ONS... und andere katastrophen
wünsche gute unterhaltung.
(...)
Ich war mir ständig selbst im Weg.
Das zog sich wie ein roter Faden durch die Betten, in denen ich zu tun hatte. Was den Sex betrifft - theoretisch war ich unschlagbar. Ein Experte. Darüber sprechen und Vorträge halten... war absolut kein Problem.
Nur... ich musste erst mal heraus finden, was ich für mich wirklich wollte; welche Rolle spielt eigentlich dieser verdammte Sex in meinem Leben?
Das heraus zu finden, daran arbeitete ich fieberhaft.
Ich hatte einfach noch nicht genügend schlechten Sex erlebt.
In meinem Fall konnte ich diese Misere - die Suche nach meiner Sexualität, nur dialektisch lösen.
Über Sättigung.
Quantität.
Schnauze voll.
Schicht im Schacht.
Arschlecken.
Was mir fehlte war eindeutig der ‚Mut der Verzweiflung.’
Um mir den zu erarbeiten, brauchte ich noch jede Menge schlechten Sex;
am besten grottenschlechten Sex.
Unzählige ONS zum Beispiel.
Irgendwo einen ONS zu organisieren, war und ist nicht das eigentliche Problem. Dazu braucht es nur einen festen Willen, und ne gehörige Portion Unverschämtheit - charmante versteht sich.
Dazu Ausdauer, plus die Fähigkeit verdrängen zu können,
um sich - gespielt blauäugig, auf die Beute zu stürzen.
Abgesehen davon, dass ich die Schönen, die Zicken und die schönen Zicken einfach links liegen ließ, gab es für mich persönlich kein klar erkennbares Beuteschema.
Mal waren’s die Dicken.
Mal die vom Leben enttäuschten.
Wobei das eine nicht unbedingt das andere ausschließen muss. Oder die, die in ihrem bisherigen Leben - höchst wahrscheinlich, noch keinen Schönheitspreis gewonnen haben.
Dann waren da noch die Angetrunkenen, die so merkwürdig anhänglich werden und dir unaufgefordert aber dafür um so offenherziger ihr ganzes Leben erzählen wollen. Sie berichten dir mit Übereifer von ihrem Mut sich nicht das Leben zu nehmen und von ihrer Verzweiflung darüber, wahrscheinlich nie mehr glücklich werden zu können, weil alle Männer Arschlöcher sind.
Fragst du dann so eine, warum sie denn nicht aufs Muschilecken umschwenkt, wo doch alle Männer Arschlöcher sind... fühlt sie sich erst recht unverstanden.
Auch wiederbelebte frühere ONS - die beide irgendwie verdaut haben, waren immer mal wieder dabei. Bei denen wusste ich dann zumindest was mich erwarten könnte.
Zwei Punkte sind bei der Organisation eines ONS unerlässlich;
erstens müssen die potenziellen Kandidatinnen ohne irgend eine Freundin unterwegs sein, da diese das Abenteuer ihrer Freundin sowieso madig machen wird - aus welchem Grund auch immer - und davon gibt es bekanntlich unter ‚besten Freundinnen’ genug und...
Punkt zwei;
sie dürfen kein Wasser oder anderes alkoholfreies Zeug trinken. Denn dann ist zu neunzig Prozent klar, das sie noch mit dem Auto fahren werden.
Wer aber noch mit dem Auto fahren muss, hat entweder den Taxidienst für die Gruppe übernommen - und ist quasi verpflichtet mit den anderen gemeinsam die Disco zu verlassen, oder sie wohnt sowieso am Arsch der Welt.
Frauen, die in der Disco Wasser trinken... auch wenn die nicht mit dem Auto unterwegs sind, entpuppen sich nicht selten als total langweilig. Das die dir damit in den Ohren liegen, das sie - um fröhlich zu sein, keinen Alkohol brauchen... als ob ich Alkohol brauche. Der macht nur einiges leichter. Erträglicher. Jedenfalls kannste solche Damen getrost vergessen. Modell Spaßbremse. Die denken viel zu viel.
