Unsere Erfahrungen
Hallo zusammen,
zunächst mal möchte ich sagen, daß es das gute Recht jeder Frau ist, sich für einen Kaiserschnitt zu entscheiden. Eine natürliche Geburt ist wohl eins der intensivsten Erlebnisse, die eine Frau in ihrem Leben haben kann - sowohl positiv als auch negativ. Und Menschen neigen dazu, vor intensiven Lebenssituationen Angst zu haben.
Nun zu unseren Erfahrungen:
Erstes Kind: Krankenhausgeburt mit geplantem Kaiserschnitt aus medizinischen Gründen (Kind lag falsch rum). Sie wurde nicht komplett betäubt, sondern mit PDA ab dem Bauch nach unten. Meine Frau wollte eigentlich unbedingt auf natürlichem Wege gebären was aber leider einfach nicht ging. Und für sie war es ein absolutes Horrorerlebnis. Sie kam sich wohl eher wie ein Stück Fleisch vor, an dem herumgeschnitten wurde. Nachdem der Kleine draussen war, wurde er kurz hinter den Vorhang gehalten, der auf Höhe ihrer Brust gespannt war. Danach wurde sie in den Aufwachraum geschoben und ich bin mit der Hebamme und dem Kleinen abgezogen zum Wiegen, Messen, Anziehen etc. Für mich war es, nachdem die Formalitäten zuende waren, mit die schönste Stunde meines Lebens, da ich alleine mit meinem ersten Kind in einem Zimmer war, es auf dem Arm hielt und es auf dieser Welt begrüsst habe. Diese intensive Anfangszeit fehlt meiner Frau heute noch. Auch die folgenden Tage im Krankenhaus empfand sie aus fürchterlich. Sie war froh, als sie wieder nach Hause durfte. Zudem war sie am Anfang durch den Schnitt wirklich schwer angeschlagen.
Zweites Kind: Geburt war im Geburtshaus geplant. Morgens setzten die Wehen ein, die Hebamme kam und meinte, daß wir uns so gegen Abend auf die Fahrt ins Geburtshaus einstellen könnte. Na ja, der Kleine hatte es dann aber doch eiliger sodaß die Hebamme von mir mittags angerufen wurde und auch sofort kam. Nach kurzem Check sagte sie, daß wir uns jetzt aber beeilen müßten, um noch ins Geburtshaus zu kommen. Meine Frau meinte nur: So wie ich mich fühle kriegt ihr mich in kein Auto. Und so wurde eine ungeplante Hausgeburt daraus. Die richtig heftigen Wehen dauerten ca. 1 Stunde. Und es war für uns beide ein tolles Erlebnis. Nachdem der Kleine draussen war kuschelten wir sicher eine Stunde mit ihm, nackte Haut an nackter Haut auf unserem großen Bett. Danach holte ich unseren Großen ab, den wir bei Freunden untergebracht hatten. Danach habe ich ein großes Abendessen zubereitet, daß wir alle vier zusammen in unserem Bett eingenommen haben. Auch die darauffolgende Woche, in der ich Urlaub hatte, war einfach nur klasse.
Drittes Kind: geplante Geburtshausgeburt, die auch wirklich eine wurde. Das Geburtshaus und die Hebamme kannten wir ja schon vom zweiten Kind und deswegen fühlten wir uns auch dort und mit ihr absolut wohl. Als wir so gegen 1:00 nachts ankamen war das Geburtszimmer toll vorbereitet, Kerzen brannten, teils mit Duftöl, leise Musik lief. Wir wurden verwöhnt wie im First-Class-Hotel und gerade meiner Frau wurde jeder Wunsch von den Augen abgelesen. So kam es dann auch dazu, daß es eine Wassergeburt wurde, die sich meine Frau sehr gewünscht hatte. Auch hier dauerte es wieder so ca. 1,5 Stunden mit den richtig heftigen Wehen. Danach bekamen wir noch ein leckeres Frühstück ans Bett und konnten uns alle Zeit der Welt lassen. Zum Sonnenaufgang sind wir dann wieder nach Hause gefahren und wurden schon von unseren beiden Großen begrüßt (Schwiegermutter hatte auf sie aufgepasst), die ihre Schwester willkommen hießen. Dann haben wir uns ganz normal an den Frühstückstisch gesetzt wie jeden Tag - nur daß da auf einmal ein kleiner Mensch mehr war.
Rückblickend (auch aus meiner Sicht als Vater) kann ich sagen, daß es zumindest für uns so war, daß man das volle Erlebnis nur hat, wenn es auf dem natürlichen Weg geht. Die erste Geburt mit Kaiserschnitt war doch sehr medizinisch und mechanisch. Und zuhause oder in der schönen Atmosphäre des Geburtshauses ist es doch ganz was anderes als im krankenhaus. Für mich persönlich wurde dies nur ausgeglichen durch die oben erwähnte erste Stunde mit meinem Sohn.
gershi
edit: Habe grade weiter oben in einem Beitrag was vom Stolz gelesen, den eine Frau empfindet, wenn sie es geschafft hat. So empfand es meine Frau auch. Und für mich als Mann war sie danach eine andere, weil ich gesehen habe, was sie kann. Auch ich empfand vollen Stolz für Sie und es hat meine Liebe zu ihr ganz klar gesteigert.