Ich finde es eine sehr interessante Diskussion - schön, dass so viele konstruktive Beiträge kommen und so wenige "allgemeine Wahrheiten".
Ihr könnt mir gerne wiedersprechen aber ein dominanter Mann sollte eben männlich sein! Männlich gebaut, festen Händedruck, gepflegt (jedoch ohne jede Woche zur Maniküre zu laufen ), sollte mit beiden beinen fest im Leben stehen, wissen wer er ist und was er will, einen gewissen Charme und Sensibilität besitzen usw das ist wahrscheinlich hier schon endlos aufgelistet....
Wenn man jetzt mal das "männlich gebaut" weglässt - gelten diese erstrebenswerten Eigenschaften denn nur für Männer? Ich halte sie allgemein für schöne menschliche Charaktereigenschaften.
Wenn eine Frau einen festen Händedruck hat, gepflegt ist (ohne jede Woche zur Maniküre zu laufen), mit beiden Beinen fest im Leben steht, weiß wer sie ist und was sie im Leben erreichen will, wenn sie Charme und Sensibilität besitzt - ist sie dann unweiblich?
Ich als Frau hoffe, dass ich diese Eigenschaften auch besitze! Nur, dass ich halt "weiblich gebaut" bin und nicht "männlich gebaut".
Dann zur Dominanz selbst kann ich nur aus meiner persönlichen Erfahrung sagen. (und ich bin doch noch bissl jünger von daher ist sie nicht so groß wie bei vielen anderen) das vielen Männern die innere Stärke fehlt die frau braucht um sich auch (im Bezug auf Sexualität) von ihm führen lassen zu können.
Ich kenne allgemein viele Menschen, denen die innere Stärke fehlt, die Zielstrebigkeit und Entschlossenheit, das Selbstbewusstsein, aber auch die Sensibilität, Empathie und der Charme, die ganzen Dinge, die man eigentlich haben sollte, um seinen eigenen Weg finden und als Mitglied der menschlichen Gesellschaft gehen zu können. Auch hier würde ich erst mal gar nicht nach Männlein und Weiblein differenzieren.
Und natürlich haben die meisten Männer überhaupt nicht das Bedürfnis danach, Maledom zu sein. Es ist eine Minderheit in der Gesellschaft, ganz klar.
Und hier keimt auch meine Frage im Zusammenhang mit der modernen Gesellschaft auf! Liegt es an der modernen Gesellschaft das Männer verweichlichen bzw ihre dominante Rolle finden? (hier will ich nochmal ganz deutlich sagen das das eben für mich so ist das der Mann die dominante Rolle inne hat das ist nicht allgemeingültig für jeden Menschen auf der Welt so)
Bei solchen Aussagen wie "in heutigen Zeiten" würde ich immer gut aufpassen, dass man nicht nur die Fünfziger Jahre im Westen als "früher" betrachtet. Ganz früher, im Mittelalter, war es männlich, sich im Krieg totschlagen zu lassen und genug Geld ranzuschaffen, um Frau, Kinder und Haushalt ernähren und kleiden zu können. Punkt. Sonstige Eigenschaften brauchte ein Mann nicht - aber auch damals gab es Intellektuelle, Schöngeister, Dichter, Maler und empfindsame Minnesänger.
In der Zeit des Absolutismus war das Ideal des Mannes, der bei den Damen gut ankommen wollte, auch recht anders als heute. Kulturell interessiert, reich natürlich (das hat sich wohl nie geändert ;)), modebewusst (können wir uns heute kaum vorstellen, was die alles trugen... Rote, hohe Absätze, bunteste Stoffe, glänzend, alles voller Glitzerschmuck, Ohrringe...) und voll von den zartesten Gefühlen, die er der Dame seines Herzens in selbstgeschriebenen Gedichten und Briefen erklärte - Madame de Sevigné schreibt in ihren Briefen davon, Ninon de L'Enclos gibt ihrem jungen Liebhaber ganz konkrete Hilfestellungen, wie er auf diese Weise das Herz der Damen gewinnen kann...
Die Unterschiede durch den Stand, in den man hineingeboren wurde, unterschieden die Menschen weit mehr als die Geschlechterrollen.
In der folgenden Klassik gingen Männer- und Frauenrollen sehr stark auseinander. Während in den Liebesromanen des Barock Frauen stark, selbstbewusst waren und z.B. relativ unbeteiligt in der Lage waren, einen Feind zu erdolchen oder hart zu verhandeln oder was-weiß-ich wurde in der Epoche danach in der Liebesliteratur aus der Frau auf einmal ein zerbrechliches, empfindsames Wesen ohne eigenen Verstand, das sich ganz seinen Gefühlen hingab und geduldig und engelsgleich schön wie eine Heilige war.
