zum thema: männer können immer und 'alles', im club... (?)
bitte nicht (allzu) ernst nehmen.
(...) Ein anderes Traumpaar war auch nicht ohne. Ich hoffe, man unterstellt mir nicht, dass ich was gegen dicke oder fette Menschen habe. O.k., die waren grauslich fett.
Unterm Strich ist mir’s egal, ob jemand dick oder dünn ist. Mensch ist Mensch. Wenn schon, dann interessiert mich die Kreatur.
Die beiden hingen unglaublich oft im Club herum. Wenn sie Stuss am Tresen quatschten, dann war’s immer eine Dosis mehr als nötig gewesen wäre, um mitschnattern zu können. Sie taten nicht nur liebevoll miteinander, dass einem schlecht werden konnte, sondern machten auch da prinzipiell einen auf besonders liebevoll. Dabei sprach jeder Blick, jede Geste, jedes Wort von ihnen Bände. Die zwei waren sich egal. Das war ihr Geheimnis. Da war der eine des anderen Zivi. Der eine konnte nicht mehr ohne den anderen. Einer war immer schuldiger als der andere, am eigenen ereignislosen Leben. Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit. Wenn man hinter ihrem Rücken tuschelte, dann immer über beide. Die waren nicht nur fett, sondern obendrein abgrundtief dumm und dumpf. Hätten die ab und an mal das Maul gehalten, bei Dingen von denen sie nun wahrlich nicht den blassesten Schimmer hatten, wär’s vielleicht gar nicht so aufgefallen. Aber nein, zu allem hatten sie reichlich zu erzählen. Und nichts zu sagen. Was die sich für eine Mühe gaben, dazu zu gehören, das tat schon weh. Man hatte beinahe Mitleid mit ihnen. Von den anderen Stammpaaren wurden sie gemieden wie die Pest. Entweder fehlte ihnen eine Antenne, um zu bemerken das sie von den anderen geschnitten wurden, oder... Es muss der Lotuseffekt gewesen sein, den sie für sich entdeckt hatten. Alle Häme schien an ihnen abzuperlen. Dennoch, im Vergleich zu anderen Swingerpärchen waren sie unzertrennlich. Obwohl... zu sagen hatte das auch nichts.
Ihr Lieblingsplatz - oben, war die große Spielwiese. Nicht irgendwo am Rand, sie beanspruchten genau die Mitte. Bevor sie sich dort wie dicke Käfer niederließen, rafften sie sämtliche Kissen zusammen die greifbar waren, stopften sich die Dinger unter die Köpfe und machten einen auf Wohnzimmer, den Fernseher mit dem laufenden Porno im Blick. Alle anderen waren gezwungen sich an den Rand zu quetschen, oder sich in einem anderen Raum ein Plätzchen zu suchen. Die Okkupation der Mitte hatte System. Die Mitte war ihr Angelplatz. Seine ‚Maus’ war der Köder. Weises schwabbeliges Fleisch in Hülle und Fülle. Wer die beiden das erste Mal zu Gesicht bekam, der musste auf den ersten Blick denken, das irgendwer - und warum auch immer, die Haut des Angelköders mit einem blauen Stift vollgekritzelt haben musste. Auf den zweiten Blick, etwas genauer und näher dran... Das Bläuliche waren die Adern, die durch ihre weise Porzellanhaut schimmerten. Madam gab wirklich eine perfekte Wasserleiche ab. Hab zwar noch nie eine in echt gesehen, aber im Fernsehen und im Kino sehen die immer so aus, die Wasserleichen.
