Ein paar Differenzierungen
Das frivole Spiel kann auch beim "offiziellen FKK" gespielt werden, inmitten von lauter offiziellen FKKlern, die damit beschäftigt sind, sich großvolumige Wasserbälle zuzuschubsen und sich zu versichern, wie schön es doch ist, bloß natürlich nackt zu sein und sich davon zu erzählen, wie toll und praktisch es war, zuhause nackt den Flur gestrichen zu haben ... sie kriegen nichts mit.
Wer das frivole Spiel spielt behält ohnehin seine Umgebung strengstens im Auge - wie bei jeder Inszenierung, jedem Happening, jeder performance oder wie man das nennen will, achtet man sorgfältig auf die Reaktionen des Publikums. Dann merkt man auch, wenn so Schlauberger dabei sind ("Wir gehen auch ab und zu mal in einen Swingerclub !"), die sich beim "bloß natürlichen" FKK ganz besonders sittenstreng geben - denen geht man dann schlicht aus dem Weg, breitet sein Handtuch woanders aus.
Je intensiver, je erotischer, je sexueller dieses Spiel wird, um so mehr ist es erforderlich, unter Leuten zu sein, die das positiv empfinden. Das es da natürlich eine Grenze gibt dessen, was man buchstäblich am Strand und vor aller Augen veranstalten kann, liegt auf der Hand. Wo diese Grenze liegt, ist nicht allgemein zu bestimmen. Es hängt von der location ab, von den Leuten, die da sind, von der Stimmung, die herrscht - kann man allgemein nicht sagen.
Will man über diese Grenze hinweg, dann muß man sich zurückziehen. "Wo ein Wille ist, ist meist auch ein Gebüsch!" sagt der Volksmund, und tut insofern Wahrheit kund - man sucht Sichtschutz auf.
Das frivole Spiel ist nichts für einfach strukturierte Leute, denen es am liebsten wäre, wenn überall Schilder stünden, auf denen leicht identifizierbare Piktogramme ganz klar machen, was wo erlaubt ist, und was nicht: Rauchen und Nichtrauchen, Fummeln und Fingern, Oralsex, GV, AV, mit oder ohne PT - und am liebsten wäre es denen wahrscheinlich auch noch, wenn man durch entsprechende Handtücher, farbige Armbänder usw. ganz deutlich machen würde, was läuft und was nicht. So läuft es aber nicht.
Das frivole Spiel stellt sehr hohe Ansprüche an die Empathie, an das Sozialverhalten; die Einschätzung seiner Umwelt, die nonverbale Kommunikation mit ihr. Das macht - zumindest für mich - auch den Reiz bei der Sache aus, und ich bekenne, durch eine zeitweise sehr intensive Teilnahme an diesem Spiel wahnsinnig viel gelernt zu haben - weit über die Erotik hinaus. Ich nenne das getrost ein ziemlich wichtiges Bildungserlebnis.
Es geht im Kern darum, mit einer nonverbalen Ganzkörperkommunikation ein Einvernehmen mit seiner Umwelt herzustellen und aufrecht zu erhalten. Dieses Einvernehmen kann sich auf nur eine einzige andere Person beschränken - aber sich unter Umständen auf einen gesamten Strandabschnitt erstrecken - dann nämlich, wenn es gelingt, den erotischen Funken überspringen zu lassen - zu flirten.
Nichts ist falscher, als daß von den "offiziellen" FKKlern stets gerne verbreitete Vorurteil von hemmungslosen Onanisten, Kinderschändern und ähnlichen Storys. Natürlich tauchen immer mal wieder Vollpfosten auf, deren Triebkontrolle so niedrig ist, daß sie in der Tat ein "öffentliches Ärgernis" erregen, wie es die einschlägige Strafvorschrift so treffend bezeichnet. Die treiben kein Spiel mit ihrer Umwelt - sie stören, belästigen, verärgern, nötigen.
Gegen diese Strafvorschrift habe ich übrigens als bekennender "Frivoler" überhaupt nichts einzuwenden: wer wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses bestraft wird, wird vollkommen zurecht bestraft.
Wer "frivoles FKK" betreibt, läd zu einem erotischen Spiel, einem Flirt ein - diese Einladung kann angenommen werden, der Funke kann überspringen. Das muß aber nicht sein - die Einladung kann übersehen, abgelehnt werden. Dann lässt man es eben - geht letztlich woanders hin. In der Szene sind schließlich die locations mit frivoler Atmosphäre bekannt - dort kann man davon ausgehen, mit diesem Spiel willkommen zu sein.