In der Zeit, die sich mit der Industrialisierung überlappte, entwickelten sich Männerrollen und Frauenrollen sehr stark voneinander weg, was man auch in der Kleidung sah: Männerkleidung sollte jetzt schlicht, souverän und zurückhaltend wirken, während die Frauen den Prunk der früheren Zeit beibehielten. Die Männer mussten jetzt zum Arbeiten, wegen der Industrialisierung u.ä., häufiger das Haus und ihre Familien verlassen. In den Zeitaltern davor war das anders, da war der Webstuhl eines Webers im Haus und die ganze Familie lebte zusammen.
Vielleicht mussten die Männer damals einfach einen großen Teil ihrer Sensibilität unterdrücken, damit sie es überhaupt ertrugen, jeden Tag für 16 Stunden von ihrer Familie wegzugehen und Frau und Kinder alleine zu lassen? Und vielleicht haben sie aus der Not eine Tugend gemacht und das als "männlich" hochstilisiert? Wer weiß das schon so genau...
Jedenfalls mussten in dieser Zeit die Frauen all die Emotionalität und Sensibilität übernehmen, die den Männern abging. Vielleicht konnten die Männer die unnatürlichen Lebensbedingungen des industriellen Zeitalters nur ertragen, wenn sie sich selbst einredeten, dass diese Form des Lebens die besser, erhabenere, reifere und männlichere sei? Dass es von Souveränität und Reife zeugte, die Kinder und die Partnerin alleine zu Hause zu lassen.
Aber vielleicht sehnten sich die Männer trotz allem auch noch nach ganz normal menschlich Emotionen und ganz normal menschlichem Sozialleben - und das mussten dann alles die Frauen übernehmen, das war es dann, was man weiblich nannte.
Historisch betrachtet ist längst nicht so eindeutig, was nun eigentlich männliche und weibliche Charaktereigenschaften sind - wenn man eben nicht nur ins neunzehnte und zwanzigste Jahrhundert schaut. Das hier ist nur ein kleiner Abriss - natürlich gibt es noch andere Epochen, wie z.B. die Romantik, in der "empfindsame" Männer ebenfalls deutlich mehr Sexappeal besaßen als gefühllose Klotze. Aber eben auch immer wieder Epochen, in denen der starke, erfolgreiche Mann, der Krieger und Geldverdiener, als männlich galt.
Manchmal frage ich mich so ein klein bisschen, ob das von den Frauen nicht auch ganz geschickt war. Es ist eigentlich ganz schön, wenn jemand anders das Geld verdient und man zu Hause bleiben kann, sich um die Kinder kümmert (natürlich sind eigene Kinder was tolles), ihre Vertraute und Ansprechpartnerin ist, keinen Ärger mit dem Chef hat (Gardinen kann man auch nächste Woche waschen). Es ermöglich einem deutlich mehr Sozialleben und Selbstverwirklichung. Und so lange die Männer glauben, dass es "männlich" ist, einer Frau das alles zu ermöglichen - so lange ist eine Frau, anders als Männer, nie bis in die letzte Konsequenz dazu gezwungen, sich im Beruf durchzukämpfen, Rückschläge einzustecken und nach oben zu streben. Es ist ja "unweiblich". Das können ruhig die Männer machen - weiblicher ist es, das Geld für Vorhänge und Reizwäsche auszugeben...
Haben Männer auf Grund der Emanzipation aufgehört ihre Dominanz auszuleben?
oder liegt es an der feminienen Seite die angeblich jeder Mann besitzt?
Wie gesagt, ich zögere immer sehr, Dinge wie Dominanz, Zielstrebigkeit und Erfolgsstreben oder auch Emotionalität, Sensibilität und Empathie als "männlich" oder "weiblich" zu betrachten. Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit zu allem davon.
Die Frauen haben von der Emanzipation stärker profitiert als die Männer. Anders als im Biedermeier oder in den Fünfzigerjahren sind sie nicht auf soziale Intelligenz, Sensibilität und Haushalt reduziert, sondern dürfen auch dominant, zielstrebig und erfolgsorientiert sein - wenn sie es möchten. Und dank des neuen Trendes können sie auch entscheiden, dass sie doch lieber zu Hause bleiben und sich von einem Mann finanzieren lassen wollen.
Die Männer haben durch die Emanzipation etwas verloren, aber oft noch nichts neues gefunden. Früher mussten sie erfolgsorientiert sein - das war männlich. Die Frauen haben sich dafür um den ganzen sozialen Kram gekümmert, Freunde, Wärme - alles Dinge, die Männer auch brauchen.
