Weibl. Ejakulation-was hatte die Natur damit vor?
Hier wiederhole ich mal einen früheren Beitrag, der damals so viel Wirbel ausgelöst hat, daß plötzlich der gesamte Thread “..hilfe meine Frau spritzt ab!” spurlos verschwunden war.
Nachdem dieses Thema “abspritzende Frau” hier schon in zahlreichen Threads behandelt worden ist, gibt es inzwischen für mich immer weniger Zeifel, was es damit in Wahrheit auf sich hat.
Was mir auffällt, ist, daß das Phänomen zwar individuell sehr unterschiedlich erlebt und beschrieben wird, dennoch in vielen Punkten Übereinstimmungen erkennbar sind.
Den Aspekt, welche Flüssigkeitsmengen vorstellbar oder glaubwürdig sind, bzw. wie sie gebildet und gespeichert werden, lasse ich mal außer Acht.
Zunächst finde ich den immer wieder gezogenen Vergleich zur männlichen Ejakulation sehr irreführend, zumal der Charakter des weibl. Ejakulats, vielen Beschreibungen nach zu urteilen, wenig Ähnlichkeiten mit dem männlichen Sperma aufweist, den ich nur als dickflüssigen Schleim kenne. Daher rührt wohl auch die anfängliche Verwechslung mit Urin, die man so wirklich niemandem übel nehmen kann.
Ferner bestätigt sich immer mehr der Verdacht, daß es sich bei dem von den Frauen während des Abspritzens erlebten Gefühl gar nicht um einen Orgasmus im eigentlichen Sinne handelt, sondern um ein nach einem bestimmten Reizschema erzeugtes, in der Intensität vergleichbares, aber dennoch anderes Gefühl, für das es noch keinen eigenen Namen gibt.
In der Praxis halte ich es für möglich, daß sich die Gefühle so überlagern, daß es der Frau nicht immer möglich ist, beide Orgasmus-Arten bzw. Gefühlsrichtungen zu trennen.
Hin- und wieder stoße ich auf zwei äußerst interessante Theorien, auf die ich hier hinaus will:
1. Der Sinn der G-Punkts als offensichtlicher Auslöser liegt darin, durch ein Lustgefühl den Schmerzen bei der Geburt entgegenzuwirken und
2. die nach dessen Reizug ausgestossene Flüssigkeit eine Art Schmiermittel für das durch den Geburtskanal gedrückte Kind sein könnte.
Wäre es möglich, dass dieser Effekt durch trickreiche Fingerakrobatik simuliert wird und daß allein dies am Ende die sog. “Weibliche Ejakulation” darstellt?
So jedenfalls bekäme dieses Phänomen eine evolutionstechnisch erklärbare und biologisch einleuchtende Bedeutung.
Etliche Beiträge mit der Bescheibung einer nach unten drückenden Muskelkontraktion, die Vibrator, Dildo oder den Finger des Partners hinauszuschieben versucht, lassen kaum noch einen anderen Schluß zu, als daß es sich hier um Teile eines simulierten Geburtsvorganges handelt.
Ich bin schon etwas verwundert, daß diese Theorie nicht mehr Anhänger findet, auch nicht von der Wissenschaft aufgegriffen wird, vor allem aber die Betroffenen, die die “weibl. Ejakulation” aus der Praxis des Sexlebens kennen, gar kein Interesse an solchen Überlegungen haben.
Die Aussage, daß nur “ein Drittel aller Frauen dies erleben könnte”, halte ich für Quatsch. Ich bin überzeugt, daß jede gesunde Frau diese Anlage besitzt und glaube nicht, daß sie nur genetisch bedingt vorhanden ist.
So wie jeder Mensch Ohren, Nase und Blinddarm besitzt, wird auch das Vorhandensein der paraurethralen Skene-Drüsen nicht genetisch vererbt. Die Frage ist nur, ob die Veranlagung auch aktiviert wird bzw. die Frau das Reizgefühl, das in Richtung Abspritzen führt, als angenehm empfindet.
Für Frauen, die noch nie davon gehört haben, sind somit die Chancen recht gering, es zu erleben. Und längst nicht jede hat überhaupt ein Interesse, dieses Thema zu vertiefen und entsprechende Experimente an sich zu machen bzw. machen zu lassen.
