab ich dann sozialkritisches gehängt, um wenigstens damit zu provozieren, was solls.
Andererseits hat sich die Zeit auch gewandelt. Bietet die Digitalfotografie dem Fotografen neue Möglichkeiten, z.B. für Experimente wie sie vorher nicht so einfach möglich waren, so bietet sie dem ein oder anderen natürlich auch die Möglichkeit, damit potentielle Sexualpartner anzusprechen. Aus dem 'Darf ich Dir meine Briefmarkensammlung zeigen' ist halt ein 'Ich bin Fotograf und bring Dich groß raus' geworden. Vielleicht für den ein oder anderen schwierig, das zu unterscheiden.
Auch Amateure sind in der Lage, tolle Bilder zu machen, es braucht dafür auch keine Profi-Ausrüstung oder Fotostudio. Das Bild selbst macht nicht die Kamera, sondern der Kopf, der sich dahinter befindet.
Ein Vorgespräch hilft dem 'echten' Fotografen, sich auf sein Model einzustellen und dem Model hilft es, die Bildideen des Fotografen zu erfragen, einfach mal reinzuspüren, was das Anliegen des Fotografen ist. Ein Fotograf ohne Bildideen so nach dem Motto: Stell Dich mal hin und mach einfach mal was, wird wohl selten ansprechende Bilder zu Stande bekommen. Ein Vertrag sollte ebenso selbstverständlich sein wie die Möglichkeit, eine Begleitperson mitzubringen. Nicht jeder Amateur hat eine Homepage, ein paar Referenzbilder sind jedoch sicherlich hilfreich, ebenso wie Referenzen (Mail-Adr. oder Tel-Nr. der Models, wo man mal nachfragen kann). Das fotografische Grundwissen muß nicht am lebenden Model erlernt werden, für Versuche mit Beleuchtung, Schärfeverlauf ... tut es auch ein Gegenstand, wenn es in Richtung Mensch gehen soll geht auch ne Schaufensterpuppe.
Ich könnte weit mehr dazu schreiben, dies hier soll nur ein kleiner Anriss sein.
Wer als Model nicht allzu blauäugig in so ein Shooting geht, der hat m.E. die ein oder andere Möglichkeit, die Seriösität des/der Fotografen abzufragen.
Zu den beiden Punkten:
"Kann ich die Kosten für den Darkroom auch mit Sex bezahlen?"
"Bist Du verheiratet oder Single?"
Na ja, ich denke, dieses Forum hier bietet auch die Möglichkeit solche Kontakte zu knüpfen. Wenn ich das als Fotograf nicht will, was hindert mich daran, meine Grenzen ebenso zu stecken. Diese Diskussion Sex mit dem Model lief ja auch erst vor kurzem.
Für mich persönlich ist ein Fotoshooting keine Plattform für das Ausleben meiner Sexualität, auch wenn ich nicht abstreiten will, dass jeder Fotograf auch ein Stück weit ein Voyeur ist.