Ich kenne so viele Männer, die nach einer Trennung total vereinsamen. Sie haben sich immer darauf verlassen, dass ihre Freundin/Frau ihnen Wärme gibt und Treffen mit Freunden organisiert. Sie haben nie gelernt, dass man auch mal alleine auf Leute zugehen und sich um Freunde kümmern muss, sie haben nie gelernt, bei Freunden auch mal Schwäche zu zeigen - nur bei der Partnerin. Und wenn die Partnerin weg ist, bricht eine ganze Welt zusammen.
Meiner Meinung nach sind jetzt die Männer dran damit, auch wieder vollständige Menschen zu werden. Stark, erfolgsorientiert, zielstrebig - wenn sie es sein wollen. Aber eben auch sozial intelligent, emotional und auch mal verletzlich - weil jeder Mensch eben irgendwo so ist.
Durch diese Trennung von "Heim" und "Arbeitswelt", "emotional" versus "rational", "weiblich" und "männlich" hat man im Grunde die gesamte Menschheit um einen Teil der Persönlichkeit halbiert. Die Frauen haben jetzt die "Außenwelt" erobert, und ich denke, die dürfen sie ruhig auch mitbehalten". Aber die Männer haben es irgendwie noch nicht geschafft, sich eine Innenwelt zu erobern, die man eben auch braucht, um wirklich stark zu sein. Sie irren umher - die alten Männerbilder taugen unwiderbringlich nicht mehr, denn Frauen sind heutzutage manchmal einfach auch stark und zielstrebig, das ist nichts mehr, was einen Mann "exklusiv" macht. Das, was er sucht, muss er jetzt in sich selbst finden. Er sucht es aber weiterhin in einer Frau.
Und das ist, fernab jeder Dominanz, erst mal unsexy. Die Frau ist, wenn sie in meiner Generation aufgewachsen ist, ein vollständiges Wesen mit Emotionen Und Ratio, Zielstrebigkeit UND Sensibilität. Sie sucht einen vollständigen Gegenpart. Das ist kein harter Mann, sondern einer, der in sich ruht. Einer, der ebenfalls Emotionen UND Ration kennt, Zielstrebigkeit UND Sensibilität. Vielleicht ist es bei ihm anders verteilt als bei der Frau. Das ist sein gutes Recht - er soll seinen eigenen männlichen Weg gehen.
Aber der heißt wohl kaum "Frauen, seid wieder so wie früher, damit ich einfach so wieder Mann sein kann"! Auch Frauen müssen einen schweren Weg gehen, um wirklich in ihrer Mitte ruhen zu können und beides leben zu können. Männer, macht euch die Mühe und findet auch eure Mitte - wir warten auf euch! Setzt euch mit euch selbst auseinander und vertraut mehr auf das, was ihr tief in euren Bäuchen als richtig empfindet!
Damit könnt ihr eigentlich nur gewinnen. Ich meine, ich liebe die meisten Männer eh schon, weil sie einfach so sexy aussehen, aber wenn jemand dann auch noch in sich selbst ruht...
rrrrrrr ^^
Oder hat sich am Ende vielleicht gar nichts verändert und die Situation ist wie sie schon immer wahr und es liegt vielleicht an meiner subjektiven Wahrnehmung?
Es hat sich viel geändert - aber meiner Ansicht nach eigentlich zum Guten. Früher waren Männer und Frauen "unvollständig", so dass es für einen Mann leicht war, überlegen und souverän zu wirken. Wenn die Frau die ganze Zeit nur dümmlich lacht und behauptet, von Politik nichts zu verstehen, weil das eine Herrendomäne sei - dann ist ein Mann natürlich stärker, überlegener und was-weiß-ich.
Aber das ist gelogen.
Und so was erhöht viellleicht manchmal die Anziehungskraft - aber aus einer solche Lüge kann meiner Meinung nach keine echte Liebe entstehen.
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Was natürlich den Aspekt der sexuellen Dominanz betrifft - da hat es immer einige wenige gegeben, die da halt wirklich "extrem" drauf waren, und andere, die es nicht waren. Ich glaube, da hat sich nichts geändert.
Wenn man historische Romane liest, dann waren die Männer früher natürlich immer alle auf die total richtige Weise dominant ^^. Hach, wie gerne habe ich früher Angélique gelesen und von einem Mann wie Joffrey de Peyrac geträumt - bis mir beim fünften Lesen dann aufging, dass dieser Mann damals genauso eine Ausnahmeerscheinung gewesen wäre wie er es heute wäre, einer unter einer ganzen Nation oder so was.
Und um so einen Mann zu kriegen, müsste man selbst ja auch eine Angélique sein...
Ich finde das Thema jedenfalls interessant und bin auf weitere Meinungen gespannt.
Ich auch!