Die Chancen erhöhen sich auf alle Fälle was zu reißen, wenn man gut vorbereitet die Sache angeht.
Sind von der Zielperson die wichtigsten Eckdaten für die Unternehmung ‚ONS’ ausbaldowert, kann’s im Prinzip losgehen.
Interessant sind zum Beispiel Punkte wie
ihre Trinkgewohnheit,
ihr Tanzverhalten,
ob sie allein unterwegs ist,
ob es männliche Konkurrenz gibt
und wenn ja... verteilt die Körbe?
Lacht die auch mal? Lacht die nur?
Unterhält sie sich überhaupt mit jemanden, und wenn ja; besteht ihr Beitrag an der Unterhaltung nur im Zuhören?
Erwidert sie deinen Blick?
Und, und, und. Informationen sind immer gut.
Als Einstieg einfach irgendwie ein Gespräch vom Zaun brechen.
Nichts philosophisches.
Irgend was.
Dann erst mal lauschen was passiert.
Wenn nichts passiert, bzw. keine oder eine unbefriedigende Antwort zurück kommt... in so einem Fall ist das Objekt deiner temporären Begierde sowieso unbrauchbar.
Kommunikativ ein Rohrkrepierer.
Die wird deine Witze und Anspielungen sowieso nicht verstehen, wollen. Geschweige denn honorieren; mit lachen zum Beispiel. Von mir aus auch mit einem blonden Kichern. Am Ende infiziert man sich noch mit Selbstzweifeln. Ne. Das zieht nur runter.
Klar, jeder hat mal einen schlechten Tag. Einen schlechten Lauf.
Wenn von ihr nichts zurück kommt, umorientieren.
In den Discos, die unter dem Motto ‚Ü 30’ oder ‚Ü 40’ laufen, geht im Prinzip - mit etwas Übung immer öfter was.
Diese Beziehungs-Nachkriegsgenerationen, die ungezählte Beziehungen in den Sand setzten,
ein oder zwei Ehen vielleicht,
die vielen Alleinerziehenden,
die frustrierten,
oder hoffnungsvollen,
die zur Esoterik konvertierten...
all die Opfer...
die sogenannten Nichtsuchenden;
alle sind sie auf der Suche nach dem Glück. So viel steht fest. Man muss nur heraus finden, wo sie sich auf einer gedachten Skala von eins bis zehn bewegen. Man muss an ihre Defizite herankommen, im Gespräch. Die Schwachstellen sind interessant.
Alle zwischen dem siebenden Strich und dem Zehnten, werden auf Anhieb für einen ONS nicht zu begeistern sein. Nüchtern sowieso nicht.
Körperlich sind sie vielleicht reif... weil sie ganz einfach auch mal wieder ficken wollen; wobei es da selbstverständlich selten um den Fick an sich geht. Das ist nur der Preis, den sie bereit wären zu zahlen.
Ansonsten beißt man sich an denen nur die Zähne aus.
Die werden sich zu schade sein, für einen Fick ohne Soul. Sind ganz Frau. Selbstbewusst und ungefickt. Seit Wochen. Wenn nicht sogar seid Monaten oder Jahren. Die Warten auf ihren Märchenprinzen.
Stur und unbeirrt. Nur zu.
Vom sechsten Strich abwärts bis zur Grundlinie, geht ne Menge.
Auch wenn’s verwirrend klingen mag;
alle die sich auf dieser gedachten Skala - von eins bis zehn, zwischen vier und sechs herum treiben... das sind zum Beispiel die für mich eigentlich interessanten Objekte.
Die von eins bis drei fickt doch entweder jeder, oder niemand mehr.
Warum sollte ich mir das antun? Für mich waren das persönlich keine echten Herausforderungen. Es sei denn...
ich hatte mal einen schlechten Lauf.
Oder nicht viel Zeit.
