@*******aum
Bestes Beispiel: sehr viele Menschen könen sich nach wie vor nicht vorstellen, dass es gute, glückliche Beziehungen ohne das Gebot der sexuellen Treue gibt. Sexuelle Treue ist immer noch eines der höchsten moralischen Güter überhaupt. Und doch gibt es Menschen, die sich entschieden haben, anders zu leben und ihre Gewichtungen anders zu setzen.
Das steht ihnen ja auch völlig frei, wenn sie diese Entscheidung übereinstimmend gefaßt haben.
Nun hat sich diese Situation ja gerade in den letzten Jahrzehnten drastisch geändert, vor allem was die Sexualität betrifft. Es fand und findet eine umfassende Ent-Tabuisierung statt. Es gibt kaum noch etwas, das man heute nicht öffentlich besprechen könnte, zumindest gibt es für alles und jeden im Internet eine Plattform. Wer neugierig ist, liest sich alles an und meint dann auch sofort, zu allem eine Meinung haben zu können.
Was hingegen immer noch Bestand hat, ist der vielfache Wunsch nach Ehrlichkeit und Respekt auf den das Vertrauen fußt, dies ist nämlich immer noch kein Tabu.
Dazu kann man durchaus eine Meinung haben, man sollte aber bereit sein auch andere Meinungen gleichwertig stehen zu lassen.
Es gibt Menschen, denen macht diese Entwicklung Angst. Sie finden sie interessant - der Mensch an sich ist ja neugierig - aber sie macht ihnen auch Angst, denn das, was sie als Moral in Familie und sozialem Umfeld kennen gelernt haben, das zählt irgendwie gar nicht mehr. Den Eindruck haben sie zumindest. Worüber man im Elternhaus vielleicht noch gar nicht offen sprechen konnte, darüber unterhalten sich heute die Teenies laut kichernd in jeder U-Bahn.
Wieso gehst Du eigentlich davon aus, daß Paare die sich für etwas entschieden haben, nichts anderes kennen oder kennen lernen wollen.
Es werden auch eine Menge Paare dabei sein, die genau das leben, was sie sich gewünscht haben. Doch das kann man nur, wenn man offen und ehrlich über Themen reden kann.
Ich glaube, dass exzessive Moralkeulen-Schwingerei aus Angst und aus Verunsicherung heraus geschieht. Der Mensch an sich wünscht sich eben einen Rahmen für sein Leben und ein paar Orientierungspunkte. Was ist noch ok, was nicht mehr.
Wer dann aber für sich entscheidet, daß er/sie lieber eine Art Doppelleben führen will, wie in dem anderen Thread, der nimmt eben dem Partner/in die Möglichkeit mit zu reden und zu gestalten und entscheidet über den Kopf des Partners/in hinweg.
Aber das hat dann auch nichts mit Angst zu tun, sondern mit Gemeinsamkeit der Entscheidung und ggf. mit der Freiheit, die Entscheidung eben neu zu treffen, wenn etwas nicht mehr übereinstimmt.
Es gibt ein paar Dinge, die sollten immer Bestand haben. Lügerei ist scheiße, jemanden anderen mit Vorsatz körperlich oder gefühlsmäßig zu verletzen ist scheiße, die Befindlichkeiten seiner Mitmenschen zu ignorieren und achselzuckend darüber hinwegzusteigen auf dem Weg zum eignen persönlichen Glück, das ist scheiße.
Rücksicht und Sorgfalt im Umgang mit anderen Menschen ist eine Form von moralischer Forderung, die eigentlich immer aktuell ist. Ich kann mir zumindest keine Situation vorstellen, in der diese Dinge nicht mehr wichtig sind.
Eben.
Schade ist, wenn das nicht einfach so hingenommen wird. Wenn nicht einfach akzeptiert werden kann, dass andere Menschen anders leben wollen oder anders empfinden. Wenn aus einem Gefühl der subtilen Bedrohung heraus dann mit Fingern gezeigt und vorverurteilt wird.
Ich denke, daß es eher aufgrund des Verheimlichen zu Unverständnissen kommt und man dann auf verschiedene Punkte hinweist.
Wenn sich Paare oder sogar mehr als Zwei für eine andere Lebensweise entschieden haben, dann steht es ihnen doch auch frei, wenn damit alle einverstanden sind.
WiB