Die Liebe meines Lebens verloren ...
Es ist jetzt gerade mal 2 Tage her, das ich meine große Liebe beerdigen musste und ich begreife bis jetzt noch nicht, wie das alles passiert ist.Wir waren drei Jahre so glücklich, haben so unglaublich schöne Stunden und Momente zusammen erlebt, viel zusammen erreicht - gesehen und so viele Pläne für die Zukunft gehabt ... Mein Schatz und ich haben Anfang August unseren lang verdienten Urlaub angetreten, eine Woche Holland, Strand und Meer und eine Woche sollte es nach Rom gehen - sein größter Wunsch, nach Rom zu fliegen. Doch nun soll alles vorbei sein...
Diese Zeit war für mich einfach nur schrecklich und ich komme bis heute noch nicht damit zu recht!
Ich frage mich immer wieder -WARUM- gerade er? Er war doch meiner, mein Schatz und gerade erst 26 Jahre alt geworden, so wie ich in ein paar Monaten ... Aber auf diese Frage habe ich bis heute noch keine Antwort bekomm und werde es auch nie...
Es war der erste Tag in Rom - den Abend zuvor sind wir gelandet und haben schon fleißig Pläne für den nächsten Tag geschmiedet, wir wollte in den Petersdom fahren ... doch soweit kamen wir gar nicht. Er ist mir einfach am Frühstückstisch zusammengebrochen - ohne Vorwarnung ... ohne ein Wort ... ich bin OP Schwester und habe sofort mit der Reanimation angefangen weil er blau anlief und nicht mehr atmete ... oh Gott, Zeit kann so lang werden wenn einem keiner hilft. Die Leute im Frühstücksraum haben einfach weiter an ihrem Toast gekaut - während ich verzweifelt auf dem Boden um das Leben meines Freundes gekämpft habe ... erst nach 15 Minuten kam ein Rettungswagen ... sie haben ihn dreimal geschockt, bevor sie ihn in den RTW geschobene haben und mit ihm davon fuhren ... und mich stehen ließen, mit allen Papieren...
Mein Kopf war einfach nur leer ... ich wusste nicht was ich in diesem fremden Land machen sollte - und schon gar nicht ohne ihn...
Der Hoteldirektor versprach mir, mich ins Krankenhaus zu bringen - sobald er eine Info aus der Notaufnahme hatte ... und das Warten begann ... Nach einer Stunde kam der Anruf - 10 Minuten später war ich im Krankenhaus vor der Notaufnahme - wo gleich 5 italienische Ärzte auf mich einredeten ... mein Kopf war schon am platzen denn ich verstand die Hälfte der Fragen überhaupt nicht ... nur so viel "Er hatte keine Chance mehr" ...
Voll Panik versuchte ich verzweifelt seine Familie in Deutschland zu erreichen - nachdem ich sämtliche Nummern ausprobiert hatte ging endlich seine Schwester ans Telefon - doch was sagt man ihr...
ich weiß es nicht mehr, das einzige was mir einfiel: "Ihr müsst sofort kommen!"
Nach diesem unbefriedigten Gespräch mit den Ärzten wurde ich dann ganze 6 Stunden vor der Intensivstation geparkt - es gibt nichts Grausameres, warten - wenn der Mensch den du liebst da liegt...
Dann durfte ich zu ihm, verkleidet wie ich es aus dem OP her kenne stand ich vor ihm und er lag einfach nur da ... und schlief ... umringt von Schläuchen und Kathetern ... er sah so zufrieden und schön aus ... nach einer halben Stunde musste ich dann auch schon wieder gehen - die "Besuchszeit" war vorbei ... ich musste ihn dort einfach zurück lassen ... mir brach mein Herz in tausend Stücke ...
Zurück im Hotel versuchte ich Ärzte aus Deutschland und meiner Klinik zu erreichen, telefonierte stundenlang mit dem ADAC und der Notfallzentrale ... bis sich endlich eine Ärztin aus Italien meldete, die sich mit der Klinik in Verbindung setzten wollte um uns zu helfen ... und wieder warten ...
Um Mitternacht waren seine Eltern in der Klinik - es tat unheimlich gut in den Arm genommen zu werden - diesem Kampf nicht alleine führen zu müssen ... erst jetzt sprachen die Ärzte mit uns.
Chris hatte ein sehr kleines Aneurysma im Kopf, das man im CT bei der Aufnahme nicht sehen konnte - er erlitt durch dieses Aneurysma einen Herzstillstand weil sein Herz ins Kammerflimmern fiel - man hat ihn in der Notaufnahme eine Stunde lang reanimiert ... eine Stunde ... 20 Minuten kein Sauerstoff im Gehirn ... dadurch ist es unglaublich angeschwollen und Chris ist ins Koma gefallen ... diese Diagnose ließ mich einfach nur verzweifeln ... WARUM ER??? Warum hier???
Die ganze Woche bangten wir um Ihn, morgens kam die Nachricht es geht im besser, abends hieß es hoher Blutdruck, Fieber - "Wir sind froh wenn er die Nacht überlebt!", jeden Tag warten, jeden Tag andere Infos ... jeden Tag Hoffen und Bangen um den Menschen, mit dem ich meine Zukunft geplant hatte ... er hatte gerade sein Diplom bestanden, war für den Masterkurs eingeschrieben ... das nächste Kleid was wir zusammen kaufen wollten sollte weiß sein ... Die Verzweiflung wuchs jede Minute ...