Keine Geduld.
So vor sechs sieben Jahren, da war irgendwie mehr los in den Discos. Da herrschte noch richtiger Aufbruch. Euphorie. Goldgräberstimmung. Bei Frauen wie Männern.
Heute sollte man sich vorsichtshalber was zum ficken in die Disco mitbringen. Echt. Irgendwie hat sich Desillusionierung und Ernüchterung breit gemacht. Die vielen ONS haben bei allen Beteiligten ihre Spuren hinterlassen.
Das ganze Singleleben ist rauer und aggressiver geworden. Zumindest versuchen immer mehr Frauen dieses ‚New Romantik’ zu leben. Eine Spielart, wo sie sich selbst besser und schmerzfreier bescheißen können.
Distanz und Nähe auf einem ganz neuen Niveau, mit neuen Spielregeln und Sicherungssystemen, die aber nur selten greifen.
Das ganze findet dann im Internet statt.
Wunschzettel schreiben, warten... sich in ein Phantom verlieben und wieder mal - ausgerechnet, an den falschen geraten zu sein.
Die Mehrzahl der Frauen scheint heute tatsächlich nur zum Tanzen in die Disco zu gehen. Wahrscheinlich sind das jene, die inzwischen gelernt haben mit einem Computer umzugehen.
Single treiben sich heutzutage im Internet rum und organisieren sich dort ihre virtuellen Abenteuer - keimfrei, die sowieso nie mit einer Hochzeit im OFF enden, bzw. nach der obligatorischen Tasse Kaffee, in sieben von zehn Fällen - nach spätestens einer Stunde, als gescheitert erklärt werden; meist von der Frau.
Sei’s drum.
Haste eine gefunden - in der Disco, die dir zuhört und das nicht nur aus Langeweile, sondern aus Interesse...
sei von Anfang an ehrlich.
Schwierig. Das ja.
Aber es wird sich auszahlen. Frauen lechzen nach ehrlichen Männern. Schließlich sind die meisten von ihnen als Opfer unterwegs.
Belogen. Betrogen. Missbraucht. Verlassen. Auf der Suche nach Wahrheit, Ehrlichkeit und Ritterlichkeit.
Je ehrlicher du sein wirst, um so größer und ungläubiger werden ihre Augen dich ansehen. Zu dir hinauf. Im Idealfall.
Manchmal geht’s auch gewaltig nach hinten los. Du wirst dann in die gleiche Schublade gesteckt, in der ihre Exen vor sich hin faulen.
Bist dann in ihren ungläubigen Augen auch so einer.
Ein Betrüger.
Fremdgeher.
Bindungsunfähiger.
Emotionaler Krüppel.
Ein Arschloch halt...
wenn man freimütig zugibt in einer Beziehung zu leben - wie ich es damals tat, um Fakten zu schaffen.
Spätestens beim zweiten gemeinsamen Drink, an der Bar oder in einer halbdunklen Ecke, sollte man ehrlicherweise diese Information gezielt unters Volk gebracht haben, falls man kein waschechter Single sein sollte.
Eher macht keinen Sinn und später wird sie dir das nicht verzeihen. Wo sie doch gerade anfangen wollte mit dir zu flirten und sich zu öffnen.
Nach spätestens einer halben Stunde sollten die Karten auf dem Tisch liegen. Dieses ‚Geht da was?’ braucht seine Antwort.
Jedes schnelle ‚Ja.’ oder schnelle ‚Nein!’ wird dabei gleich wertvoll. Ein ‚Ja.’ ist o.k.. Ein ‚Nein.’ wäre auch völlig in Ordnung.
Dann hat man noch genügend Zeit, um weiter zu suchen.
Vorrausgesetzt man hat früh genug damit begonnen. Nicht zu früh. Die Party müsste schon ne Weile am laufen sein. Alkohol, gute Laune und ein voller Laden sind immer förderlich für positive Vibration.
