Der Begriff "Zuviel" ist hier leider sehr dehnbar. Eigentlich geht es um keine Menge, sondern um die Regelmäßigkeit. Wenn man - mal als krasses Beispiel - täglich zwei Flaschen Whisky reinhaut und von jetzt auf gleich damit aufhören kann,
ohne dass der betreffenden Person etwas fehlt, also ohne dass die allgemein bekannten körperlichen Symptome auftreten und wenn dazu auch noch das seelische Suchtverlangen ausbleibt, dann hat derjenige kein Problem. Das heißt, er hat es noch nicht. Gefährdet ist der arme Kerl natürlich, aber er ist noch nicht abhängig.
Wenn nun aber ein anderer jeden Abend sein Gras Rotwein vorm Schlafengehen trinkt, so wie viele ahnungslose Hausärzte es empfehlen - ich könnte jedes Mal aus der Haut fahren, wenn ich das höre - und eines Abends ist aus irgendeinem Grund kein Wein mehr da, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass unser Weinfreund nicht einschlafen kann, sich hin und her wälzt und auch noch Schweißausbrüche bekommt. Der Verlust eines Glases kann, wenn es gewohnheitsmäßig getrunken wird, bereits Entzugserscheinungen verursachen.
So sieht's aus. Es ist keine Sache der Menge, vielmehr kann der Alkoholiker seinen Konsum nicht kontrollieren, also er kann nicht frei entscheiden, ob er trinken will oder nicht, sondern der Stoff hat das Kommando übernommen.
Der Gegentest ist einfach: Acht Wochen lang abstinent leben und danach überprüfen, ob im Leben was gefehlt hat. Wenn man die noch verbleibenden Zage zählt und im Kalender abstreicht oder irgendwelche Systeme erfindet, um sich selbst zu betrügen, dann ist Alarm angesagt.
Steht ihr auf den wohligen Grusel?
Versucht mal acht Wochen lang auf Kaffee zu verzichten. Die Suchtmechanik ist genau dieselbe.