Um dieses Paar machte ich einen großen Bogen. Immer gelang mir das nicht. Ständig wollte er mir einen vom Pferd erzählen und wie gut ich ficken würde. Seine ‚Maus’ wäre vom ersten Augenblick an, als sie mich das erste Mal sah, ganz verrückt nach mir. Tja... Verrückt. Diese Information reichte, um mich in deren Umgebung mehr als unwohl zu fühlen. Und seine Vorträge, über das Leben an sich... über Politik, Krimis, Literatur im allgemeinen, seine Aquarien, den vier Katzen, dem blinden Hund, der an irgendwelchen Tumoren litt und der einen Haufen Geld kostete, wegen dem Tierarzt... dem Untergang des Abendlandes, Schrebergärten, Gartenarchitektur... Gartenarchitektur. Der war Polizist im Innendienst. Die konnten für ihn angeblich in ganz Deutschland keine Schussweste auftreiben, die ihm einigermaßen gepasst hätte. Das war das Einzige, das mir an ihm glaubhaft schien. So sehr ich mich bemühte ihm gedanklich zu folgen, ich konnte in seinen Absonderungen keinen Sinn erkennen, außer sich bei mir einzuschleimen, damit ich endlich seine Alte bestieg. Warum ausgerechnet ich? Kann auch sein das der sich nur profilieren wollte, weil ich mal kurz erwähnte, das ich was studiert hatte. Aber warum ausgerechnet auf meine Kosten? Wenn ich ihm erzählt hätte, das ich was mit Theologie...
In irgendeiner Sekte wäre der eindeutig besser aufgehoben gewesen. Oder eine Selbsthilfegruppe. Vielleicht eine mit Leidensgenossen, die auch in keine Schussweste passten. Oder irgendwas katholisches. Die Zeugen Jehovas vielleicht. Die armen Leute. Die hätten ihm aber zugehört. Garantiert. Die sind geradezu verpflichtet, zuzuhören. Das liegt in deren Natur, das Leiden. Zumindest so lange, bis die auch nicht mehr anders können und zum Gegenschlag ausholen. Der Typ ging mir einfach nur auf den Sack, mit seinen Antworten auf Fragen, die ich niemals gestellt hatte. Ich hatte den nie irgendwas gefragt. Der machte mich aggressiv. So deutlich konnte ich ihm das aber nicht verklickern, wollen schon. Er und seine Ische waren Stammgäste. Nicht irgendwelche. Die gehörten zu den VIPs. Mausis weises fette Fleisch wurde von Ina und Heinz dringend auf der Matte gebraucht, um die schwachen und gebrechlichen Hunde bei Laune zu halten, die ihren Eintritt abgedrückt hatten. Die, die keine Kraft hatten, sich um die besseren Fleischstücke zu raufen, falls anwesend. Wer sich an der Wasserleiche verging... im Prinzip ein Offenbarungseid. Man mag es nicht glauben, da bissen immer wieder welche an. Mit meinen Wahrheiten über dieses Traumpaar hielt ich mich lieber bedeckt. Für den Laden war das Porzellanpüppchen allemal wertvoller als irgendein Gärtner, der keinen Eintritt zahlte.
Dann passierte es doch. Ich gab Rosas Bitte nach, es doch wenigstens einmal zu versuchen, bzw. so zu tun als ob, damit sie vor denen endlich ihre Ruhe bekäme. Rosa war nicht nur eine der Melkerinnen, sondern auch der inoffizielle und bevorzugte Kummerkasten, für alle im Club. Unterm Strich war Rosas Stellenprofil das einer Nutte, nur anstrengender und weitaus schlechter entlohnt. Die keltisch blasse Wasserleiche lag ihr nämlich ständig in den Ohren, Rosa solle mich doch unbedingt fragen, ob ich’s nicht auch mal mit ihr tun würde. Zu allem Unglück hieß die auch Rosa. Rosa II fände mich ja so toll. Geh bloß fort. Immer wieder hatte ich mehr als dankend abgelehnt und keinen Gedanken daran verschwendet, wie es wäre wenn. Für mich gab’s kein Wenn. Was soll’s... Rosa hatte mir im Laufe der Zeit auch so manchen Gefallen getan, indem sie im Club meine Braut spielte und mir half, Paare zu knacken. Sie hielt mir den Rücken frei, indem sie den männlichen Part in Schach hielt, damit ich mich mehr oder weniger ungestört, um die werte Gemahlin kümmern konnte. Meistens waren das Frauen mit gigantischen Titten oder sehr mädchenhaft wirkende Frauen, die recht androgyn rüber kamen. Insgesamt waren es Frauen, die den Altersdurchschnitt aller anderen deutlich unterschritten. Auf Rosa konnte ich jederzeit zählen.