Selbstverständlich sollte die Frage nicht ‚Ficken?’ lauten. Oder ‚Hast du Lust mit mir heute Nacht zu schlafen?’. Ne.
Wer will schon schlafen, wenn man doch eigentlich ficken will.
Jetzt mal im Ernst. Dieser Klassiker ist durch; bringt es nicht mehr. Nicht mal als aufgedruckter Scherz, auf dem T-Shirt. So was ist quasi aus der Mode. Klar kann man ihr auch sagen, dass man mit ihr schlafen möchte, gern. Klingt auf alle Fälle schon mal selbstbewusst... ist aber nicht ohne Tücken.
Falls sie sich das mit dem ONS vorstellen könnten - rein metaphysisch sozusagen, würden sich die wenigsten sofort als ‚So eine...’ outen wollen. Verbal. Es tun oder darüber reden... sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Es tun und darüber reden, schon fast ein Ding der Unmöglichkeit, sogar in vielen Liebes-Beziehungen.
Oder gerade in Liebes-Beziehungen. Die verdammte Angst vor Ablehnung. Nicht mehr geliebt zu werden, nur weil man... Das ist es ja eben; man kann dieses ‚nur weil man...’, schwer einschätzen. Diese verflixte Unsicherheit.
Dieses Minenfeld. Diese dämliche Eifersucht auf die größeren Titten im gerade laufenden Porno, den größeren Schwanz des Ex, der offenherzigen Lust an der Lust, und das natürlich nicht nur am eigenen Partner.
Ist auch egal. Irgend was ist immer... kommt unverhofft oft um die Ecke.
Fazit: nur nicht zu viel verraten. Sich nicht verplappern. Alles rund um das Thema Sex so lancieren, das es auf gar keinen Fall mit bekannten und lebenden Personen in Verbindung gebracht werden könnte - außerhalb dieser heiligen Zweisamkeit Beziehung, versteht sich.
Immer schön schwammig sein. Immer auf der sicheren Seite bleiben. Scheiße.
Sind das nicht arme Schweine, die sich stets und überall kontrollieren müssen? Ich weiß wovon ich spreche. Gut, Sex ist nicht alles. Aber nicht mal mit dem eigenen Partner drüber reden können... und dabei meine ich nicht nur das gute alte Flaschendrehen bei Kerzenschein, nachdem man gemeinsam gekocht, gegessen und gemeinsam auch noch abgewaschen hat, um anschließend beim frivolen Flaschendrehen auszuknobeln, wer diesmal auf dem Rücken liegen darf.
Hölle, Hölle, Hölle.
Wenn’s ne unverbindliche Geschichte ist und man sowieso irgendwie das Gefühl hat, dass das Ganze keine großartige Lovestory wird, hat man’s erheblich leichter, über Sex zu reden.
Beim ONS, den du am organisieren bist, bleibt dir quasi gar nichts anderes übrig, als dein Anliegen zu thematisieren. Das schwierige daran ist lediglich so kunstvoll und lustig wie möglich, mit der Tür ins Haus zu fallen. Halt ne gute Figur dabei zu machen. Nicht mehr und nicht weniger.
Bei einem ‚Nein!’ und bei einem ‚Ja.’ Unbedingt Haltung bewahren. Beim ‚Nein!’ bloß nicht überrascht tun. Nimm es demonstrativ ungerührt hin. Soll die sich doch ihre Pluspunkte woanders sammeln und sich an einem anderen aufbauen.
Bei einem ‚Ja.’ auf alle Fälle gelassen bleiben und sie keinesfalls sofort beim Wort nehmen, indem man zum Beispiel anfängt zu quengeln, oder ständig und demonstrativ auf die Uhr schaut.
Unverzeihlich wird’s, wenn man sie versucht von der Tanzfläche zu ziehen, nur weil man sie so schnell wie möglich in seiner Höhle haben will.
