Den Männern gewidmet
Eine Hommage an den Mann von Barbara Rudnik
Ich liebe Männer - wie sie sind.
Mein Traum ist, die Welt mit den Augen eines Mannes sehen zu können, um herauszufinden, ob wir Frauen uns in unseren Einschätzungen manchmal gewaltig irren. Aber auch noch aus einem anderen Grund: Ich verstehe oftmals Männer nicht mehr. Liegt es etwa an diesen schlappen Zeitgeist-Diskussionen, dass mancher Mann so unsicher geworden ist? Dass er kaum noch ausdrücken kann, was er eigentlich wirklich will, und dabei irgendwie so weinerlich wirkt?
Ich bin ein Mensch, der erobert werden will. Ich möchte, dass ein Mann um mich kämpft und nicht sofort kapituliert, wenn ihm eine Stärke oder Schwäche von mir zuwiderläuft. Ich möchte einen Mann, der seinen Instinkten gehorcht, aber den Respekt vor mir nicht verliert.
Könnte ich die Welt mit den Augen eines Mannes sehen, wüsste ich, welche Sensoren und Instinkte es sind, die zu dem berühmten Kick führen, wenn ich einem ganz bestimmten Typ Mann begegne. Ich könnte sehen, welche chemische Verbindung dafür zuständig ist, dass seine sexuelle Steuerung auf die Persönlichkeit einer Frau reagiert.
Dabei will ich aber nicht bleiben: Was sah Einstein, wenn er schreibt, er habe oftmals seine Welt in gedanklichen Bildern wahrgenommen? Wie sieht man in Bildern? Wie ist es wohl, so intelligent zu sein wie Einstein? Und was sieht man dann? Was fühlte Oscar Wilde, gefangen in seiner Dandy-Welt, seinem Ästhetizismus? Würde sie mir genauso fremd bleiben, wenn ich in ihn schauen könnte? Was fühlte er, als er wegen seiner Homosexualität vor Gericht stand, und welche Zweifel hatte er am Ende daran, sein Leben so offen wie ein Buch geführt zu haben? Was für Empfindungen und innere Schrecken brachten den österreichischen Schauspieler Oskar Werner dazu, sich Mitte der achtziger Jahre zu Tode zu saufen? Wie hat er die Welt empfunden? Wie fühlt es sich an, so durchlässig, so sensibel zu sein? Was überwiegt: der Schmerz, die Freude oder die Ohnmacht? Ist es, als ob man mit geöffneter Haut durch den Alltag gehen muss? Und was hätte ich gesehen, wäre ich hinter die Augen Kafkas getreten? Aber das sollte ich mir vielleicht lieber ersparen.
Was unterscheidet mich von ihnen? Gibt es wirklich ein festgefügtes Rollenspiel? Was sende ich aus, dass Männer auf mich in bestimmter Weise reagieren?
Und dann: Eifersucht. Wie sie einen deformieren, beeinflussen und verletzten kann. Was geht in einem Mann dabei vor? Was sieht er in mir, dass er glaubt, sich auf mich nicht verlassen zu können? Dahinter würde ich gerne steigen.
Wie viele schlimme Momente habe ich schon erlebt, weil arrogante, egomanische Männer jedes Wort, jede Kritik auf sich selbst beziehen und mit ihrer ständig verletzten Eitelkeit jedes Gespräch unmöglich machen. Damit machen sie eine vernünftige Auseinandersetzung unmöglich.
Wie sehr behindern Schwätzer, Großkotze und Pseudokreative die Arbeit. Ich arbeite am besten, wenn ich entspannt und relaxt bin. Unentspannte Menschen machen mich krank und schlecht.
Ich merkte, dass ich Männer dafür bewundern konnte, wie sie sich in Gruppen zusammenfanden, ihre Freundschaften pflegten und wie unendlich albern sie sein können. Sie reden nie wirklich über Intimitäten, können aber selbst als erwachsene Männer wie kleine Jungs sein. Fantastisch! Das können wir Frauen nicht.
Könnte ich in ihre Stammtischdiskussionen eindringen, könnte es dennoch passieren, dass ich sprachlos zurückbleibe und sie nicht verstehe. Männerfreundschaft ist eine Bastion, eine eigene Welt, für die es sich lohnte, mal eine Reise ins Innere eines Mannes zu unternehmen.
Ich liebe Männer, weil ich einige Merkmale von ihnen in mir habe. Ja, ich liebe Männer so sehr, dass ich davon träume, dass nicht nur ich in sie, sondern dass sie auch in mich blicken können.
Könnten Männer die Welt mit den Augen einer Frau sehen, entdeckten sie zartere und verletzlichere Seiten, als sie glaubten.
Ich liebe Männer - wie sie sind.