@Ursula_Maria
ja, die Nächstenliebe ist durchaus eine Möglichkeit, moralisieren zu vermeiden.
Wer Verständnis für Menschen hat, wer sie liebt und achtet wie sie sind, der wird auch wenig Vorurteile haben.
Ich schreibe hier fast immer aus eigenen Erfahrungen. Aus Selbsterlebten.
Um mal ein Beispiel zu geben.
Wir haben uns fast 20 Jahre intensiv mit BDSM beschäftig. Auf vielen öffentlichen Events im In- und Ausland.
Wir haben Praktiken gesehen, die uns niemals zuvor für möglich erschienen wären.
Wir haben Dinge gesehen, die uns völlig fremd waren. Aber wir haben nicht die Praktiken oder die Dinge gewertet.
Wir haben die Menschen kennen gelernt, die hinter diesen Praktiken und Dingen standen. Wir haben gefragt, warum, was gefällt euch dran, wir durften Fragen, haben Antworten bekommen, haben Hilfe und Anleitung bekommen, wir konnten uns orientieren.
Und deshalb, weil wir die Menschen dahinter gesehen haben, Menschen wie du und ich, Menschen mit Freude und Trauer, mit Lust und Frust, mit alltäglichen Sorgen und Nöten, ganz normale Menschen eben, konnten wir ohne zu moralisieren eine neue Welt entdecken, Verständnis für Praktiken und Dinge bekommen, die uns zuvor fremd waren.
Und dieses Erfahren ist nichts als lernen. Lernen, dass es auch anderes gibt, dass dieses andere nichts schlechtes oder böses ist, sondern nur anders, als wir es vorher kannten.
Wenn du erlebst, wie Freundschaften entstehen, gerade im Bereich BDSM, Freundschaften, die offen und ehrlich sind, zuverlässig über Jahre, dann lernst du, Verständnis zu haben, auch für Dinge, die dir vorher niemals möglich schienen, dann erfährst du, dass Andere auch Verständnis für dich haben.
Nun könnte ich meinen "Roman", den ich jetzt wieder geschrieben habe in einen kurzen Satz stecken.
Moralisieren entsteht durch Mangel an Verständnis und mangelnder Bereitschaft, Neues zu lernen.
Aber wie gesagt, ist nur meine bescheidene Meinung.
lg Ralf
Ein Zitat
Dies Leben ist kein Frommsein,
sondern ein Frommwerden,
nicht Gesundheit, sondern ein Gesundwerden,
überhaupt nicht ein Wesen,
sondern ein Werden,
nicht eine Ruhe,
sondern eine Übung.
Wir sind es noch nicht, wir werden es aber.
Es ist noch nicht geschehen und noch nicht getan.
Aber es ist der Weg.
Martin Luther