die feine, mitunter auch
derb hintergründig feine Ironie von Mutabors Beiträgen mußte ich auch erst schätzen lernen.
Manchmal muß ich auch dabei dreimal hingucken, ehe ich verstehe, worum es ihm eigentlich geht.
So, wie ich ihn im Moment verstehe, stimme ich ihm insofern zu, als ich dem zitieren anderer, vor allem sogenannter großer Denker relativ skeptisch gegenüber stehe:
So weiß ich für mich gesprochen nie zu 100 %, ob meine Interpretation des von mir Zitierten der Intention des Urhebers wirklich entspricht.
(Prima Beispiel: Stell dir vor es gibt Krieg und keiner geht hin.
Klassischer Spruch der Friedensbewegung der 80er Jahre. Ist von Brecht, teil eines Textes den ich jetzt auch nicht in voller Länge kenne, nur in so weit daß er noch weiter geht, nämlich:
Stell Dir vor es gibt Krieg und keiner geht hin,
dann kommt der Krieg zu uns ...
und schon verändert sich die Bedeutung ganz entscheidend.
Auch wenn ich vermute, daß Brecht kein Kriegstreiber war, zeigt mir das Beispiel, wie leicht sich Zitiertes mißbrauchen läßt im Sinne des Zitierenden.)
Wenn ich richtig folgen konnte, waren die üblen Texte die Mutabor da provokant zitiert hat, nicht von jemanden, der hinreichend als Nazi bekannt wäre, sondern von Martin Luther. Eben jenem Luther, den Ralf zitiert hat, mit eigentlich recht symphatischen Inhalten.
Ich wußte zuvor jedenfalls auch noch nicht, daß von Luther sooo übles Zeug stammt.
Danke
@****bor: Du zeigst hier auf, wie heikel der allzu sorglose Umgang mit Zitaten ist, kennt doch kaum einer die Menschen, die er oder sie zitiert hinreichend, um sichergehen zu können, daß die Zitate bei anderen nicht völlig konträr interpretiert werden.
Mutabor gibt mit seinem fiesen Luther-Zitat ein Parade-Beispiel ab.
Er zitiert hier m.E. in der Intention, darauf aufmerksam zu machen, wie heikel das Zitieren ist, wenn man den zitierten Autor nicht mindestens besser kennt als sich selbst. Ich habe allerdings den Eindruck, daß auch diese Intention nach hinten los geht, weil sich viel hier (ich auch) an den Inhalten des Zitats stoßen.
Mutabor hält uns hier aufs trefflichste den Spiegel vor, welch unkontrollierbares Instrument das Zitieren ist! Und darum an Mutabor:
Besonders skeptisch werde ich dann Zeitgenossen gegenüber, die mit Zitaten in Massen um sich werfen, wie ich es in meinem ersten thread
Wie geht ihr mit Eurem "Mann sein" um?
vom User Herr_schaft erlebt habe. Auch z.B. @ nacktzeigers Posts hinterlassen aus eben diesem Grund bei mir persönlich immer ein "Geschmäckle", es wird mir schlicht zu viel zitiert.
Meine persönliche Konsequenz daraus ist, daß ich in den allermeisten Fällen auf Zitate verzichte, sondern versuche, möglichst authentisch von mir selbst zu schreiben. Das wiederum macht mir die meisten Posts von z.B. Ralf symphatisch., auch wenn er ausnahmsweise mal Luther zitiert hat, ohne ihn von der Fußsohle bis in die Haarspitzen zu kennen.
lg erwil