Ich hätte auch so schnell nichts davon erfahren, wäre mir nicht vor fast 25 Jahren zufällig das Buch von Alice K. Ladas, Berverly Whipple u. John D. Perry (Der G-Punkt, das stärkste erotische Zentrum der Frauen, Heyne 1982) in die Hände gefallen, in welchem amerikanische Gynäkologen im Zusammenhang mit dem G-Punkt erstmals wieder über Beobachtungen weiblicher Ejakulationen berichteten. Damals hielt ich das für eine so seltene Ausnahmeerscheinung, die “Normalsterbliche” kaum betrifft, daß ich mir darüber keine weiteren Gedanken machte. In der ganzen Zeit danach habe ich nie wieder davon gehört und vergaß das Thema zunächst wieder. Bis ich dann durch das Internet erneut damit konfrontiert wurde. Und erst damit und allein hier stellt sich die “weibl. Ejakulation” fast schon als inzwischen alltägliche Erscheinung dar, was mir ebenfalls sehr sonderbar erscheint.
Denn es ist recht erstaunlich, daß das “Know-How”, eine Frau zum “Spritzen” zu bringen, sich so schnell in ganz normalen Bevölkerungsschichten verbreiten konnte, wo doch bislang –zumindest ohne Internet- kaum etwas darüber öffentlich publiziert wurde. Immerhin hat sich uns Männern hiermit offenbar eine Möglichkeit erschlossen, sich als ganz toller Liebhaber profilieren zu können. Dabei habe ich längst nicht mehr den Eindruck, daß es sich hier um Geheimtipps für die absoluten Insider handelt. Daß die Pornoindustrie zwischenzeitlich diese Erscheinung gewinnträchtig vermarktet hat, trägt umso weniger zur Aufklärung bei, je mehr viele dieser Aufnahmen getrickst erscheinen.
Völlig rätselhaft ist mir, warum sich unsere sonst so sensationsgeile Presse nicht für dieses Thema interessiert. Kein einschlägiges Frauen- oder Männermagazin, keine einschlägige Sendereihe befaßt sich damit. Lediglich Verweise auf einen Artikel aus dem Jahr 1994 (!) in der “Cosmopolitan” tauchen vereinzelt auf. Zwar gibt es viele weitere Bücher zum Thema, die jedoch alle dadurch auffallen, daß sie sich fast ausschließlich mit der weiblichen Ejakulation an sich beschäftigen und somit tendenziös wirken. Seriöse Sex-Bücher dagegen ignorieren es nach wie vor oder erwähnen es allenfalls am Rande, immer ein Hintertürchen offen lassend, daß das auch alles gar nicht wahr sein könnte.
Wenn namhafte Sexologen, angefangen bei Freud über Kinsey, Masters & Johnson etc. davon nichts bemerkt haben wollen, läßt sich das evtl. noch erklären. Auch unser Aufklärungs-Altmeister Oswalt Kolle kam wohl noch zu früh für eine weibliche Ejakulation. Doch was ist mit den Umfragen von z. B. Shere Hite in den 70er Jahren? Über 1000 Frauen in den USA wurden da nach ihrer Sexualität, insbesondere dem Orgasmus befragt und nicht ein einziger Anhaltspunkt, der auf eine weibliche Ejakulation schließen ließe! Eine etwa zur gleichen Zeit in Deutschland durchgeführte Untersuchung für beide Geschlechter ebenso. Wurde da bewußt etwas herauszensiert?
Daß manche Gynäkologen davon nichts wissen wollen, kann ich ein Stück weit verstehen. Wäre ich Mediziner, würde ich mich auch nicht auf Dinge einlassen, die nicht wissenschaftlich anerkannt sind und in keinem Lehrbuch nachzulesen sind.
Es ist doch heute längst nicht mehr so, daß die Wissenschaft eine reine Männerdomäne ist, was manchmal als möglicher Grund für diese Tabuisierung vermutet wird. Wenn hier aus irgendwelchen emotionalen Gründen jahrelang etwas hinterm Berg gehalten wird, dann geht das sowohl von weibl. als auch männl. Seite aus, zumal es ja auch unter fanatischen Feministinnen unterschiedliche Glaubensrichtungen in Bezug auf “vaginalen” und “klitoralen” Orgasmus gegeben haben soll.
Trotzdem paßt die Tabuisierung der weibl. Ejakulation, die offensichtlich gar keine ist, absolut nicht in unsere sonst so aufgeklärte Zeit.
Kürzlich hatte ich Kontakt zu einem Journalisten und Buchautor, der schon durch andere mutige Publikationen zu speziellen Themen menschlicher Sexualität von sich Reden machte. So fragte ich ihn, ob er nicht auch die “weibliche Ejakulation” einmal thematisieren wolle. Doch er lehnte ab, weil er der Sache nicht traue.
So suche ich weiterhin vergeblich nach einer neutralen, fachlich fundierten und emotionsfreien Bewertung dieses Phänomens.
weserjunge
PS: Und dieses Mal bitte nur sachliche und emotionsfreie Antwortbeiträge!