Ein ‚Ja.’ Ist immer auch ein ‚vielleicht.’, darüber sollte man sich im klaren sein. Lass sie tanzen. So lange sie will. Mach sie spitz und tanz mit, wenn’s helfen könnte. Wenigstens zwei drei Mal. Und lächeln. Immer lächeln. Ob offen oder geheimnisvoll... das ergibt sich.
Die eine braucht beides, ne andere das lebensbejahende offene Lächeln und die, die sich für was besseres und gebildetes halten... dann machst du eben einen auf nachdenklichen, reflektierten und philosophischen Kosmopolit.
Egal was für ne Type es dir angetan haben sollte; versuch es erst mal soft. Step by Stepp, sozusagen.
Manchmal bringt dich was romantisches voran.
Gemeinsam zu frühstücken wäre was romantisches. Zumindest... wenn man sich noch nicht oder noch nicht lange kennt. ‚Frühstück?’ kommt um Längen besser als ‚Ficken?’.
Klingt obendrein noch völlig unverfänglich. Oberflächlich gesehen sogar harmlos. Geradezu asexuell. Die Asexualität fliegt natürlich in dem Moment auf, wenn man darauf bestehen muss, es ihr ans Bett bringen zu wollen - falls man allein lebt, und das... klar, am kommenden Morgen.
Alle in der Gruppe wissen dann worum es geht. Keiner von beiden hat es ausgesprochen, dieses Wort - SEX. Niemand legt sich fest. Niemand wird festgelegt.
‚Alles kann. Nichts muss.’. Und so weiter und so fort.
Sollte nichts zum frühstücken im Haus sein, geht man eben zu Mc. Donalds. Das gibt der ganzen Sache sogar noch eine zusätzliche Note Jugendlichkeit. Verwegenheit. Was desperates. Versuche sie aber daran zu hindern, sich hinzusetzen. Unbedingt.
Im Sitzen wird sie sich wieder nüchtern quatschen. Das kann dauern. Dazu Kaffee bis zum Abwinken, sowieso. Ich würde versuchen es mir jedes Mal auf die Hand geben zu lassen und dann nichts wie raus aus dem Laden.
In Bewegung bleiben. Unterwegs sein. Wenn man erst mal sitzt... kannste die Sache im Prinzip abhaken.
Es sei denn... du arbeitest an einem Langzeitprojekt. Dann hast du natürlich alle Zeit der Welt. Es wird der Abend kommen, an dem deine Sterne günstig stehen. Wann das sein wird, ist dann im Prinzip egal. Es reicht daran zu glauben.
Die Nummer mit der Tasse Kaffee, den man irgendwo - am besten zu hause, noch miteinander trinken könnte... die habe ich aus meinem Repertoire gestrichen. Man trinkt sie dann zwar trotzdem, die Tasse Kaffee, aber man braucht ihr ja kein Argument auf dem Silbertablett zu liefern, falls es eng werden sollte. Sie wird sich dann auf genau dieses ‚Nur-Kaffee-Trinken’ berufen. Fazit: Halt einfach das Maul.
Stell dir vor, sie will wirklich nur Kaffee trinken.
Mit so einer wirst du in dieser Nacht keinen Spaß mehr haben. Wenn du dich dann völlig entnervt - vernünftiger Weise, fürs Schlafengehen entschieden hast, weil dir der Kaffee und ihr Gequatsche bereits zu den Ohren raus kommt, wirst du ein Problem bekommen. Richtig ärgerlich kann’s werden, falls du in ihrer Bude gelandet bist und sie am anderen Ende der Stadt wohnt.
Die letzte Bahn ist weg. Die Erste kommt erst in einer halben Ewigkeit und ein Taxi ist natürlich schweineteuer. Notgedrungen wirst du es trotzdem bezahlen.
Ist sie mit zu dir, dann müsstest du sie in so einem Fall aus der Wohnung hinauskomplimentieren, um endlich den ersehnten Schlaf zu finden. Schließlich wäre es mehr als unhöflich, sie allein in der Küche herumsitzen zu lassen - vertieft in deine selbstgeschriebenen Gedichte, die du ihr als allerletzten Versuch dich anzupreisen - wenn auch gescheiterten, wortlos und uneitel in die Hand gedrückt hast.
