@*****_WI
Ich hätte noch eine Frage zu einem Posting von dir:
Ich habe keine Ahnung, ob der Link zum Thema Emanzipation und Eigenverantwortung schon gepostet wurde: wer mag, google den TAZ-Artikel "Die verlassenen Macchiato-Mütter". Eigenverantwortung erspart ein Beuteschema.
Was meinst du damit?
Der Artikel ist zwar m.E. etwas tendenziös, enthält aber schon ein paar Wahrheiten.
Die Kommentare sind auch extrem spannend, man merkt daran, welcher Druck unter der Oberfläche brodelt. Großartig
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Ich erkenne in dem Artikel mein "akademisches Milieu" sehr gut wieder, mit seinen "Idealen" und Marken und der schlussendlich gelebten Praxis
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Das ganze Thema ist schwierig, ich bemühe mich, meine Meinung kurz zusammenzufassen. Aber ich diskutiere gerne darüber.
Die Frage ist ja, ob man es sich in unserer Gesellschaft als unabhängiger/emanzipierter Mensch leisten kann, dauerhaft von anderen abhängig zu sein. Da das System auf (Lohn)Arbeitseinkommen basiert (reiche Erben mal außen vor gelassen), verliert man seine Unabhängigkeit, wenn man auf einmal mal alleine dasteht, einfach mangels ausreichend Geld.
Ich kann mich also nicht auf der einen Seite als emanzipiert bezeichnen und auf der anderen Seite ein 50er-Jahre-Spießermodell leben, in dem ich von einer anderen Person abhängig bin. Nach außen emanzipiert, aber leben wie Eva Hermann.
So lange halten Beziehungen heute einfach nicht mehr. Das mag man beklagen, aber man sollte es akzeptieren. Spart einfach das Herumheulen später.
Ich zitiere mal 3 Stellen
Ich habe auf Karriere verzichtet, mich mit einem Job fürs Zubrot zufriedengegeben - weil Männer nun mal nicht stillen können
Ja, als "Flaschenkind" ist es gleich vorbei im Leben, da hilft auch kein PEKIP und was es sonst noch so gibt
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Und sie treffen neuerdings auf ein Unterhaltsrecht, das die einst getroffenen Absprachen von Paaren zugunsten der Familienplanung nicht berücksichtigt. Ist eine Beziehung beendet, hat der Partner, bei dem die Kinder hauptsächlich leben, nach dem dritten Lebensjahr des jüngsten Kindes keinen Anspruch mehr auf Betreuungsunterhalt. In der Praxis heißt das: Die Mutter, die größtenteils zugunsten der Kinder zu Hause blieb, soll sich einen Job suchen, um den Exmann zu entlasten.
Das halte ich für eine Selbstverständlichkeit, dass die betreuende Person auch arbeiten geht. Ich empfehle da einen Blick in Nachbarländer oder mal aus dem "High Potential"-Milieu nach unten. Das schärft den Blick für "alternative Lebensformen"
. Diese Mutterkreuz-Ideologie ist ein speziell deutsches Mittelschichtsthema.
Außerdem: welche Frau würde weiter arbeiten gehen und sich die ersten drei Jahre mit dem Kind "nehmen lassen"? Das sind Ausnahmen. Gerade die ganze Mutter-Kind-Bespaßungsindustrie mit Kursen, Babyschwimmen, Frühförderung etc. verlangt doch vollen Einsatz der Mutter, Männer sind doch da fehl am Platz (auch hier gibts sicher Ausnahmen).
Es wird immer das Argument "er verdient mehr, also bleibe ich zuhause" angeführt, aber wenn ich emanzipiert bin, brauche ich auch weniger Geld, wenn mir die Arbeit wichtig ist. Und Geld ist Unabhängigkeit (leider). Das Beuteschema der (akademischen) Frau, sich nach oben zu orientieren, führt mit dieser Argumentation zwangsläufig zum Herd. Und wenn ich ein "Park"studium in einem Fach absolviert habe, was mich zwar interessiert hat, aber im kapitalistischen Verwertungsprozess unbrauchbar ist, kann ich mich zwar fürs Ego "Akademiker" schimpfen, problematisch wirds aber trotzdem.
Sorry für die Offenheit
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Disclaimer: ich finde es völlig ok, wenn Frauen Nur-Hausfrau und Mutter sind, das ist eine persönliche Entscheidung. Nur sollen sie sich dann nicht beklagen, wenn es schiefgeht und schwierig wird.
Zwar haben Trennungskinder wie Albrechts Sohn Leon keinen Mangel an Kleidung, Essen oder einer guten Schule - was ihnen fehlt, ist Orientierung und ein Ansprechpartner in der Familie. Diese Form von Vernachlässigung komme häufig auch bei finanziell potenten Eltern vor, bestätigt die Jugendamtsbeamtin.
Richtig, vor allem, wenn der Einsturz des persönlichen Lebensentwurfs dazu führt, dass man über das Sorgerecht streitet und alles über das Kind ausgetragen wird.
Ehrlich gesagt, die Beschreibung der "Probleme" in dem Artikel ist doch eine Verhöhnung aller, die es wirklich schwer haben.
Die einzige Lösung, die ich da rauslesen kann, ist auf Kinder ganz zu verzichten
(ist ja geschlechtsneutral, wer der „Versorger“ ist bzw. nicht mehr ist, die Kinder sind immer die Gekniffenen).
Es sollte nicht nur einen "Versorger" geben, nicht in unserer Gesellschaft. Dann klappts auch leichter mit den Kindern.
Was ich so in meinem Bekanntenkreis mitkriege, ist das Thema Familienplanung schon sehr oft ein K.O. Kriterium beim Kennenlernen bzw. näheren Kennenlernen. Soll heißen, dass es viele Frauen (v.a. Ü35) gibt, die dies in ihrer Lebensplanung (noch) verwirklichen wollen und den Männern quasi die Pistole auf die Brust setzen. Das Krasseste, was mir ein Freund hierzu erzählt hat: bei einem ersten date (resultierend aus einer anderen „normalen“
Plattform) fragte die Frau nach ca. 10 Minuten „Beschnuppern“: „Willst du eigentlich Kinder? Wenn nicht, können wir es gleich lassen.“
Tja, er ist aufgestanden und gegangen. Kann ich gut verstehen.
Das bin ich auch schon dreimal direkt beim ersten bzw. zweiten Date gefragt worden... Ich würde nicht soweit gehen, dass Frauen ab 30 "high risk" sind, aber ich habe zwei Fälle im Freundeskreis, in denen es innerhalb der ersten 6 Monate zu einer Schwangerschaft kam. Gerade bei Akademikerinnen ist ab 30 die Karriere einigermaßen "in Schuss", jetzt kommen die nächsten Schritte. Oft fehlt dann nur der Mann, und bei der Auswahl gehts dann zielgerichtet nach Business Plan voran
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Bevor die Postings des Typs "Sind die Typen doch selbst schuld, warum benutzen sie kein Kondom" kommen: ein angemessener Beziehungszeitraum, um über Kinder zu reden, sind 24 Monate (persönliche Meinung von mir, YMMV). Schließlich sollte eine gewisse Substanz vorhanden sein, ob es dauerhaft gutgeht. Es ist aber nicht einfach, Frauen dauerhaft zu erklären "auch wenn Du die Pille verwendest, bleibe ich beim Kondom" (Interessierte probieren das einfach aus
).