Diese Woche in Italien waren Jahre für uns alle, die im Krankenhaus hockten und hofften, genau wie die ganzen Leute zu Hause. Die Ärzte gaben ihm alle keine Chance, nur wir, die ihn liebten, wollten es nicht wahr haben.. Er, der Kämpfer wird auch das schaffen... sagten wir uns immer wieder - machten uns Mut und erzähltem Chris das wir ihn wieder zurück nach Deutschland bringen! Doch bis dahin hatten wir noch eine Menge zu überwinden...
Eigentlich durfte er gar nicht transportiert werden - meinte die Ärztin aus Italien, doch als wir Ärzte gefunden hatten die Ihn nach Hause bringen würden, war diese Dame so in ihrer Ehre gekränkt, das sie uns anrief und uns vorwarf, was für grausame Eltern Chris doch hätte und wie herzlos doch seine Lebensgefährtin wäre - wenn wir im Flugzeug sitzen und O-Saft schlürfen, während Chris auf der A3 Richtung Deutschland stirbt ... was soll man dazu noch sagen. Wenn es nach ihr gegangen wäre würden wir noch heute in Italien sitzen und warten bis er geht ... in einem fremden Land, weit weg von seiner restlichen Familie, ohne Freunde die um Ihn weinen und Trauern ... ganz ehrlich, ich finde das auch heute noch viel unmenschlicher so etwas Menschen zu sagen, die gerade Ihren Sohn, die Liebe Ihres Lebens verlieren ... diese Worte tun auch jetzt noch so unheimlich weh ...
Nach fast einer Woche warten, bangen ... vor dem Telefon hocken und auf einen Anruf wartend waren dann endlich alle Hindernisse umgangen, es gab endlich Ärzte die mit ihm fliegen würden, es gab endlich ein Flugzeug, es gab endlich auch ein Intensivbett für ihn ... und auch diesen dummen MRSA Test mussten wir noch abwarten - bis er endlich nach Hause durfte ... wir durften fliegen, d.h. ich durfte mit ihm zusammen fliegen, an seiner Seite - ich durfte ihn nach Hause bringen - bei ihm sein, seine Hand halten, mein Versprechen einlösen ... ihn nicht alleine zu lassen ...
Ich war so glücklich mit ihm Deutschland zu erreichen ... 1 Woche...
Es war so grausam, so unendlich schlimm, wie sie uns mitteilten, dass er es nicht geschafft hatte, den Kampf um sein Leben. Wir konnten und wollten es nicht wahr haben... es tat so unheimlich weh ... Ich schrie, weinte, zitterte, war gelähmt vor Fassungslosigkeit, noch vor ein paar Tagen hatte ich mit ihm gelacht und dann so eine schreckliche Nachricht, die unser ganzes Leben veränderte!
Ich werde es nie vergessen, wie er da im Bett lag - warm, zufrieden lächelnd ... er war zu Hause, er wollte nicht in diesem fremden Land gehen - seine ganze Familie, meine Familie, seine Freunde ... alle waren hier bei ihm um Abschied zu nehmen. Ich war bis zum Ende bei Ihm ... ich war bei ihm als sie seinen Hirntot feststellten, ich war bei ihm als sie die Geräte ausschalteten, als sein Herz aufhörte zu schlagen ... als sein schönes Gesicht ganz weiß und kalt wurde, ich sagte mir immer wieder, das ist er nicht..das ist er nicht. Er steht morgen wieder vor deiner Tür... ich konnte auch schon nicht mehr weinen, ich stand da und wollte ihn nie wieder los lassen, ich wollte ihn nicht von mir gehen lassen...
Das Geschenk
Nicht jedem ist es vorbestimmt,
auf dieser Erde lang zu weilen.
Er mag sich noch so sehr beeilen -
bevor den Gipfel er erklimmt,
gelingt's ihm nicht, dir mitzuteilen,
warum so früh er Abschied nimmt.
Wenn auch das Lebenslicht verglimmt,
er möchte deine Seele heilen.
Bedenke, was er dir geschenkt!
Als Ausdruck seiner großen Liebe,
hat er dich kurze Zeit gelenkt.
Du spürst genau, was er dir schriebe:
Lass los und fühl dich nicht gekränkt!
Du weißt, wie gern ich bei dir bliebe...
Er fehlt so unheimlich ... ich sitze hier in einer riesigen Wohnung, umgeben von seinen Noten, unsren Bildern, unserem Leben ... und doch ist er nicht mehr bei mir, um mir Halt zu geben, mich zu trösten ... seine starken Arme zu spüren ...
Wie soll es denn nur ohne dich weitergehen?
Unser Lieblings - Gedicht
"Allein und einsam frist’ ich
hier mein Dasein, Sehnsucht frißt mich
auf, seit du nicht bei mir bist. Ich
vermiss’ Dich.
Das Schicksal, ach, es riß Dich
fort aus meinem Arm, arglistig
und verschlagen. Blöder Mist! Ich
vermiss’ Dich.
Ach, wie gerne wüßt’ ich,
wie’s dir geht da, wo du bist. Ich
hoffe doch sehr, du erzählst mir...
Du fehlst mir.
Ich träum’ von Dir und küss’ Dich,
aber leider: Küssen is’ nich’,
Das find’ ich ziemlich trist. Ich
vermiss’ Dich.
Ich bitte Dich, vergiß mich
nicht, solange bitte bis ich
dich besuchen komm’ – versprochen!"