Auf der anderen Seite wäre das nicht mal so verkehrt, das mit dem ‚sich einfach hinlegen’ und eben nicht zu warten, das was passiert. Einfach darauf vertrauen das was passieren wird. Egal was kommt. Existenziell bedrohlich wird’s nicht werden. Was könnte schon schlimmes passieren?
Entweder sie kommt zu dir ins Bett nachgeschlichen oder sie wird die Wohnungstür hinter sich zuziehen. Laut oder leise. Gehupft wie gesprungen. Zu ist zu.
Ausgesprochen unglücklich bis tragisch wird sich die Sache entwickeln, wenn sie vorher in der Disco zwar noch irgendwie wollte, aber vom vielen Kaffee und endlosem quatschen, sich die ganze Sache noch mal durch den Kopf gehen lässt.
Die Schwankenden sind am nervigsten. Die wollen dann übers Gespräch Nähe herstellen und alles ganz genau über dein Leben wissen, bevor sie sich eventuell ficken lassen.
Über die Ex. Die Exen. Warum die sich getrennt haben? Ob du Kinder hast. Wenn nein, warum nicht.
Dein Lieblingsessen. Ob du in Lohn und Brot stehst. Was du genau machst. Wieso? Ob man davon leben kann. Wie? Auch ne Familie, eventuell? Warum du fremd gehst. Warum du in keiner Beziehung lebst...
Tja, dumm gelaufen.
Dann wird es noch zu früh sein, sich ohne Gesichtsverlust zu trennen und zu spät um noch richtig Action zu machen.
Was tun? Notgedrungen muss man da durch. Das ganze Programm ihres Weltschmerzes. Ihres Unglücklichseins.
Gescheiterte Beziehungen.
Trinkende Ehemänner.
Fehlgeburten.
Hobbys.
Vater, der nie da war.
Mutter, die immer da war.
Arbeitslosigkeit.
Zu viel Arbeit.
Missbrauchsgeschichten.
Brustkrebs.
Ihre unerfüllte und unglückliche Liebe zu ihrem Schwager...
Im Prinzip die gesamte vermurkste Biographie einer leiderprobten Frau, in drei Bänden. Ein Wesen zwischen betrunken sein - nicht vom Glück, vom Alk, wieder nüchtern werden vom Kaffee und sich dafür hassen, nicht bleiben zu können, weil ihr
der Sinn ihrer Aktion abhanden gekommen ist, sozusagen.
Ernüchterung.
Wer will sich so einen undefinierbaren weiblichen Aggregatzustand morgens, zwischen vier und halb sechs wirklich antun? Kein Schwein.
Klar blieb es nicht aus, das ich auch bekloppte Frauen abschleppte, so wie ich strukturiert war. Reihenweise. Von den Rückfällen spreche ich mich mal frei. Künstlerpech.
Ich wollte Abenteuer erleben.
Jede Menge davon.
Mit Frauen.
Abenteuer die ich überhaupt nicht brauchte, eigentlich. Das Ende kannte ich sowieso. Oft schon Stunden vorher.
Zum Beispiel solche verrückten Weiber, die wirklich nur ne Tasse Kaffee bei mir trinken wollten. Die immer Geld für ein Taxi im hinteren Fach ihrer Geldbörse bunkern; für eben solche Gelegenheiten.
Müll abladen, mir den Schlaf rauben und sich wieder aus dem Staub machen. Waren mal eben aus weiblicher Neugier mitgekommen. Wollten nur mal gucken wie ich so lebe. Oder weil sie eh keine Lust oder den Mut hatten, vor dem Morgengrauen in die eigene Wohnung zurückzukehren.(...)
(aus: schimpansen mögen keine affenpornos - von der last ein pop(p)star zu sein