Mal ein Beitrag von der anderen Seite: Ich bin genau so eine sub, die immer gehorsam ist, (soweit es möglich ist, versteht sich, was aber auch am Dom liegt, aber das ist ja nicht Thema), ich kann und will nicht provozieren, aufmüpfig sein, Strafen herausfordern, das liegt nicht in meiner Natur, damit fühle ich mich nicht wohl. Für die meisten Doms ist dies gerade wichtig, weil es Anlass zu Sessions gibt, einen Grund liefert, sub Strafen aufzuerlegen oder sonstigen erzieherischen Maßnahmen Raum gibt.
Für mich gibt es aber einen grundlegenden Unterschied zwischen Session/Spiel und Strafe. Bei vielen ist dies dasselbe: sub hat etwas falsch gemacht, war frech o.ä. und wird dafür bestraft. So entsteht eine Session.
Bei uns gibt es dann Sessions, wenn mein Herr das möchte oder vielleicht auch, wenn er merkt, dass ich es brauche, aber eine Session ist keine Strafe, denn es macht mir ja Spaß. Eine Strafe hingegen macht absolut keinen Spaß, es ist echte Strafe, ich möchte sie nicht erleben und finde auch in restrospekt keine Lust daran, lediglich der Effekt der Maßnahme ist positiv, nämlich, dass ich wieder weiß, wo mein Platz ist.
Soviel zu diesem Unterschied.
Session sind schön, wir haben beide Lust daran, warum sollte man auf ein Vergehen warten, bis man sie erleben kann? Wenn man BDSM als Rollenspiel versteht, dann kann ich gut nachvollziehen, dass es einem Anlass braucht, der das ganze anstößt, die Würfel ins Rollen bringt, sozusagen. Dann eignet sich eine aufmüpfige sub gut und mit einer, die immer brav ist, könnte man nichts anfangen. Allerdings sehe ich auch das Risiko, dass ein Vergehen zu weit geht, es Dom vielleicht wirklich ärgert, so dass es dann vielleicht nicht zu einer spielerischen korrektiven Maßnahme, sondern eher zu einem handfesten Streit kommt. Dies nur am Rande.
Ich möchte meinem Herrn gehorchen und zwar immer, ohne Ausnahme. Ich habe nicht das Bedürfnis, mich in irgendeiner Form gegen ihn aufzulehnen. Zum Thema Herausforderung: Ich bin als sub nicht "fertig", weil ich nicht provoziere. Es gibt viele Dinge, die ich (noch) nicht kann, an denen ich arbeite oder zu denen ich noch keinen Zugang gefunden habe. Hierbei hilft mir mein Herr, führt mich in die richtige Richtung, leitet mich, oft ohne dass ich merke, in welche Richtung es geht. Wir entwickeln uns immer weiter, stoßen auf neue Grenzen, finden Wege, alte zu überschreiten, es ist also keineswegs langweilig oder eintönig, weil wir einen anderen Sessioneinstieg haben als viele andere. Es ist für uns einfach unheimlich harmonisch, so leben zu können.
Um nochmal deutlich zu machen, was die meisten hieran missverstehen: Ich habe durchaus einen eigenen Willen, ich kann mich durchsetzen und eigenen Entscheidungen treffen. Aber bei meinem Herrn möchte ich mich fallen lassen können, die Verantwortung abgeben. Das kann ich nicht, wenn ich seine Entscheidungen hinterfrage, das kann ich nur, wenn ich 100% vertraue und ihm blind folge.
Hierzu vielleicht noch ein Beispiel. (Jetzt hab ich schon so viel getippselt, jetzt macht ein weiterer Absatz auch nix mehr.
) Viele Doms testen ihre subs ab und zu. Hier sehe ich auch diesen großen Unterschied: Viele Doms testen, ob sub noch mitdenkt. Sie stellen also eine Aufgabe, die in irgendeiner Form nicht durchführbar ist, über subs Grenzen oder über das Gesetz geht, in der Öffentlichkeit zu freizügig oder sonstwie schlecht ist und erwarten, dass sub soweit mitdenkt, dass sie sagt: "Nein, das mache ich nicht." Mein Herr hingegen testet, ob ich noch 100% gehorsam bin. D.h. er stellt eine ähnliche Aufgabe, wie oben beschrieben und erwartet, dass ich sie erfüllen will. Sobald er sich sicher ist, dass ich es tue, bricht er die Aktion ab, bevor es zur eigentlich Durchführung gekommen ist. Ich denke, das unterstreicht ganz gut den Unterschied zwischen der Interaktion zwischen Dom und "renitenter" sub und Dom und "gehorsamer" sub. (Ich hab das mal in Anführungszeichen gesetzt um keine semantische Diskussion auszulösen.)
So, das wars nun aber.
LG,
Ninchen