Irgendwie musste ich es mit dem Püppchen hinter mich bringen. Ich war Rosa was schuldig. Sie sollte von denen endlich in Ruhe gelassen werden und mit diesem Scheiß nicht mehr behelligt werden. Also hab ich’s versucht. Ich schwöre. Versucht. Hab ihn da zwischen ihre Haare da unten gesteckt. Vor diesem Fettberg kniend, ihre Käferbeine nach oben drückend, hab ich mich ein paar Mal vor und zurück bewegt. Kaum das ich mir den Gummi drüber gezogen hatte, erbrach er sich mit einem nicht enden wollendem Redeschwall in ihre und meine Ohren, um sich dabei hektisch sein Ding zu malträtieren.
„Siehst du Maus, jetzt wirst du endlich mal so richtig gefickt. Das gefällt dir, was?! Das macht dich geil, jaaaaaa... Macht dich das geil?! Das macht dich doch geil, oder?“
„...“
„Das wolltest du doch immer... Jaaaaaaaaaaa, das gefällt dir. Sieht geil aus. Ich bin auch schon so richtig geil. Gleich werde ich dir auf deine großen fetten Titten spritzen, Schatz. Aber lass mich bloß erst hier weg... Das willst du doch, das ich dir auf die Titten spritze?! Sag es!“
„Was?“
„Du sollst es sagen.“
„Was... soll ich?“
„Mensch! Du kannst einen manchmal...“
„Was? Du siehst doch...“
„Jaaaaaaaaaaaaaaaa. Du Flittchen! Sieht geil aus, wie er dich fickt.“
Seine Ansicht konnte ich leider nicht teilen. Der Gefickte war sicherlich nicht seine Alte. Ich hatte den noch nicht mal da unten drin, da war der Sack mindestens auf hundertachtzig, aber nur was seinen Vortrag anging. Steif wurde ihm dabei Nichts. Dafür drohte meiner wieder in sich zusammen zu fallen, bei diesem Gesülze. Da half auch kein ‚Augen zu und durch!’. Es wollte mir einfach nicht gelingen, mir mit geschlossenen Augen was schönes vorzustellen. Sein Gequatsche erstickte jeden positiven Gedanken bereits im Keim. Die Augen zusammengekniffen, seinen Bullshit in den Ohren, ihre Sauerkrautstampfer in den Händen, hatte ich sowieso schon allergrößte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Und prompt... kippte ich vornüber, das Gesicht zwischen ihren Titten, die fürchterlich nach abgestandenem kaltem Schweiß stanken. In Bruchteilen von Sekunden suchte ich nach Vergleichbarem, nach irgendetwas, das sich so oder ähnlich schon mal anfühlte, in meinem Leben. Nichts. Da war nichts in meiner Erinnerung, das dem irgendwie gleich kam. Totes Fleisch. Es musste was totes sein. Könnte sich Walfett so anfühlen? Vielleicht ein Berg von frisch übereinander gehäuften Tierhäuten, beim Abdecker? Für etwa zehn Stöße fickte ich totes Fleisch.
„Sorry. Ich kann nicht.“
Mehr sagte ich dazu nicht. Ich zog ihn da wieder raus, fummelte mir das Kondom vom Schlaffi und verbrachte die nächste halbe Stunde - hockend, unter dem heißen Duschstrahl.
Rosa erfuhr als Erste von meiner Mutprobe. Für sie war ich ein Held. Jedenfalls war’s keine sinnlose Tat. Das half mir, mich nicht ganz so scheiße zu fühlen. Immerhin. In Rosas Augen muss ich wohl so ein verdammter Kapitän Ahab gewesen sein, der sich mit dem großen weisen Walfisch angelegt hatte. Nach diesem Vorfall war ich noch ungefähr drei oder vier Mal im Club. Könnte jetzt nicht stock und steif behaupten, dass ich nie wieder einen Swingerclub aufsuchen werde. Fürs Erste bin ich damit durch. Satt. Ich denke, dass ich die wichtigsten Lektionen gelernt habe, um in Zukunft besser auf mich Acht geben zu können. Weitere Abenteuer? Klar! Nur zu! Immer her damit! Nur bloß nicht mehr auf dem Friedhof der Kuscheltiere. Bitte. Das war’s. Soweit. (...)
herzlichst - der max